In Ludwigshafen wird die Entscheidung über das neue Stadtoberhaupt vertagt. Nach der Wahl am Sonntag erreichte keiner der Kandidaten die notwendige absolute Mehrheit. Am 12. Oktober kommt es daher zu einer Stichwahl zwischen Klaus Blettner (CDU/FWG) und Jens Peter Gotter (SPD). Überschattet wurde die Wahl von einer niedrigen Beteiligung und dem juristischen Streit um den Ausschluss eines AfD-Kandidaten.
Die wichtigsten Fakten
- Klaus Blettner (CDU/FWG) erhielt im ersten Wahlgang 41,2 Prozent der Stimmen.
- Jens Peter Gotter (SPD) erreichte 35,5 Prozent.
- Die Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten findet am 12. Oktober statt.
- Die Wahlbeteiligung lag bei nur 29,3 Prozent.
- Der ausgeschlossene AfD-Kandidat Joachim Paul kündigte eine Wahlanfechtung an.
Ergebnis des ersten Wahlgangs
Am Sonntag, den 22. September 2025, waren rund 118.300 Bürgerinnen und Bürger in Ludwigshafen zur Wahl des neuen Oberbürgermeisters aufgerufen. Das vorläufige Endergebnis, das die Stadtverwaltung am Abend bekannt gab, zeigt ein klares Bild: Keiner der Bewerber konnte die erforderliche Marke von 50 Prozent überspringen.
Klaus Blettner, der gemeinsame Kandidat von CDU und FWG, setzte sich mit 41,2 Prozent der gültigen Stimmen an die Spitze des Feldes. Ihm folgt Jens Peter Gotter von der SPD, der 35,5 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte. Da beide die absolute Mehrheit verfehlten, müssen sie in drei Wochen in einer Stichwahl gegeneinander antreten.
Die weiteren Kandidaten
Neben den beiden Finalisten hatten sich zwei weitere Bewerber zur Wahl gestellt. Der Einzelbewerber Martin Wegner erzielte ein Ergebnis von 15,7 Prozent. Michaela Schneider-Wettstein, die für die Partei Volt antrat, kam auf 7,6 Prozent der Stimmen.
Geringes Interesse an der Wahl
Die Wahlbeteiligung war mit nur 29,3 Prozent auffallend niedrig. Das bedeutet, dass weniger als jeder dritte Wahlberechtigte seine Stimme abgab. Politische Beobachter sehen darin ein Zeichen für eine wachsende Distanz zwischen Bürgern und Kommunalpolitik.
Reaktionen der Kandidaten
Die beiden Kandidaten für die Stichwahl zeigten sich kämpferisch für die kommenden Wochen. Sie stehen nun vor der Herausforderung, die Wähler der ausgeschiedenen Bewerber und vor allem die Nichtwähler zu mobilisieren.
Blettner will "weiter Gas geben"
CDU/FWG-Kandidat Klaus Blettner äußerte sich zur niedrigen Wahlbeteiligung und betonte die Notwendigkeit, die Menschen von der Wichtigkeit der Entscheidung zu überzeugen. Er vermutete, dass die ursprünglich für denselben Tag geplante Bundestagswahl, die dann aber auf Februar vorgezogen wurde, zu einer höheren Beteiligung beigetragen hätte.
„Wir müssen die Menschen weiter von der Wichtigkeit dieser Wahl überzeugen“, sagte Blettner nach Bekanntgabe der Ergebnisse.
Er kündigte an, bis zur Stichwahl „weiter Gas geben“ zu wollen, um die Wähler für sich zu gewinnen.
Gotter setzt auf Briefwahl und bessere Politik
SPD-Kandidat Jens Peter Gotter richtete seinen Blick ebenfalls auf die Stichwahl. Er plant, gezielt um die Stimmen der Anhänger von Martin Wegner und Michaela Schneider-Wettstein zu werben. „Und wir können, glaube ich, bei der Briefwahl noch ein bisschen nachlegen“, fügte er hinzu.
Angesichts der geringen Beteiligung zog Gotter ein politisches Fazit: „Wir müssen wieder bessere Politik, die auch spürbar ist, für die Menschen machen.“
Kontroverse um AfD-Kandidaten überschattet Wahlkampf
Der Wahlkampf in Ludwigshafen war von einer bundesweit beachteten Auseinandersetzung geprägt. Der Wahlausschuss hatte den AfD-Politiker Joachim Paul nicht zur Wahl zugelassen. Als Grund wurden Zweifel an seiner Verfassungstreue genannt. Diese Entscheidung wurde in mehreren Instanzen gerichtlich bestätigt.
Hintergrund des Ausschlusses
Die Entscheidung des Wahlausschusses basierte auf Bewertungen des Verfassungsschutzes. Gerichte, die sich mit dem Fall befassten, bestätigten die Rechtmäßigkeit des Ausschlusses. Dieser Vorgang führte zu heftigen Debatten und Anfeindungen, insbesondere in sozialen Medien.
Joachim Paul selbst wies die Vorwürfe stets zurück. Am Wahlabend kündigte er an, die Wahl juristisch anfechten zu wollen. Dies sei ein fester Entschluss, so Paul gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Ob die Anfechtung bereits nach dem ersten Wahlgang oder erst nach der Stichwahl erfolgen soll, werde derzeit von seinen Anwälten geprüft.
Die scheidende Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck wurde nach der Entscheidung des Wahlausschusses zur Zielscheibe von Hassbotschaften. Die Polizei hat in diesem Zusammenhang Ermittlungen aufgenommen. Paul distanzierte sich von solchen Anfeindungen und verurteilte sie klar.
Große Herausforderungen für das neue Stadtoberhaupt
Die parteilose Amtsinhaberin Jutta Steinruck, die nach einer Amtszeit nicht erneut kandidierte, benannte die größte Aufgabe für ihren Nachfolger: die finanzielle Sanierung der Stadt. Ludwigshafen gehört zu den am stärksten verschuldeten Kommunen in ganz Deutschland.
„Vieles, was in Ludwigshafen im Argen liegt, liegt im Argen, weil die Stadt sich seit 30 Jahren kaputtsparen muss“, erklärte Steinruck. Der Kampf um eine bessere Finanzausstattung durch Bund und Land sei für den künftigen Oberbürgermeister „das A und O“.
Steinruck war 2023 nach 27 Jahren Mitgliedschaft aus der SPD ausgetreten. Sie begründete diesen Schritt damit, dass ihrer Stadt die notwendige Hilfe in der Finanz- und Bildungspolitik konsequent verweigert werde. Zum Ausschluss des AfD-Kandidaten betonte sie die Geltung des Rechtsstaates: „Es gibt Regeln. Diese Regeln haben wir als Wahlausschuss offensichtlich eingehalten.“ Die Bestätigung durch drei Gerichtsentscheidungen unterstreiche dies. Es mache ihr Sorgen, dass Menschen den Rechtsstaat in Zweifel zögen.




