Am 28. September entscheiden die Bürgerinnen und Bürger von Düsseldorf in einer Stichwahl über die zukünftige Führung der Stadt. Der amtierende Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) tritt gegen seine Herausforderin Clara Gerlach (Bündnis 90/Die Grünen) an. Im ersten Wahlgang erreichte Keller 43,5 Prozent der Stimmen, verfehlte damit jedoch die für einen direkten Sieg notwendige absolute Mehrheit. Gerlach sicherte sich mit 22,2 Prozent den zweiten Platz und damit den Einzug in die entscheidende zweite Runde.
Die beiden Kandidaten vertreten unterschiedliche Ansätze für die zentralen Herausforderungen der Landeshauptstadt. Ihre Programme unterscheiden sich deutlich in den Bereichen Wohnen, Verkehr, Sicherheit, Klima und Stadtentwicklung. Die Entscheidung der Wähler wird die politische Ausrichtung Düsseldorfs für die kommenden Jahre maßgeblich bestimmen.
Die wichtigsten Punkte
- Entscheidung am 28. September: Stichwahl zwischen Stephan Keller (CDU) und Clara Gerlach (Grüne).
 - Ausgangslage: Keller verpasste mit 43,5 % die absolute Mehrheit, Gerlach erreichte 22,2 %.
 - Wohnungsbau: Keller plant 8.000 neue Wohnungen, Gerlach will Mieterschutz stärken und Spekulation bekämpfen.
 - Verkehrspolitik: Keller setzt auf ÖPNV-Ausbau und intelligente Verkehrsführung, Gerlach fordert mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer.
 - Sicherheit: Beide Kandidaten wollen die Präsenz von Ordnungsdiensten erhöhen und Vermüllung stärker bestrafen.
 
Wohnen: Zwischen Neubauoffensive und Mieterschutz
Eines der drängendsten Themen in Düsseldorf ist der angespannte Wohnungsmarkt. Beide Kandidaten haben klare, aber unterschiedliche Strategien entwickelt, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und zu sichern.
Stephan Kellers Wohnungsbauoffensive
Der amtierende Oberbürgermeister Stephan Keller möchte seine 2023 gestartete „Wohnungsbauoffensive“ konsequent fortsetzen. Sein erklärtes Ziel ist die Schaffung von mindestens 8.000 neuen Wohnungen bis zum Jahr 2030. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen bis 2027 im Rahmen eines Förderprogramms 140 Millionen Euro investiert werden.
Zusätzlich plant Keller die Errichtung von 300 Werkswohnungen und 200 Plätzen in Wohnheimen für Auszubildende. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Politik ist der Ausbau des „Housing First“-Projekts, das obdachlosen Menschen unbürokratisch eine eigene Wohnung und sozialpädagogische Betreuung zur Verfügung stellt.
Clara Gerlachs Fokus auf bezahlbaren Wohnraum
Die Herausforderin Clara Gerlach legt ihren Fokus auf die Schaffung bezahlbarer Wohnungen und den Schutz von Mieterinnen und Mietern. Sie plant, die städtische Wohnungsbaugesellschaft zu stärken, um deren Einfluss auf dem Markt zu vergrößern.
Ein zentrales Element ihres Konzepts ist die Gründung einer neuen Stiftung. Diese soll durch die Nutzung städtischer Vorkaufsrechte gezielt Wohnhäuser ankaufen, um sie dem spekulativen Markt zu entziehen. Um gegen Leerstand und die Zweckentfremdung von Wohnraum vorzugehen, will Gerlach eine städtische Meldestelle einrichten, die Bürgern die Meldung solcher Fälle erleichtert.
Hintergrund: Die Kandidaten
Stephan Keller (CDU), 55, ist promovierter Jurist und seit 2020 Oberbürgermeister von Düsseldorf. Zuvor war er Stadtdirektor in Köln. Er ist Vater von drei Kindern und lebt im Düsseldorfer Süden.
Clara Gerlach (Grüne), 49, ist in Düsseldorf geboren und aufgewachsen. Sie ist Lehrerin für Deutsch und Kunst, sitzt seit 2004 im Stadtrat und ist seit 2020 Bürgermeisterin. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Bilk.
Verkehr: Konzepte für die Mobilität der Zukunft
Die Organisation des Verkehrs in einer wachsenden Stadt wie Düsseldorf ist eine zentrale politische Aufgabe. Keller und Gerlach verfolgen hierbei unterschiedliche Prioritäten, die von einem Ausbau der bestehenden Infrastruktur bis hin zu einer grundlegenden Neuverteilung des öffentlichen Raums reichen.
Keller: Ausbau von ÖPNV und Radwegen
Stephan Keller strebt an, den Anteil des Radverkehrs am Gesamtverkehrsaufkommen auf 25 Prozent zu erhöhen. Um dies zu erreichen, sollen neue Radleitrouten und Fahrradstraßen gebaut werden. Im öffentlichen Nahverkehr setzt er auf konkrete Ausbauprojekte wie die Verlängerung der U-Bahn-Linie U81 und die Umsetzung der zweiten Stufe des „Rheintaktes“ für eine dichtere Taktung der Bahnen.
Gleichzeitig sollen bestehende Straßen saniert und der Verkehrsfluss durch den Einsatz intelligenter, digitaler Systeme optimiert werden, um Staus zu reduzieren.
Gerlach: Mehr Raum für Mensch und Umwelt
Clara Gerlach plädiert für eine Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten von Fußgängern und Radfahrern. Ihr Ziel ist es, den öffentlichen Raum lebenswerter zu gestalten. Sie fordert bessere und sicherere Radwege sowie einen massiven Ausbau des Angebots von Bussen und Bahnen.
Ein besonderes Anliegen ist ihr die Verkehrsberuhigung in Wohnvierteln. Gemeinsam mit den Anwohnern sollen Konzepte zur Begrünung und Beruhigung von Straßen erarbeitet werden. Nach dem Vorbild von Paris möchte sie alle Bürgerinnen und Bürger in einem Entscheid über grundlegende verkehrspolitische Weichenstellungen abstimmen lassen.
Sicherheit und Sauberkeit im öffentlichen Raum
Das Sicherheitsgefühl der Bürger und die Sauberkeit der Stadt sind klassische kommunalpolitische Themen, bei denen beide Kandidaten Handlungsbedarf sehen. Ihre Ansätze ähneln sich in einigen Punkten, setzen aber unterschiedliche Akzente.
Stephan Keller plant die Einrichtung fester Ordnungs- und Servicedienste (OSD) in allen Stadtbezirken, um eine dauerhafte Präsenz zu gewährleisten. Besondere Problembereiche wie das Bahnhofsumfeld und der Worringer Platz sollen verstärkt überwacht werden, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken. Zudem will er das Programm zur Erneuerung von Abfallbehältern fortsetzen und die Bußgelder für Vermüllung erhöhen.
Auch Clara Gerlach befürwortet eine sichtbare Präsenz von Polizei und OSD. Sie möchte diese Maßnahmen jedoch durch den verstärkten Einsatz von Streetworkern und die Schaffung von niedrigschwelligen Ansprechmöglichkeiten vor Ort ergänzen. Höhere Strafen und häufigere Kontrollen sollen ebenfalls die Sauberkeit verbessern. Im Bahnhofsumfeld setzt sie auf zusätzliche Hilfsangebote und geeignete Treffpunkte für die Drogen- und Obdachlosenszene, um Konflikte zu entschärfen.
Zahlen zur ersten Wahlrunde
- Stephan Keller (CDU): 43,5 %
 - Clara Gerlach (Grüne): 22,2 %
 - Notwendig für Direktsieg: > 50 %
 - Datum der Stichwahl: Sonntag, 28. September
 
Klimaschutz und Stadtentwicklung
Angesichts des Klimawandels spielen ökologische Aspekte in der Stadtplanung eine immer größere Rolle. Die Konzepte von Keller und Gerlach zeigen unterschiedliche Herangehensweisen an Begrünung und Energieerzeugung.
Kellers „50 neue Stadtoasen“
Unter dem Motto „50 neue Stadtoasen“ plant Stephan Keller, in jedem der zehn Stadtbezirke mindestens fünf neue Grünflächen zu schaffen. Diese sollen in Form von Miniwäldern oder sogenannten „Pocket Parks“ realisiert werden. Darüber hinaus will er eine städtische Kampagne initiieren, die private Eigentümer motiviert, versiegelte Flächen wie Schottergärten oder Parkplätze aufzubrechen und zu begrünen.
Gerlachs Fokus auf Entsiegelung und Solarenergie
Clara Gerlach verfolgt einen bürgernahen Ansatz bei der Entsiegelung. Sie möchte eine Plattform schaffen, über die Düsseldorferinnen und Düsseldorfer Flächen melden können, die für Bäume, Beete oder kleine Parks umgestaltet werden könnten. Ihre oberste Priorität im Bereich Energie ist die Nutzung aller geeigneten städtischen und privaten Gebäude für die Erzeugung von Solarstrom. Die Anzahl der Solaranlagen auf Dächern städtischer Gebäude soll unter ihrer Führung verdreifacht werden.
In der allgemeinen Stadtentwicklung will Keller Prestigeprojekte wie die Neugestaltung des Heinrich-Heine-Platzes, die Fertigstellung des Carsch-Hauses und den Baubeginn der neuen Oper vorantreiben. Projekte wie „Neue Mitte Heerdt“ sollen neue städtische Räume erschließen. Die Entscheidung der Wähler am 28. September wird zeigen, welche Vision für Düsseldorf die Mehrheit überzeugt.




