Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben eine neue Informationskampagne gestartet, die auf mehr Rücksichtnahme im öffentlichen Nahverkehr abzielt. Im Mittelpunkt der Aktion stehen laute Telefongespräche und das Abspielen von Musik ohne Kopfhörer, die von vielen Fahrgästen als störend empfunden werden. Ziel ist es, das Bewusstsein für ein angenehmeres Miteinander in Bussen und Bahnen zu schärfen.
Wichtige Punkte
- Die KVB hat eine neue Kampagne zur Reduzierung von Lärm in Fahrzeugen gestartet.
- Der Fokus liegt auf lauten Telefongesprächen und Musik ohne Kopfhörer.
- Ziel ist die Förderung von gegenseitiger Rücksichtnahme unter den Fahrgästen.
- Die Kampagne wird auf Plakaten und digitalen Anzeigen in Fahrzeugen und an Haltestellen sichtbar sein.
Details der neuen KVB-Initiative
Die Kampagne der Kölner Verkehrs-Betriebe setzt auf klare Botschaften, um die Fahrgäste zum Nachdenken anzuregen. Unter dem Slogan „Macht aus der Bahn keine Telefonzelle!“ werden visuelle Motive eingesetzt, die das Problem verdeutlichen. Diese Plakate und digitalen Anzeigen sind bereits in vielen Bussen, Stadtbahnen und an den Haltestellen im gesamten Stadtgebiet zu sehen.
Die Aktion richtet sich gezielt gegen Verhaltensweisen, die in den letzten Jahren durch die weite Verbreitung von Smartphones zugenommen haben. Dazu gehören nicht nur laute Telefonate, sondern auch das Ansehen von Videos mit voller Lautstärke oder das Führen von Videotelefonaten über den Lautsprecher des Geräts.
Veränderte Gewohnheiten im ÖPNV
Die flächendeckende Nutzung von Smartphones hat die Art und Weise, wie Menschen ihre Zeit im öffentlichen Nahverkehr verbringen, grundlegend verändert. Während früher das Lesen von Zeitungen oder Büchern dominierte, nutzen heute viele Fahrgäste die Zeit für Kommunikation, Unterhaltung oder Arbeit. Dies führt unweigerlich zu neuen Herausforderungen für das Zusammenleben auf engem Raum.
Hintergrund: Wachsende Zahl von Fahrgastbeschwerden
Die Entscheidung der KVB, diese Kampagne zu starten, ist eine direkte Reaktion auf das Feedback der Fahrgäste. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Beschwerden über Lärmbelästigung in den Fahrzeugen kontinuierlich gestiegen. Viele Menschen fühlen sich in ihrer Ruhe gestört und empfinden die Geräuschkulisse als stressig.
„Wir möchten mit dieser Kampagne nicht anklagen, sondern für ein besseres Miteinander werben. Eine rücksichtsvolle Atmosphäre kommt allen unseren Fahrgästen zugute“, erklärt ein Sprecher der KVB auf Anfrage. „Es geht darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass der öffentliche Raum in Bus und Bahn von allen geteilt wird.“
Die Problematik ist nicht auf Köln beschränkt. Verkehrsbetriebe in ganz Deutschland und Europa sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Einige Unternehmen haben bereits ähnliche Initiativen gestartet oder sogar Ruhezonen in bestimmten Waggons eingerichtet, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Passagiere gerecht zu werden.
Reaktionen und die öffentliche Diskussion
Die Kampagne hat in den sozialen Medien und unter den Kölner Bürgern bereits für viel Gesprächsstoff gesorgt. Die Reaktionen sind überwiegend positiv. Viele Fahrgäste begrüßen den Vorstoß der KVB und hoffen auf eine spürbare Verbesserung der Situation.
Kommentare in Online-Foren zeigen, dass das Thema Lärmbelästigung für viele ein tägliches Ärgernis darstellt. Besonders auf stark frequentierten Linien wie der Linie 1, 9 oder 18 während der Stoßzeiten wird die Geräuschkulisse oft als sehr hoch empfunden.
Wussten Sie schon?
Laut einer Umfrage eines deutschen Meinungsforschungsinstituts aus dem Jahr 2023 empfinden über 60 % der regelmäßigen ÖPNV-Nutzer laute Telefongespräche anderer Fahrgäste als die größte Störung während der Fahrt.
Die Herausforderung der Generationen
Ein interessanter Aspekt der Debatte ist der Generationenkonflikt, der im Slogan „Keine Telefonzelle“ mitschwingt. Während ältere Generationen sofort verstehen, worauf der Spruch anspielt, ist der Begriff einer öffentlichen Telefonzelle für viele jüngere Menschen historisch. Sie sind mit dem Smartphone als ständig verfügbares Kommunikationsmittel aufgewachsen, das oft über Lautsprecher genutzt wird.
Experten für Sozialverhalten sehen hier eine Notwendigkeit, neue gesellschaftliche Normen für den Umgang mit Technologie im öffentlichen Raum zu etablieren. Es geht nicht um ein Verbot, sondern um die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses für Rücksichtnahme.
Was die Hausordnung der KVB besagt
Obwohl die neue Kampagne auf Freiwilligkeit und Einsicht setzt, gibt es bereits klare Regelungen in der Beförderungsordnung der KVB. Diese besagt, dass sich Fahrgäste so zu verhalten haben, dass andere nicht gestört oder belästigt werden. Theoretisch könnte das Personal also bereits heute bei übermäßiger Lärmbelästigung einschreiten.
In der Praxis ist eine solche Durchsetzung jedoch schwierig. Das Personal kann nicht überall gleichzeitig sein, und die Konfrontation mit uneinsichtigen Fahrgästen kann zu Konflikten führen. Daher setzt die KVB primär auf Prävention und Kommunikation.
- Verhalten: Fahrgäste sollen sich so verhalten, dass die Sicherheit und Ordnung nicht beeinträchtigt werden.
- Rücksichtnahme: Eine Belästigung anderer Fahrgäste über das unvermeidbare Maß hinaus ist zu unterlassen.
- Musik: Das Benutzen von Tonwiedergabegeräten ist nur mit Kopfhörern gestattet.
Die neue Kampagne soll diese bestehenden Regeln ins Gedächtnis rufen und ihre Akzeptanz durch positive Kommunikation erhöhen. Ob die Aktion langfristig zu leiseren Fahrten in Köln führt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.




