Am kommenden Sonntag, dem 28. September, finden in Nordrhein-Westfalen fast 150 Stichwahlen statt, die über die Besetzung von Bürgermeister-, Oberbürgermeister- und Landratsposten entscheiden. Besonderes Augenmerk liegt auf Köln, wo die Grünen auf einen historischen Sieg hoffen, sowie auf mehreren Städten im Ruhrgebiet, in denen Kandidaten der AfD die zweite Wahlrunde erreicht haben.
Die wichtigsten Punkte
- In fast 150 Kommunen und Kreisen in NRW finden am Sonntag Stichwahlen statt.
- Köln könnte mit Berivan Aymaz (Grüne) erstmals eine grüne Oberbürgermeisterin bekommen.
- In Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen stehen AfD-Kandidaten in der Stichwahl.
- Die CDU ging als stärkste Kraft aus dem ersten Wahlgang hervor, während Grüne und SPD Verluste verzeichneten.
- Für einen Sieg in der Stichwahl genügt die einfache Mehrheit der Stimmen.
Historische Chance für die Grünen in Köln
In der größten Stadt Nordrhein-Westfalens, Köln, könnte es zu einem politischen Novum kommen. Die Kandidatin der Grünen, Landtags-Vizepräsidentin Berivan Aymaz, tritt gegen Torsten Burmester von der SPD an. Ein Sieg von Aymaz würde bedeuten, dass die Millionenstadt erstmals von einer Grünen regiert wird.
Die amtierende Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) war nach zwei Amtszeiten nicht erneut zur Wahl angetreten. Ihre Nachfolge wird daher in jedem Fall einen Wechsel an der Stadtspitze bedeuten, was die Wahl besonders spannend macht.
Weitere wichtige Duelle der Grünen
Die Grünen kämpfen auch in anderen Großstädten um die Verteidigung oder den Gewinn von Rathauschefsesseln. In Bonn und Aachen müssen die amtierenden grünen Oberbürgermeisterinnen Katja Dörner und Sibylle Keupen gegen Herausforderer der CDU antreten. In Münster steht der Grüne Tilman Fuchs in der Stichwahl gegen Georg Lunemann (CDU).
Spannung im Ruhrgebiet: AfD in drei Stichwahlen
Mit großer Aufmerksamkeit wird die Entwicklung in den Ruhrgebietsstädten Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen verfolgt. In allen drei Städten haben es die Kandidaten der AfD in die zweite Runde geschafft, was für eine besondere politische Konstellation sorgt.
In Duisburg tritt der amtierende Oberbürgermeister Sören Link (SPD), der im ersten Wahlgang mit 46 Prozent die absolute Mehrheit nur knapp verfehlte, gegen Carsten Groß von der AfD an. Groß erreichte im ersten Durchgang knapp 20 Prozent.
In Gelsenkirchen kommt es zum Duell zwischen Andrea Henze (SPD) und Norbert Emmerich (AfD). In Hagen haben die Wähler die Wahl zwischen Dennis Rehbein von der CDU und Michael Eiche von der AfD.
Sowohl die SPD als auch die CDU hatten im Vorfeld der Stichwahlen erklärt, sich gegenseitig zu unterstützen, um zu verhindern, dass Kandidaten der AfD kommunale Spitzenämter übernehmen.
Die "Herzkammer" der SPD wählt erneut
Auch in Dortmund, einer traditionellen Hochburg der Sozialdemokratie, ist die Entscheidung noch offen. Der SPD-Amtsinhaber Thomas Westphal muss sich in der Stichwahl gegen Alexander Kalouti von der CDU behaupten. Das Ergebnis in dieser Stadt hat für die SPD eine hohe symbolische Bedeutung.
Rückblick auf den ersten Wahlgang
Die Kommunalwahlen am 14. September hatten bereits deutliche Verschiebungen in der politischen Landschaft von NRW gezeigt. Die CDU konnte ihre Position als stärkste kommunale Kraft trotz leichter Verluste mit 33,3 Prozent behaupten (2020: 34,3 Prozent).
Die SPD verzeichnete ebenfalls Verluste und kam landesweit auf 22,1 Prozent der Stimmen, ein Rückgang um 2,2 Prozentpunkte im Vergleich zu 2020.
AfD wird drittstärkste Kraft
Die AfD konnte ihr Ergebnis bei den Wahlen zu den Räten und Kreistagen fast verdreifachen. Sie erreichte 14,5 Prozent (2020: 5,1 Prozent) und wurde damit zur drittstärksten Kraft in den Kommunen des Landes.
Für die Grünen war der erste Wahlgang eine Enttäuschung. Nach ihrem Rekordergebnis von 20 Prozent im Jahr 2020 fielen sie auf 13,5 Prozent zurück. Die Linke erzielte 5,6 Prozent und die FDP kam auf 3,7 Prozent.
Nur in wenigen Städten und Kreisen gab es bereits im ersten Durchgang eine Entscheidung. So konnten die SPD-Kandidaten in Hamm und Herne ihre Oberbürgermeisterämter direkt verteidigen. Die CDU gewann elf Landratsposten auf Anhieb, während die SPD sich in zwei Kreisen durchsetzte.
Weitere entscheidende Stichwahlen in NRW
Neben den bereits genannten Städten stehen auch in vielen anderen Kommunen wichtige Entscheidungen an. Landesweit gibt es in 21 der 23 kreisfreien Städte Stichwahlen um den Oberbürgermeisterposten. In 15 von 31 Kreisen wird über den Landrat entschieden.
- In Düsseldorf kämpft der amtierende Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) um seine Wiederwahl gegen Clara Gerlach von den Grünen.
- In Essen tritt der CDU-Amtsinhaber Thomas Kufen, der im ersten Wahlgang klar vorne lag, gegen Julia Klewin (SPD) an.
- In Oberhausen versucht die SPD, das Oberbürgermeisteramt von der CDU zurückzugewinnen. Amtsinhaber Daniel Schranz (CDU) steht erneut Thorsten Berg (SPD) gegenüber.
- Weitere Duelle zwischen CDU und SPD gibt es unter anderem in Bochum, Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim an der Ruhr, Solingen und Wuppertal.
Die Stichwahlen sind notwendig, weil im ersten Wahlgang kein Bewerber die erforderliche absolute Mehrheit von über 50 Prozent der Stimmen erreichen konnte. Am Sonntag genügt nun die einfache Mehrheit, um die Wahl für sich zu entscheiden. Die Ergebnisse werden am Sonntagabend erwartet und könnten die politische Landkarte in Nordrhein-Westfalen für die kommenden Jahre neu gestalten.




