Am kommenden Sonntag, dem 28. September, finden in Nordrhein-Westfalen fast 150 Stichwahlen statt. In zahlreichen Städten und Kreisen wird entschieden, wer in den kommenden Jahren die Rathäuser und Kreisverwaltungen führen wird. Besonderes Augenmerk liegt auf Köln, wo die Grünen auf einen historischen Sieg hoffen, sowie auf mehreren Städten im Ruhrgebiet, in denen Kandidaten der AfD in die zweite Wahlrunde eingezogen sind.
Die wichtigsten Fakten
- In fast 150 Kommunen und Kreisen in NRW finden am 28. September Stichwahlen statt.
- In Köln könnte mit Berivan Aymaz (Grüne) erstmals eine grüne Politikerin Oberbürgermeisterin werden.
- In Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen stehen AfD-Kandidaten in der Stichwahl.
- Die CDU ging aus dem ersten Wahlgang am 14. September als stärkste Kraft hervor, die AfD verdreifachte ihr Ergebnis.
Spannung in Köln und Düsseldorf
In der größten Stadt Nordrhein-Westfalens, Köln, steht eine richtungsweisende Entscheidung an. Nachdem die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker nach zwei Amtszeiten nicht erneut antrat, kommt es zum Duell zwischen Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD). Ein Sieg von Aymaz, der Vizepräsidentin des Landtags, würde bedeuten, dass die Millionenstadt erstmals von den Grünen regiert wird.
Auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf ist der Wahlausgang offen. Der amtierende Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) muss sich in der Stichwahl der Herausforderin Clara Gerlach von den Grünen stellen. Keller kämpft um seine zweite Amtszeit, während die Grünen auch hier auf einen Machtwechsel hoffen.
Warum gibt es Stichwahlen?
Eine Stichwahl wird dann notwendig, wenn im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit von über 50 Prozent der Stimmen erreicht. Zwei Wochen später treten dann die beiden bestplatzierten Bewerber gegeneinander an. In dieser zweiten Runde genügt die einfache Mehrheit, um die Wahl zu gewinnen. Landesweit finden Stichwahlen in 21 der 23 kreisfreien Städte statt.
AfD-Kandidaten im Ruhrgebiet und in Hagen
Besondere Aufmerksamkeit erhalten die Stichwahlen in Duisburg, Gelsenkirchen und Hagen. In diesen drei Städten haben es Kandidaten der Alternative für Deutschland (AfD) in die zweite Runde geschafft. Dies hat zu einer besonderen politischen Konstellation geführt.
Die Duelle im Detail
In Duisburg tritt der amtierende Oberbürgermeister Sören Link (SPD) gegen Carsten Groß (AfD) an. Im ersten Wahlgang verfehlte Link mit 46 Prozent die absolute Mehrheit nur knapp, während Groß rund 20 Prozent der Stimmen erhielt. In Gelsenkirchen stehen sich Andrea Henze (SPD) und Norbert Emmerich (AfD) gegenüber. In Hagen haben die Wähler die Wahl zwischen Dennis Rehbein (CDU) und Michael Eiche (AfD).
Um die Wahl von AfD-Politikern in Spitzenämter zu verhindern, haben CDU und SPD angekündigt, sich bei den Stichwahlen gegenseitig zu unterstützen. Diese überparteiliche Zusammenarbeit soll sicherstellen, dass die Kandidaten der etablierten Parteien die notwendige Mehrheit erhalten.
Das Ergebnis des ersten Wahlgangs
Die Kommunalwahlen am 14. September hatten bereits deutliche Verschiebungen in der politischen Landschaft von NRW gezeigt. Die CDU wurde trotz leichter Verluste mit 33,3 Prozent erneut stärkste Kraft in den Räten der kreisfreien Städte und den Kreistagen (2020: 34,3 Prozent). Die SPD verlor ebenfalls und kam auf 22,1 Prozent (2020: 24,3 Prozent).
AfD verdreifacht Ergebnis
Der größte Gewinner des ersten Wahlgangs war die AfD. Sie konnte ihr Ergebnis von 5,1 Prozent im Jahr 2020 auf 14,5 Prozent fast verdreifachen und wurde damit zur drittstärksten kommunalen Kraft im Land. Die Grünen hingegen erlitten deutliche Verluste und fielen von ihrem Rekordergebnis von 20 Prozent im Jahr 2020 auf 13,5 Prozent.
Die Linke erreichte landesweit 5,6 Prozent, während die FDP auf 3,7 Prozent kam. Direkte Entscheidungen im ersten Wahlgang waren selten. Lediglich in Hamm und Herne konnten sich die SPD-Oberbürgermeister Marc Herter und Frank Dudda mit über 50 Prozent durchsetzen.
Weitere wichtige Entscheidungen in NRW
Neben den bereits genannten Städten stehen auch in anderen Kommunen spannende Duelle bevor. Die Grünen hoffen, ihr enttäuschendes Ergebnis aus der ersten Runde durch Siege in den Stichwahlen zu verbessern. Neben Köln richten sich die Blicke dabei vor allem auf Münster, Bonn und Aachen.
Grüne wollen Ämter verteidigen
In Münster tritt der Grünen-Kandidat Tilman Fuchs gegen Georg Lunemann (CDU) an. In Bonn und Aachen müssen die amtierenden grünen Oberbürgermeisterinnen Katja Dörner und Sibylle Keupen ihre Ämter gegen die CDU-Herausforderer Guido Déus und Michael Ziemons verteidigen. 2020 hatten die Grünen in beiden Städten erstmals die Rathausspitze erobert.
Klassische Duelle im Ruhrgebiet
In Dortmund, das einst als „Herzkammer der Sozialdemokratie“ galt, muss sich SPD-Amtsinhaber Thomas Westphal in der Stichwahl gegen Alexander Kalouti von der CDU beweisen. Auch in vielen weiteren Großstädten kommt es zum klassischen Duell zwischen CDU und SPD:
- Essen: Thomas Kufen (CDU) gegen Julia Klewin (SPD)
- Oberhausen: Daniel Schranz (CDU) gegen Thorsten Berg (SPD)
- Bochum: Duell zwischen CDU und SPD
- Wuppertal: Duell zwischen CDU und SPD
- Krefeld, Mönchengladbach, Mülheim, Remscheid und Solingen: Ebenfalls Stichwahlen zwischen den Kandidaten von CDU und SPD.
Zusätzlich zu den Oberbürgermeisterwahlen werden in 15 von 31 Kreisen die Landräte in einer Stichwahl bestimmt. In über 100 weiteren kreisangehörigen Städten und Gemeinden wird ebenfalls am Sonntag über die neuen Bürgermeister entschieden.




