Die Ankündigung des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, nach mehr als 30 Jahren wieder Atomwaffentests aufzunehmen, hat weltweit für erhebliche Unruhe gesorgt. Internationale Reaktionen fielen scharf aus, während Experten die Hintergründe und die Machbarkeit des Vorhabens analysieren. Ein Kölner Politikwissenschaftler ordnet die Entwicklungen ein und kommt zu einem vernichtenden Urteil.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump hat die sofortige Wiederaufnahme von US-Atomwaffentests angekündigt.
 - Russland, China und die Vereinten Nationen haben die Ankündigung scharf kritisiert und vor einer Eskalation gewarnt.
 - Der Kölner Politologe Prof. Thomas Jäger bezeichnete Trumps Anweisung als faktisch falsch und als „Zeichen von Schwäche“.
 - Die USA haben seit 1992 keine Atomwaffentests mehr durchgeführt und besitzen durch über 1000 frühere Tests einen erheblichen Wissensvorsprung.
 
Internationale Besorgnis nach Trumps Vorstoß
Die Nachricht verbreitete sich schnell, nachdem Donald Trump auf der Plattform Truth Social verkündet hatte, die USA würden ihr Atomtestprogramm wieder aufnehmen. Er begründete diesen Schritt mit angeblichen Testprogrammen anderer Nationen. Die letzten Tests dieser Art fanden in den Vereinigten Staaten im Jahr 1992 statt, bevor ein internationales Moratorium in Kraft trat.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Russland drohte umgehend mit einer spiegelbildlichen Maßnahme. Sergej Schoigu, Sekretär des russischen Sicherheitsrats, erklärte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass: „Wenn sie mit den Tests beginnen, werden wir natürlich dasselbe tun.“
Auch China äußerte sich besorgt. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking forderte die USA auf, ihre internationalen Verpflichtungen aus dem umfassenden Atomteststoppabkommen ernsthaft einzuhalten. Die Vereinten Nationen warnten ebenfalls eindringlich und stellten fest, dass die nuklearen Risiken bereits jetzt „alarmierend hoch“ seien und solche Tests unter keinen Umständen stattfinden dürften.
Historischer Kontext der Atomtests
Die Vereinigten Staaten haben zwischen 1945 und 1992 mehr als 1000 Atomtests durchgeführt, mehr als jede andere Nation. Die damalige Sowjetunion folgt mit großem Abstand. Seit 1998 hat mit Ausnahme von Nordkorea kein Land der Welt Atomtests durchgeführt. Nordkorea führte seine letzten bekannten Tests zwischen 2006 und 2017 durch.
Kölner Politikwissenschaftler: „An der Anweisung ist alles falsch“
Professor Thomas Jäger, Experte für Internationale Politik an der Universität zu Köln, analysierte die Ankündigung und fand deutliche Worte. In einem Gespräch mit dem Sender ntv kritisierte er die Begründung und die Form der Anweisung scharf.
„An Trumps Anweisung ist alles falsch, was drinsteht. Und deswegen rätseln momentan alle, was er gemeint haben könnten.“
Jäger wies auf mehrere sachliche Fehler in Trumps Post hin. So sei die Behauptung, die USA hätten die meisten Nuklearwaffen, nicht korrekt. Auch die Aussage, andere Länder hätten kürzlich getestet und die USA müssten deshalb nachziehen, entspreche nicht den Tatsachen. „Dann heißt es: Das Kriegsministerium wird angewiesen. Aber Nuklearwaffentests macht in den Vereinigten Staaten das Energieministerium“, fügte der Politikwissenschaftler hinzu.
Ein Zeichen der Schwäche?
Für Jäger deutet das Vorgehen auf eine schlechte Informationslage des ehemaligen Präsidenten hin. Er äußerte „große Skepsis“, dass die USA tatsächlich bald Tests durchführen würden. Technisch und logistisch wären die Vereinigten Staaten kurzfristig ohnehin nicht dazu in der Lage.
Der Experte vermutet hinter der Ankündigung vor allem ein Machtgehabe, das sich gezielt gegen Russland richtet. Moskau droht seit Beginn des Ukraine-Krieges immer wieder mit dem möglichen Einsatz von Nuklearwaffen. Trumps Reaktion darauf wertet Jäger jedoch nicht als Stärke.
„Putin hat damit gedroht, Trump ist auf diese Drohung hereingefallen. Das ist allerdings ein Zeichen von Schwäche.“
Jäger erklärte, dass die USA durch ihre über 1000 durchgeführten Tests einen enormen Wissensvorsprung hätten. Eine Wiederaufnahme von Tests durch die USA könnte dazu führen, dass auch andere Staaten sich nicht mehr an das Testverbot gebunden fühlen. „Dann würde möglicherweise der Wissensvorsprung, den die Vereinigten Staaten haben, dahinschmelzen“, so die Analyse des Professors.
Was ist der Atomteststoppvertrag?
Der Umfassende Vertrag über das Verbot von Nuklearversuchen (CTBT) wurde 1996 von der UN-Generalversammlung angenommen. Er verbietet jede Art von Kernwaffenversuchsexplosion. Obwohl die USA den Vertrag unterzeichnet, aber nie ratifiziert haben, hielten sie sich seit 1992 an ein einseitiges Moratorium. Eine offizielle Wiederaufnahme von Tests würde dieses Moratorium brechen und die globale Rüstungskontrollarchitektur weiter schwächen.
Widersprüchliche Signale aus Washington
Trotz der martialischen Rhetorik äußerte Trump im selben Zuge den Wunsch nach einer weltweiten nuklearen Abrüstung. „Ich würde gerne eine Denuklearisierung sehen, Denuklearisierung wäre eine großartige Sache“, sagte er und verwies auf angebliche Gespräche mit Moskau zu diesem Thema. China solle bei einer möglichen Einigung ebenfalls einbezogen werden.
Diese widersprüchlichen Aussagen sorgen bei internationalen Beobachtern für Verwirrung. Einerseits wird mit einer neuen Runde des nuklearen Wettrüstens gedroht, andererseits wird das Ziel der vollständigen Abrüstung beschworen. Welcher Kurs sich am Ende durchsetzen wird, bleibt unklar.
Die Ankündigung hat die ohnehin angespannte globale Sicherheitslage weiter verschärft. Die Sorge wächst, dass das seit Jahrzehnten bestehende Tabu von Atomwaffentests gebrochen werden könnte, was unvorhersehbare Folgen für die internationale Stabilität hätte. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob auf die Worte auch Taten folgen oder ob es sich lediglich um eine weitere Provokation im politischen Ringen der Großmächte handelt.




