Am kommenden Sonntag, dem 27. September 2025, sind die Bürgerinnen und Bürger Kölns aufgerufen, in einer Stichwahl über die zukünftige Spitze der Stadtverwaltung zu entscheiden. Zur Wahl stehen Berivan Aymaz von den Grünen und Torsten Burmester von der SPD. Die Entscheidung wird darüber bestimmen, wer die Nachfolge von Henriette Reker antritt und die Stadt durch eine Zeit tiefgreifender Herausforderungen führen wird.
Die wichtigsten Punkte
- Am 27. September findet die Stichwahl für das Amt des Kölner Oberbürgermeisters statt.
- Die Kandidaten sind Berivan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD).
- Die neue Stadtführung steht vor großen Aufgaben in den Bereichen Wohnen, Verkehr und Infrastruktur.
- Experten betonen die Notwendigkeit eines neuen Gemeinschaftsgefühls zur Bewältigung der Probleme.
Ein fragmentiertes politisches Umfeld
Das Ergebnis des ersten Wahlgangs hat eine deutliche politische Zersplitterung in der Stadt offengelegt. Keine Partei konnte mehr als 30 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Dies deutet darauf hin, dass die künftige Oberbürgermeisterin oder der künftige Oberbürgermeister auf breite Koalitionen und Kompromisse angewiesen sein wird, um politische Ziele umzusetzen.
Ein bemerkenswerter Aspekt der Wahl war der hohe Zuspruch für Kandidaten außerhalb der großen Parteien. Mehr als 22 Prozent der Wählerinnen und Wähler gaben ihre Stimme Kandidaten, die im Vorfeld als Außenseiter galten. Dieses Ergebnis spiegelt eine vielfältige und engagierte Stadtgesellschaft wider, stellt aber gleichzeitig eine Herausforderung für die Bildung stabiler Mehrheiten dar.
Hintergrund: Die Ausgangslage
Die Stichwahl wurde notwendig, da im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen konnte. Die hohe Zahl an Bewerbern und die verteilten Stimmen zeigen, dass viele Kölner sich eine Alternative zu den etablierten politischen Kräften wünschen. Die scheidende Oberbürgermeisterin Henriette Reker hinterlässt eine Stadt, die sich mit komplexen Problemen konfrontiert sieht.
Die zentralen Herausforderungen für Köln
Unabhängig davon, wer die Wahl gewinnt, wird die neue Stadtführung eine Reihe dringender Probleme angehen müssen. Diese Themen dominieren die öffentliche Debatte und beeinflussen den Alltag der Menschen in Köln direkt.
Wohnen, Verkehr und Infrastruktur
Zu den größten Baustellen zählt die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt. Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bleibt eine Priorität. Gleichzeitig steht der öffentliche Nahverkehr, insbesondere die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), wegen seiner Zuverlässigkeit und Effizienz in der Kritik.
Ein weiteres zentrales Problem ist der Zustand der öffentlichen Infrastruktur. Viele Brücken, Tunnel, aber auch kulturelle Einrichtungen wie die Oper und das Schauspielhaus sind sanierungsbedürftig. Der Investitionsstau der vergangenen Jahre erfordert entschlossenes Handeln und erhebliche finanzielle Mittel.
Sauberkeit und öffentlicher Raum
Die zunehmende Verschmutzung im öffentlichen Raum ist für viele Bürger ein sichtbares Ärgernis. Die Sauberkeit von Straßen und Plätzen ist ein wiederkehrendes Thema in der Kommunalpolitik und wird eine der ersten Aufgaben für die neue Verwaltungsspitze sein.
Fakten zur Kölner Infrastruktur
- Brücken: Mehrere Rheinbrücken, darunter die Mülheimer Brücke, sind seit Jahren Sanierungsfälle.
- Kulturbauten: Die Sanierung der Kölner Oper und des Schauspielhauses ist eines der teuersten und langwierigsten Bauprojekte der Stadtgeschichte.
- Verkehr: Die Debatte um den Ausbau der Ost-West-Achse zeigt die unterschiedlichen Vorstellungen zur zukünftigen Mobilität in der Innenstadt.
Die Suche nach einem neuen „Wir-Gefühl“
Angesichts der politischen Zersplitterung und der Größe der Aufgaben betonen Beobachter die Notwendigkeit eines neuen gesellschaftlichen Zusammenhalts. Andreas Grosz, der früher mit dem Rotonda-Business-Club Impulse für die Stadt setzte, fordert eine gemeinsame Anstrengung aller politischen und zivilgesellschaftlichen Kräfte.
„Den Herausforderungen kann nur mit übergreifendem Gestaltungswillen aller Kräfte begegnet werden“, so Grosz. Er mahnt, dass die Stadt ihre Vielfalt bündeln müsse, anstatt sich in politischen Querelen zu lähmen.
Grosz argumentiert, dass ein neues „Wir-Gefühl“ entscheidend sei, um die anstehenden Projekte erfolgreich umzusetzen. Dies sei keine alleinige Aufgabe der Stadtspitze, sondern eine Verpflichtung für alle Akteure in der Stadt. Es gehe darum, Gemeinsinn neu zu entdecken und gemeinsam zu handeln.
Die Rolle der unterlegenen Kandidaten
Viele der Kandidaten aus dem ersten Wahlgang haben angekündigt, sich weiterhin politisch für Köln zu engagieren. Personen wie der ehemalige Pfarrer Hans Mörtter, Roberto Campione, Volker Görzel (FDP) oder Lars Wolfram (Volt) wollen ihre Netzwerke und Ideen auch zukünftig einbringen.
Hans Mörtter betonte nach der Wahl, dass es nicht ausreiche, nur in der eigenen „Blase“ aktiv zu sein. Dieser Gedanke unterstreicht die Notwendigkeit, über Partei- und Milieugrenzen hinweg zusammenzuarbeiten. Die Bereitschaft dieser Akteure, am politischen Prozess beteiligt zu bleiben, könnte eine wichtige Ressource für die zukünftige Stadtentwicklung sein.
Eine richtungsweisende Entscheidung
Die Stichwahl am Sonntag ist mehr als nur eine Personalentscheidung. Sie wird die Weichen dafür stellen, wie Köln die kommenden Jahre gestalten wird. Die Fähigkeit, zu einen, klar zu kommunizieren und zielorientiert zu handeln, wird für Berivan Aymaz oder Torsten Burmester von entscheidender Bedeutung sein.
Die Wählerinnen und Wähler entscheiden darüber, welcher politische Stil und welche Prioritäten die Stadt prägen werden. Die hohe Verantwortung, die mit dem Amt verbunden ist, erfordert nicht nur politischen Willen, sondern auch die Fähigkeit, die vielfältige Kölner Stadtgesellschaft für einen gemeinsamen Weg zu gewinnen.




