Nach mehreren gezielten Angriffen auf wichtige Bahnstrecken in Nordrhein-Westfalen rücken die Vorfälle in den Fokus der Landespolitik. Innenminister Herbert Reul (CDU) soll in der kommenden Woche dem Innenausschuss des Düsseldorfer Landtags Bericht erstatten. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren, nachdem unter anderem die vielbefahrene Strecke zwischen Köln und Düsseldorf für 17 Stunden lahmgelegt wurde.
Das Wichtigste in Kürze
- Drei mutmaßliche Sabotageakte haben den Bahnverkehr in NRW erheblich gestört.
- Die Strecke Köln-Düsseldorf war nach einem Angriff auf ein Stellwerk für 17 Stunden gesperrt.
- Der Staatsschutz ermittelt, da ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen wird.
- NRW-Innenminister Herbert Reul wird dem Landtag zu den Hintergründen berichten.
Eine Serie gezielter Störaktionen
Innerhalb kurzer Zeit ereigneten sich in Nordrhein-Westfalen drei Vorfälle, die von den Behörden als Vandalismus mit Sabotage-Charakter eingestuft werden. Die Taten zielten direkt auf die Infrastruktur der Deutschen Bahn ab und verursachten massive Beeinträchtigungen für Tausende von Reisenden und Pendlern.
Hauptstrecke Köln-Düsseldorf lahmgelegt
Der schwerwiegendste Vorfall ereignete sich in der Nacht zum Montag auf der Bahnstrecke zwischen Köln und Düsseldorf. Unbekannte Täter öffneten gewaltsam einen unterirdischen Kabelschacht in Leverkusen. Dort durchtrennten sie laut Ermittlern sämtliche Kabel mit einem professionellen Werkzeug, vermutlich einem Trennschleifer.
Diese gezielte Zerstörung führte zum Totalausfall eines wichtigen Stellwerks. In der Folge musste die gesamte Strecke, eine der meistbefahrenen in Deutschland, für den Zugverkehr komplett gesperrt werden. Erst nach 17 Stunden intensiver Reparaturarbeiten konnte der Betrieb am Montagnachmittag wieder aufgenommen werden.
Ausmaß der Störung
Die Strecke zwischen Köln und Düsseldorf ist eine zentrale Ader im deutschen Schienennetz. Täglich nutzen Zehntausende Pendler und Fernreisende diese Verbindung. Ein Ausfall von 17 Stunden führt zu weitreichenden Verspätungen und Zugausfällen im gesamten westdeutschen Raum.
Weitere Angriffe in der Region Aachen
Die Attacke bei Leverkusen blieb kein Einzelfall. Ebenfalls am Montag meldete die Bundespolizei beschädigte Kabel auf der Bahnstrecke zwischen Herzogenrath und Kohlscheid in der Nähe von Aachen. Auch hier wurde der Zugverkehr beeinträchtigt.
Am frühen Dienstagmorgen folgte ein dritter Vorfall in der Nähe von Heinsberg. Dort wurden ebenfalls Kabel an einer Bahnstrecke zerstört. An diesem Tatort kam es zusätzlich zu einem Brand, dessen Ursache noch Teil der Ermittlungen ist.
Staatsschutz ermittelt wegen politischer Motivation
Aufgrund der Vorgehensweise und der gezielten Auswahl der Ziele gehen die Ermittlungsbehörden von vorsätzlichen Taten aus. Die Polizei stuft die Angriffe als Sabotage ein. Da ein politischer Hintergrund für die Taten nicht ausgeschlossen werden kann, hat der polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen.
Was macht der Staatsschutz?
Der Staatsschutz ist ein spezieller Bereich der Kriminalpolizei, der für die Aufklärung und Verfolgung politisch motivierter Straftaten zuständig ist. Dazu gehören unter anderem Terrorismus, Extremismus und Angriffe auf die verfassungsmäßige Ordnung oder kritische Infrastrukturen wie das Schienennetz.
Die Staatsanwaltschaft und die Polizei arbeiten eng zusammen, um die Täter zu identifizieren. Ein Sprecher der Behörden erklärte, dass die Prüfung möglicher Zusammenhänge zwischen den drei Taten ein zentraler Bestandteil der laufenden Ermittlungen sei. Bislang gibt es jedoch keine offiziellen Angaben zu möglichen Tatverdächtigen oder Bekennerschreiben.
„Die Angriffe auf die kritische Infrastruktur der Bahn sind keine Kavaliersdelikte, sondern schwere Straftaten, die die Sicherheit Tausender Menschen gefährden und erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten“, betonte ein Sicherheitsexperte gegenüber Cologne News Today.
Politische Aufarbeitung im Landtag gefordert
Die Angriffsserie hat nun auch die Landespolitik in Düsseldorf alarmiert. Die SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag hat einen offiziellen Antrag gestellt, um die Vorfälle im Innenausschuss zu thematisieren. Das geht aus einem Schreiben der innenpolitischen Sprecherin der SPD, Christina Kampmann, hervor, das der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt.
In dem Antrag wird die Landesregierung aufgefordert, umfassend über die Geschehnisse zu informieren. Konkret soll Innenminister Herbert Reul (CDU) zu folgenden Punkten Stellung nehmen:
- Detaillierter Ablauf der Vorfälle
- Aktueller Stand der Ermittlungen
- Bisher bekannte Hintergründe und mögliche Motive
- Maßnahmen zum Schutz der Bahninfrastruktur in NRW
Christina Kampmann betonte die Notwendigkeit einer schnellen und lückenlosen Aufklärung. „Die Bürgerinnen und Bürger sowie die Pendler in NRW müssen sich darauf verlassen können, dass der Schienenverkehr sicher ist“, so die SPD-Politikerin. Die Debatte im Ausschuss soll Klarheit darüber bringen, ob es sich um Einzeltäter oder eine organisierte Gruppe handelt und welche Konsequenzen aus den Vorfällen gezogen werden.
Fragen zur Sicherheit der Bahninfrastruktur
Die Vorfälle werfen erneut ein Schlaglicht auf die Verletzlichkeit der kritischen Infrastruktur in Deutschland. Das Schienennetz der Deutschen Bahn erstreckt sich über rund 34.000 Kilometer und ist an vielen Stellen nur schwer zu überwachen.
Experten diskutieren bereits seit Längerem über verbesserte Sicherheitskonzepte. Dazu gehören eine verstärkte Videoüberwachung an neuralgischen Punkten, der Einsatz von Sensortechnik zur Überwachung von Kabeltrassen sowie häufigere Patrouillen durch Sicherheitskräfte. Die jüngsten Angriffe in Nordrhein-Westfalen dürften diese Debatte weiter befeuern und den Druck auf Politik und Bahnunternehmen erhöhen, in die Sicherheit der Anlagen zu investieren.




