Zum Beginn des Wintersemesters stehen tausende Studierende in Köln und anderen Hochschulstädten Nordrhein-Westfalens ohne Unterkunft da. Die Wartelisten für die begehrten und preisgünstigen Wohnheimplätze sind überfüllt, während der private Wohnungsmarkt für viele unbezahlbar geworden ist. Allein in Köln konkurrieren 2.500 Bewerber um nur 850 freie Plätze, was die angespannte Lage verdeutlicht.
Das Wichtigste in Kürze
- In Köln stehen 2.500 Studierende auf der Warteliste für einen Wohnheimplatz, es konnten aber nur 850 Plätze neu vergeben werden.
 - Auch in Aachen, Bonn und Münster übersteigt die Nachfrage das Angebot bei Weitem, mit Wartezeiten von mehreren Semestern.
 - Die Studierendenwerke führen den Ansturm auf die steigenden Kosten im privaten Wohnungsmarkt zurück.
 - Forderungen nach politischer Unterstützung für den Bau und Erwerb von bezahlbarem Wohnraum werden lauter.
 
Kölner Wohnungsmarkt für Studierende besonders angespannt
Die Situation auf dem Kölner Wohnungsmarkt für Studierende hat sich zum Start des Wintersemesters weiter verschärft. Laut Angaben des Kölner Studierendenwerks konnten zum Semesterbeginn am Mittwoch lediglich rund 850 Wohnheimplätze neu vergeben werden. Demgegenüber steht eine Warteliste mit 2.500 wohnungssuchenden Studierenden.
Eine Sprecherin des Studierendenwerks bezeichnete die Lage als unverändert kritisch. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum übersteigt das verfügbare Angebot bei Weitem. Das Problem liegt laut dem Werk vor allem darin, dass zu wenig neue und günstige Wohnungen für diese Zielgruppe gebaut werden.
„Die Wohnsituation in Köln ist nach wie vor dramatisch“, erklärte eine Sprecherin des Kölner Studierendenwerks gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Trotz der angespannten Lage bleibt die durchschnittliche Warmmiete in den Kölner Wohnheimen stabil bei 340 Euro pro Monat. Dieser Preis macht die Wohnheimplätze im Vergleich zum freien Markt äußerst attraktiv, was den hohen Andrang zusätzlich erklärt.
Steigende Bewerberzahlen in ganz Nordrhein-Westfalen
Köln ist kein Einzelfall. Eine Umfrage unter den Studierendenwerken in mehreren Hochschulstädten in NRW zeichnet ein landesweit düsteres Bild. Besonders in Aachen und Jülich ist die Zahl der Bewerbungen für Wohnheimplätze deutlich gestiegen.
Wartelisten in NRW im Überblick
- Aachen/Jülich: 11.000 Bewerber (ein Anstieg von 2.000)
 - Bonn: 3.000 Bewerber
 - Köln: 2.500 Bewerber
 - Münster: 2.200 Bewerber
 - Bielefeld: 975 Bewerber
 - Siegen: 700 Bewerber
 
Privater Markt als Preistreiber
Eine Sprecherin des Studierendenwerks Aachen sieht einen klaren Zusammenhang zwischen den steigenden Bewerberzahlen und den hohen Mieten auf dem privaten Markt. „Die Zahl der Bewerbungen steigt, während die Studierendenzahlen tendenziell sinken. Das zeigt: Immer mehr Studierende können sich den privaten Wohnungsmarkt nicht mehr leisten“, so die Sprecherin.
Dieser Trend betrifft nicht nur Erstsemester. Auch Studierende in höheren Semestern, die bereits eine private Wohnung haben, bewerben sich vermehrt auf die günstigeren Wohnheimplätze, um ihre monatlichen Kosten zu senken.
Lange Wartezeiten und kaum Besserung in Sicht
Die hohe Nachfrage führt zu extrem langen Wartezeiten. In Bielefeld müssen Interessenten laut Studierendenwerk mit einer Wartezeit von etwa vier Semestern rechnen. Dort stehen aktuell 975 Bewerber auf der Liste. Die Mietpreise in den Wohnheimen reichen von knapp 213 Euro für das günstigste Zimmer bis 388 Euro für ein Einzelappartement.
Auch in Bonn und Münster wird die Lage als angespannt beschrieben. Ein Sprecher aus Bonn, wo rund 3.000 Bewerber auf ein Zimmer hoffen, erklärte: „Kurzfristig lässt sich der Nachfrageüberhang zum Wintersemester nicht beseitigen.“ Um die Situation langfristig zu verbessern, müssten bestehende Gebäude saniert und neue Wohnheime gebaut werden.
Forderungen an die Politik
Die Studierendenwerke sehen die Politik in der Pflicht. Eine Sprecherin aus Münster betonte die Notwendigkeit, leichter an günstige Grundstücke oder Bestandsimmobilien zu kommen. „Hier sind wir auf die Zusammenarbeit mit Partnern der öffentlichen Hand angewiesen“, sagte sie. Konkret werden verbesserte Förderbedingungen von Bund und Land sowie eine bevorzugte Vergabe von Grundstücken durch die Städte gefordert, wie es in anderen Bundesländern bereits praktiziert wird.
Regionale Unterschiede auf dem Wohnungsmarkt
Obwohl die meisten großen Universitätsstädte mit Engpässen kämpfen, gibt es regionale Unterschiede. In Siegen stehen zwar ebenfalls knapp 700 Namen auf der Warteliste, die Gesamtsituation wird dort jedoch als entspannter eingeschätzt.
„Generell ist die Situation auf dem Siegener Wohnungsmarkt im Vergleich zu anderen Universitätsstädten entspannter, sodass Studierende auch auf dem privaten Wohnungsmarkt gute Chancen haben, ein Zimmer zu finden“, meinte eine Sprecherin des dortigen Studierendenwerks. Dies zeigt, dass die Problematik stark von der allgemeinen Dynamik des lokalen Immobilienmarktes abhängt.
Für die tausenden Studierenden in den Ballungszentren wie Köln bleibt die Wohnungssuche zum Semesterstart jedoch eine große Herausforderung, die oft mit langen Pendelzeiten, teuren Zwischenlösungen oder einem verspäteten Start ins Studium verbunden ist.




