Nach einem Jahrzehnt an der Spitze der Stadt Köln bereitet sich die scheidende Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf ein Leben ohne Dienstwagen und Chauffeur vor. Die 68-jährige parteilose Politikerin muss eine alltägliche Fähigkeit neu erlernen: das Autofahren. In einem Interview offenbarte sie, dass sie bereits seit Monaten für ihre Rückkehr in den Straßenverkehr übt.
Wichtige Fakten
- Henriette Reker gibt zu, nach 10 Jahren mit Fahrer das Autofahren verlernt zu haben.
 - Sie hat mit ihrem Ehemann im Gewerbegebiet Rodenkirchen geübt.
 - Reker verlässt Ende Oktober nach zwei Amtszeiten ihr Amt als Kölner Oberbürgermeisterin.
 - Ihr Nachfolger wird der SPD-Politiker Torsten Burmester.
 
Ein Jahrzehnt mit Chauffeur und die Folgen
Zehn Jahre lang wurde Henriette Reker als Oberbürgermeisterin der viertgrößten Stadt Deutschlands zu unzähligen Terminen gefahren. Ein Dienstwagen mit persönlichem Fahrer gehört für Stadtoberhäupter dieser Größenordnung zum Alltag – aus Effizienz- und Sicherheitsgründen. Diese Annehmlichkeit führte jedoch dazu, dass Reker ihre eigenen Fahrkünste vernachlässigte.
In einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ räumte sie offen ein, dass die lange Zeit als Passagierin Spuren hinterlassen hat. Die Routine des Selbstfahrens ging verloren, was sie nun vor ihrem Amtsende aktiv angeht.
„Ich kann nicht mehr kochen und ich fahre noch nicht gut Auto, weil ich über so viele Jahre einen Fahrer hatte“, sagte Reker im Interview.
Diese Aussage verdeutlicht, wie sehr ein hochrangiges politisches Amt den Alltag verändert und wie selbstverständliche Tätigkeiten in den Hintergrund treten können.
Fahrstunden im Kölner Süden
Um wieder sicher am Steuer zu sein, hat sich Reker professionelle Unterstützung aus der eigenen Familie geholt. Ihr Ehemann, der australische Golflehrer Perry Somers, begleitete sie bei den Übungsstunden. Als Trainingsgelände wählte das Paar einen ungewöhnlichen, aber praktischen Ort.
„Ich habe mir ein kleines Auto gekauft und bin mit meinem Mann viele Stunden im Gewerbegebiet Rodenkirchen hin und her gefahren und habe einparken geübt“, erklärte Reker. Das Fahren in einem verkehrsberuhigten Areal ermöglichte es ihr, sich schrittweise wieder an die Bedienung eines Fahrzeugs zu gewöhnen, ohne dem Druck des dichten Kölner Stadtverkehrs ausgesetzt zu sein.
Reker in Zahlen
- Amtszeit: 10 Jahre (2015 - 2025)
 - Alter bei Amtsende: 68 Jahre
 - Nachfolger: Torsten Burmester (62, SPD)
 
Trotz der intensiven Übungseinheiten fühlt sie sich noch nicht vollständig sicher. Lange Strecken traut sie sich vorerst nicht zu. „Aber ich würde immer noch keine weiten Strecken fahren mit dem Auto“, fügte sie hinzu. Dies zeigt, dass die Wiedererlangung der Fahrpraxis ein Prozess ist, der Zeit und Geduld erfordert.
Der Übergang in einen neuen Lebensabschnitt
Das Ende ihrer Amtszeit Ende Oktober markiert für Henriette Reker nicht nur einen politischen, sondern auch einen tiefgreifenden persönlichen Wandel. Nach einer Dekade, in der ihr Tagesablauf von Terminen, politischen Verpflichtungen und repräsentativen Aufgaben geprägt war, steht nun die Rückkehr in ein privateres Leben an. Das Wiedererlernen des Autofahrens ist dabei nur ein Symbol für die Anpassung an einen Alltag ohne die Strukturen und den Service, die mit dem Amt verbunden sind.
Warum Stadtoberhäupter einen Fahrer haben
Für Oberbürgermeister von Metropolen wie Köln ist ein Fahrdienst üblich. Dies dient nicht nur der Entlastung, sondern auch der Effizienz. Während der Fahrt können Telefonate geführt, Akten studiert oder Termine vorbereitet werden. Zudem spielen Sicherheitsaspekte eine wichtige Rolle. Der ständige Chauffeur-Service führt jedoch oft dazu, dass die eigene Fahrpraxis über die Jahre verloren geht.
Die Notwendigkeit, alltägliche Dinge neu zu erlernen, ist eine Herausforderung, der sich viele Menschen nach langen, intensiven Berufsphasen stellen müssen. Rekers offener Umgang mit diesem Thema bietet einen seltenen Einblick in die menschliche Seite eines politischen Spitzenamtes.
Politischer Wechsel im Kölner Rathaus
Während Henriette Reker sich auf ihren Ruhestand vorbereitet, steht die Stadt Köln vor einem politischen Neuanfang. Ihre zehnjährige Amtszeit, die 2015 begann, geht zu Ende. Sie war die erste parteilose Frau an der Spitze der Stadtverwaltung.
Ihr Nachfolger wird Torsten Burmester. Der 62-jährige SPD-Politiker konnte sich am 28. September in einer Stichwahl gegen seine Konkurrentin Berivan Aymaz (53) von den Grünen durchsetzen. Mit dem Amtsantritt von Burmester beginnt für die Kölner Stadtpolitik eine neue Ära, während für Henriette Reker ein Lebensabschnitt beginnt, in dem sie wieder selbst das Steuer in die Hand nimmt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.




