Neue Daten der Bundesregierung zeigen eine besorgniserregende Entwicklung für ältere Menschen in Köln. Die durchschnittlichen Altersrenten für Männer und Frauen liegen unter dem bundesweiten Durchschnitt. Gleichzeitig ist die Quote der Rentner, die auf staatliche Grundsicherung angewiesen sind, in der Domstadt mehr als doppelt so hoch wie im Rest Deutschlands.
Die Zahlen, die als Antwort auf eine Anfrage der Partei „Die Linke“ veröffentlicht wurden, geben einen detaillierten Einblick in die finanzielle Lage von Senioren in der Region und verdeutlichen die wachsenden Herausforderungen im Rentensystem.
Wichtige Erkenntnisse
- Die durchschnittliche Altersrente in Köln liegt sowohl bei Männern als auch bei Frauen unter dem Bundesdurchschnitt.
- Mit 9,9 Prozent ist die Quote der Grundsicherungsempfänger im Alter in Köln mehr als doppelt so hoch wie der Bundesschnitt (3,9 Prozent).
- In Nordrhein-Westfalen kommen auf einen Rentner nur 1,78 Beitragszahler, was das System zusätzlich belastet.
- Die Ausgaben für die Grundsicherung im Alter sind in NRW seit 2017 um mehr als eine Milliarde Euro gestiegen.
Kölner Renten im nationalen Vergleich
Die aktuellen Zahlen für das Jahr 2024 zeichnen ein klares Bild: Ein männlicher Rentner in Köln erhält im Durchschnitt eine monatliche Netto-Altersrente von 1.414 Euro. Bundesweit liegt dieser Wert bei 1.486 Euro. Kölner Männer erhalten also im Schnitt 72 Euro weniger pro Monat.
Bei den Frauen ist die Lücke ebenfalls vorhanden. Eine Kölner Rentnerin bekommt durchschnittlich 941 Euro, während der Bundesdurchschnitt bei 985 Euro liegt. Diese Beträge umfassen ausschließlich die eigene Altersrente, eventuelle Hinterbliebenenrenten sind nicht eingerechnet.
Renten im Umland
Innerhalb der Region gibt es erhebliche Unterschiede. Männer im Rhein-Erft-Kreis (1.672 Euro) und in Leverkusen (1.649 Euro) erhalten deutlich höhere Renten. Bei den Frauen führen die Bonnerinnen mit 990 Euro monatlich die regionale Statistik an.
Das Beitragszahler-Verhältnis in NRW
Ein entscheidender Faktor für die Stabilität des Rentensystems ist das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenempfängern. In Nordrhein-Westfalen finanzieren derzeit rund 7,2 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die Renten von gut vier Millionen Ruheständlern.
Rechnerisch ergibt sich daraus ein Verhältnis von 1,78 Beitragszahlern pro Rentner. Damit liegt NRW im bundesweiten Mittelfeld. Zum Vergleich: In Hamburg ist die Lage mit 2,36 Zahlern pro Rentner deutlich günstiger. Am angespanntesten ist die Situation in Mecklenburg-Vorpommern, wo nur noch 1,21 Arbeitnehmer für einen Rentner aufkommen.
Ost-West-Gefälle bei Frauenrenten
Die Daten zeigen auch ein deutliches Gefälle bei den Renten von Frauen zwischen Ost- und Westdeutschland. Da Frauen in der ehemaligen DDR häufiger und länger in Vollzeit erwerbstätig waren, fallen ihre Renten heute höher aus. Spitzenreiter sind Brandenburg (1.285 Euro) und Mecklenburg-Vorpommern (1.270 Euro). In Westdeutschland erreichen nur die Hamburgerinnen im Schnitt mehr als 1.000 Euro.
Hohe Quote an Grundsicherung in Köln
Wenn die Rente nicht zum Leben reicht, springt der Staat mit der Grundsicherung im Alter ein. In diesem Bereich gehört Köln zu den Städten mit den größten Herausforderungen. Mehr als 25.000 Kölner Senioren sind auf diese Leistung angewiesen – die höchste absolute Zahl aller Städte in NRW.
Die Grundsicherungsquote, also der Anteil der Rentner, die diese Unterstützung benötigen, liegt in Köln bei 9,9 Prozent. Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie der Bundesdurchschnitt von 3,9 Prozent. Damit befindet sich Köln auf einem ähnlichen Niveau wie Düsseldorf (9,9 Prozent) und andere Großstädte wie Hamburg (10,3 Prozent) oder Frankfurt am Main (11,0 Prozent).
Laut dem Paritätischen Gesamtverband war im vergangenen Jahr deutschlandweit fast jede fünfte Person über 65 Jahren von Armut betroffen. Die neuen Zahlen für Köln bestätigen diesen besorgniserregenden Trend auf lokaler Ebene.
Steigende Kosten für den Staat
Die wachsende Zahl an bedürftigen Rentnern führt zu einer erheblichen finanziellen Belastung für die öffentliche Hand. In ganz Nordrhein-Westfalen sind die Nettoausgaben für die Grundsicherung im Alter stark angestiegen.
Lagen die Kosten im Jahr 2017 noch bei rund 1,65 Milliarden Euro, so beliefen sie sich im Jahr 2024 bereits auf etwa 2,88 Milliarden Euro. Das ist ein Anstieg von mehr als einer Milliarde Euro innerhalb von sieben Jahren. Jeder vierte Empfänger von Grundsicherung im Alter in Deutschland lebt in NRW, wobei zwei Drittel der Betroffenen weiblich sind.
Ein Blick auf die Neurentner
Die Daten zu den neu bewilligten Renten im Jahr 2024 zeigen eine leichte Veränderung der Tendenzen. Männer, die in diesem Jahr in Köln erstmals Rente bezogen, erhielten im Schnitt 1.235 Euro und damit weniger als die Bestandsrentner. Dies könnte laut Experten auf eine Zunahme von Phasen mit geringerem Einkommen oder Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie zurückzuführen sein.
Bei den Frauen, die 2024 neu in Rente gingen, stieg der Betrag hingegen leicht auf 972 Euro an. Dieser Anstieg spiegelt wider, dass Frauen in jüngeren Generationen häufiger und länger berufstätig waren als frühere Jahrgänge. Dennoch bleibt der deutliche Unterschied zwischen den Geschlechtern bestehen.




