Am kommenden Sonntag, dem 28. September, blickt Nordrhein-Westfalen auf fast 150 Stichwahlen. In zahlreichen Städten und Kreisen wird entschieden, wer in den kommenden Jahren die Rathäuser und Kreisverwaltungen leiten wird. Besonderes Augenmerk liegt auf Köln, wo die Grünen erstmals die Oberbürgermeisterin stellen könnten, sowie auf mehreren Ruhrgebietsstädten, in denen Kandidaten der AfD in die zweite Wahlrunde eingezogen sind.
Die wichtigsten Fakten
- In NRW finden am 28. September fast 150 Stichwahlen für kommunale Spitzenämter statt.
- In Köln kämpfen Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) um das Oberbürgermeisteramt.
- In Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen treten Kandidaten der AfD gegen Bewerber von SPD und CDU an.
- Die CDU ging aus dem ersten Wahlgang am 14. September mit 33,3 Prozent als stärkste Kraft hervor, während die AfD ihr Ergebnis auf 14,5 Prozent verdreifachte.
Spannung in den Metropolen des Westens
Zwei Wochen nach den Kommunalwahlen wird es in den größten Städten Nordrhein-Westfalens noch einmal spannend. Die Stichwahlen sind notwendig, da im ersten Wahlgang am 14. September kein Kandidat die absolute Mehrheit von über 50 Prozent der Stimmen erreichen konnte. Nun genügt die einfache Mehrheit für den Sieg.
Die landesweite Aufmerksamkeit richtet sich vor allem auf die Millionenstadt Köln. Nach dem Ausscheiden der parteilosen Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die nach zwei Amtszeiten nicht erneut antrat, steht die Stadt vor einer politischen Neuorientierung. Die Grünen-Kandidatin und Landtags-Vizepräsidentin Berivan Aymaz könnte für eine historische Premiere sorgen und die erste grüne Oberbürgermeisterin der Domstadt werden. Ihr Gegner ist der SPD-Politiker Torsten Burmester, ein ehemaliger Sportfunktionär.
Düsseldorf und weitere Großstädte im Fokus
Auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Der amtierende Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) muss sich in der Stichwahl der Herausforderin Clara Gerlach von den Grünen stellen. Keller kämpft um seine zweite Amtszeit.
In Bonn und Aachen verteidigen die amtierenden grünen Oberbürgermeisterinnen ihre Posten. Sibylle Keupen in Bonn und Katja Dörner in Aachen müssen sich gegen ihre Herausforderer von der CDU, Michael Ziemons und Guido Déus, behaupten. Im Jahr 2020 hatten die Grünen in beiden Städten erstmals die Rathausspitze erobert.
Hintergrund: Die Stichwahl
Eine Stichwahl findet statt, wenn im ersten Wahlgang kein Bewerber die absolute Mehrheit (mehr als 50 % der Stimmen) erhält. In der zweiten Runde treten dann die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen gegeneinander an. Wer in der Stichwahl die einfache Mehrheit, also die meisten Stimmen, bekommt, gewinnt die Wahl.
Die Situation im Ruhrgebiet
Besonders genau wird die Entwicklung im Ruhrgebiet beobachtet. In drei Städten – Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen – haben es Kandidaten der AfD in die Stichwahl geschafft. Dies hat zu einer besonderen politischen Konstellation geführt, bei der die etablierten Parteien zur gegenseitigen Unterstützung aufrufen, um einen Wahlsieg der AfD zu verhindern.
In Duisburg tritt der amtierende Oberbürgermeister Sören Link (SPD) gegen Carsten Groß (AfD) an. Im ersten Wahlgang erreichte Link bereits 46 Prozent, während Groß auf knapp 20 Prozent kam. In Gelsenkirchen stehen sich Andrea Henze (SPD) und Norbert Emmerich (AfD) gegenüber. In Hagen lautet das Duell Dennis Rehbein (CDU) gegen Michael Eiche (AfD).
Sowohl die SPD als auch die CDU haben im Vorfeld der Stichwahlen erklärt, sich gegenseitig zu unterstützen, um die Wahl von AfD-Politikern in kommunale Spitzenämter zu verhindern.
Dortmunds „Herzkammer“ wählt
Ein offenes Rennen wird in Dortmund erwartet. Die Stadt, die einst vom SPD-Politiker Herbert Wehner als „Herzkammer der Sozialdemokratie“ bezeichnet wurde, steht vor einer knappen Entscheidung. Der amtierende SPD-Oberbürgermeister Thomas Westphal muss sich in der Stichwahl dem CDU-Kandidaten Alexander Kalouti stellen.
Auch in vielen weiteren Städten des Ruhrgebiets kommt es zu klassischen Duellen zwischen CDU und SPD. Dazu gehören Bochum, Essen, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen, wo die SPD hofft, das Oberbürgermeisteramt nach zehn Jahren von der CDU zurückzugewinnen.
Analyse der ersten Wahlrunde
Die Ergebnisse des ersten Wahlgangs am 14. September zeichneten ein klares Bild der politischen Kräfteverhältnisse in den Kommunen von NRW. Die CDU wurde trotz leichter Verluste mit 33,3 Prozent stärkste Kraft (2020: 34,3 %). Die SPD verlor ebenfalls und kam auf 22,1 Prozent (2020: 24,3 %).
Der größte Gewinner der Wahl war die AfD. Sie konnte ihr Ergebnis von 5,1 Prozent im Jahr 2020 auf 14,5 Prozent fast verdreifachen und wurde damit zur drittstärksten kommunalen Kraft im Land. Die Grünen hingegen erlitten deutliche Verluste und fielen von ihrem Rekordergebnis von 20 Prozent (2020) auf 13,5 Prozent zurück.
Wahlergebnisse vom 14. September 2025 (vorläufig)
- CDU: 33,3 %
- SPD: 22,1 %
- AfD: 14,5 %
- Grüne: 13,5 %
- Die Linke: 5,6 %
- FDP: 3,7 %
Ausblick auf den Wahltag
Insgesamt stehen am Sonntag in 21 der 23 kreisfreien Städte Stichwahlen um das Oberbürgermeisteramt an. Lediglich in Hamm und Herne konnten sich die SPD-Kandidaten Marc Herter und Frank Dudda bereits im ersten Wahlgang durchsetzen.
Bei den Landratswahlen kommt es in 15 von 31 Kreisen zu einer zweiten Runde. Hier war die CDU im ersten Durchgang erfolgreicher und sicherte sich bereits elf Landratsposten direkt. Hinzu kommen mehr als 100 weitere Stichwahlen in kreisangehörigen Städten und Gemeinden.
Für die Grünen sind die Stichwahlen in Köln und Münster von besonderer Bedeutung. Erfolge hier könnten das enttäuschende landesweite Ergebnis der ersten Runde ausgleichen. In Münster tritt der Grünen-Kandidat Tilman Fuchs gegen Georg Lunemann (CDU) an. Die Ergebnisse werden am Sonntagabend erwartet und könnten die politische Landkarte in vielen Teilen von Nordrhein-Westfalen neu zeichnen.



