In Köln hat sich ein besorgniserregender Trend entwickelt: Immer häufiger werden Ladekabel von öffentlichen E-Ladesäulen abgeschnitten und gestohlen. Dieses Phänomen führt zu erheblichem Frust bei Fahrern von Elektroautos und verursacht massive finanzielle Schäden für die Betreiber. Allein der Anbieter Tank-E meldet für das laufende Jahr bereits über 60 Fälle in der Domstadt.
Das Wichtigste in Kürze
- In Köln wurden allein beim Betreiber Tank-E in diesem Jahr bereits über 60 Ladekabel gestohlen.
 - Die Reparatur einer einzigen Schnellladesäule kann Kosten von bis zu 8.000 Euro verursachen.
 - Als Hauptmotiv wird Vandalismus oder gezielte Sabotage vermutet, da der Materialwert des Kupfers gering ist.
 - Betreiber testen neue Sicherheitsmaßnahmen wie Alarmanlagen und mit Farbe gefüllte Kabel, um Diebe abzuschrecken.
 
Ein wachsendes Problem für die Elektromobilität
Für Fahrer von Elektroautos wird es zunehmend zum Ärgernis. Statt ihr Fahrzeug aufladen zu können, finden sie an vielen Ladesäulen nur noch einen nutzlosen Kabelstumpf vor. Was früher als seltenes Vorkommnis galt, entwickelt sich laut Betreibern zu einem ernsthaften Problem, das die Zuverlässigkeit der Ladeinfrastruktur gefährdet.
Ein Sprecher von Tank-E, der Ladeinfrastruktur-Tochter der Rhein-Energie, beschreibt die Situation als ein „Übel, das extrem zugenommen hat“. Die gemeldeten Fälle sind dabei nur ein Teil des Gesamtbildes. Viele weitere Diebstähle betreffen andere Anbieter oder private Wallboxen.
Bundesweiter Trend erkennbar
Das Problem ist nicht auf Köln beschränkt. Der Energiekonzern EnBW meldet für das gesamte Bundesgebiet bereits weit über 900 Fälle von Kabeldiebstahl in diesem Jahr. Besonders betroffen sind neben Nordrhein-Westfalen auch die Bundesländer Niedersachsen und Sachsen. Die Häufung der Taten deutet auf ein systematisches Vorgehen hin.
Die Suche nach dem Motiv: Zerstörungswut statt Profitgier
Auf den ersten Blick könnte man vermuten, dass die Täter es auf das wertvolle Kupfer in den Kabeln abgesehen haben. Doch diese Annahme greift zu kurz. Experten schätzen den Schwarzmarktwert des Kupfers aus einem einzigen Ladekabel auf lediglich 40 bis 60 Euro. Dieser geringe Ertrag steht in keinem Verhältnis zum Aufwand und dem Risiko der Tat.
Geringer Materialwert, hoher Schaden
- Erlös für Diebe: ca. 40 bis 60 Euro pro Kabel.
 - Schaden für Betreiber: bis zu 8.000 Euro pro Reparatur.
 
Dieser krasse Unterschied legt nahe, dass die Taten nicht primär aus finanziellen Gründen begangen werden.
Aus diesem Grund vermuten die Betreiber andere Motive hinter den Angriffen. „Fest steht: Der Diebstahl von Ladekabeln bringt den Tätern nur einen geringen Materialwert“, bestätigt ein Sprecher von Tank-E. Vielmehr rücken pure Zerstörungswut oder sogar eine gezielte Sabotage aus einer generellen Ablehnung gegenüber der Elektromobilität in den Fokus der Überlegungen.
Immense Kosten und Folgen für den Ausbau
Während der Gewinn für die Diebe minimal ist, sind die finanziellen Folgen für die Betreiber der Ladeinfrastruktur enorm. Die Reparatur einer beschädigten Schnellladesäule kann schnell Kosten von bis zu 8.000 Euro erreichen. Allein für Tank-E hat sich der Schaden in Köln bereits auf einen sechsstelligen Betrag summiert.
„Schlussendlich gibt es durch diesen Vandalismus nur Verlierer und unzufriedene Bürgerinnen und Bürger“, erklärt Michael Krystof, Geschäftsführer der Tank-E GmbH. Er betont, dass die Ressourcen, die für Reparaturen aufgewendet werden müssen, an anderer Stelle fehlen.
Die Mitarbeiter, die sich um die Instandsetzung der zerstörten Säulen kümmern, könnten in dieser Zeit neue Ladepunkte errichten und so den dringend benötigten Ausbau der Infrastruktur vorantreiben. Stattdessen werden Fortschritte durch Vandalismus gebremst.
Die Leidtragenden sind am Ende die E-Auto-Fahrer. Sie stehen vor defekten Ladesäulen, die oft wochenlang außer Betrieb sind. Dies untergräbt das Vertrauen in die Elektromobilität und stellt eine ernsthafte Hürde für die Verkehrswende dar. „Kabelklau darf nicht zur Achillesferse der Verkehrswende werden“, warnt die Rhein-Energie-Tochter eindringlich.
Betreiber rüsten auf: Neue Technologien im Kampf gegen Diebe
Angesichts der zunehmenden Vorfälle haben die Betreiber den Kampf gegen die Kabeldiebe aufgenommen. Sie fordern nicht nur robustere Ladesäulen von den Herstellern, sondern prüfen auch aktiv eine Reihe von Abwehrmaßnahmen. Eine flächendeckende Videoüberwachung ist aus Datenschutzgründen oft schwer umsetzbar, doch es gibt alternative Ansätze.
Zu den diskutierten und teilweise bereits getesteten Lösungen gehören:
- Bessere Beleuchtung an den Standorten, um die soziale Kontrolle zu erhöhen.
 - Integrierte Alarmanlagen, die bei einer Manipulation des Kabels einen lauten Alarm auslösen.
 - GPS-Tracker in den Kabeln, um den Weg des Diebesguts nachverfolgen zu können.
 - Spezielle Farbbomben, die beim Durchtrennen des Kabels eine schwer entfernbare Farbe freisetzen.
 
Das Unternehmen Ionity testet bereits Kabel, die mit einer solchen Farblösung ausgestattet sind. Diese markiert nicht nur das gestohlene Material, sondern auch die Täter selbst, was die Identifizierung und Strafverfolgung erleichtern könnte. Der Wettlauf zwischen Vandalen und Technik hat begonnen.
Die Betreiber appellieren zudem an die Bevölkerung, wachsam zu sein. Wer verdächtige Aktivitäten an Ladesäulen beobachtet, sollte umgehend die Polizei informieren. Nur durch eine Kombination aus technischen Lösungen und zivilgesellschaftlichem Engagement lässt sich das Problem wirksam bekämpfen.




