In Köln entscheiden heute rund 807.675 wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger über die künftige Spitze der Stadtverwaltung. In der Stichwahl für das Amt des Oberbürgermeisters stehen sich Berîvan Aymaz von den Grünen und Torsten Burmester von der SPD gegenüber. Die Wahllokale sind seit 8 Uhr morgens geöffnet und schließen um 18 Uhr. Ein besonderes Detail des Wahlrechts sorgt für Spannung: Sollte es zu einem exakten Stimmengleichstand kommen, entscheidet das Los.
Das Wichtigste in Kürze
- Stichwahl in Köln: Rund 807.675 Wahlberechtigte sind zur Wahl des neuen Stadtoberhaupts aufgerufen.
- Die Kandidaten: Berîvan Aymaz (Grüne) und Torsten Burmester (SPD) stehen zur Wahl.
- Besondere Regelung: Bei einem exakten Gleichstand der Stimmen entscheidet das Los über den Sieg.
- Wahltag: Die Wahllokale sind von 8:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Beide Kandidaten haben bereits am Vormittag ihre Stimme abgegeben.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um das höchste Amt der Stadt
Der heutige Sonntag, der 28. September 2025, markiert einen entscheidenden Tag für die politische Zukunft Kölns. Nachdem im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen erreichen konnte, fällt die Entscheidung nun in einer Stichwahl. Die Bürgerinnen und Bürger haben die Wahl zwischen zwei etablierten Persönlichkeiten der Kölner Kommunalpolitik.
Berîvan Aymaz, die für die Grünen antritt, hat sich in ihrem Wahlkampf stark auf die Themen Klimaschutz, Verkehrswende und soziale Gerechtigkeit konzentriert. Torsten Burmester von der SPD legte seine Schwerpunkte auf bezahlbaren Wohnraum, die Stärkung der lokalen Wirtschaft und die Modernisierung der Stadtverwaltung. Der Wahlkampf der letzten Wochen war intensiv und auf die Mobilisierung der eigenen Anhänger ausgerichtet.
Stimmabgabe der Kandidaten am Vormittag
Beide Kandidaten nutzten den Vormittag, um ihre Stimme abzugeben und ein Zeichen für die Bedeutung der Wahlbeteiligung zu setzen. Berîvan Aymaz erschien in Begleitung ihres Bruders, Dr. Serhat Aymaz, im Wahllokal in der KGS Olpener Straße im Stadtteil Brück. Sie zeigte sich optimistisch und rief alle Kölnerinnen und Kölner auf, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Kurz zuvor hatte bereits SPD-Kandidat Torsten Burmester seine Stimme in seinem zuständigen Wahllokal abgegeben. Auch er betonte die Wichtigkeit jeder einzelnen Stimme für die Zukunft der Stadt und bedankte sich bei den zahlreichen ehrenamtlichen Wahlhelfern, die den reibungslosen Ablauf des Wahltages sicherstellen.
Zahlen zur Stichwahl
Insgesamt sind 807.675 Personen in Köln wahlberechtigt. Bei der letzten Oberbürgermeisterwahl lag die Wahlbeteiligung bei der Stichwahl bei rund 40 %. Experten beobachten mit Spannung, ob dieser Wert heute übertroffen werden kann, da eine hohe Beteiligung als entscheidender Faktor für den Wahlausgang gilt.
Was passiert bei einem Unentschieden? Die Regel des Losentscheids
Eine der faszinierendsten und zugleich seltensten Regelungen im deutschen Wahlrecht könnte in Köln zur Anwendung kommen: der Losentscheid bei Stimmengleichheit. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit bei über 800.000 Wahlberechtigten äußerst gering ist, ist das Verfahren klar geregelt.
Sollten nach der Auszählung aller Stimmen sowohl Berîvan Aymaz als auch Torsten Burmester exakt die gleiche Anzahl an Stimmen erhalten haben, würde das Schicksal über das höchste Amt der Stadt entscheiden. Diese Regelung ist im Kommunalwahlgesetz von Nordrhein-Westfalen fest verankert.
Ein Blick ins Gesetz
Das nordrhein-westfälische Innenministerium bestätigte auf Anfrage des WDR dieses Vorgehen. Paragraph 46c des Kommunalwahlgesetzes NRW schreibt vor: „Erhält bei der Stichwahl keine Bewerberin oder kein Bewerber mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen, so entscheidet das vom Wahlleiter zu ziehende Los, wer gewählt ist.“ In der Praxis bedeutet dies, dass der Wahlausschuss zusammentritt und in einem formalen Akt das Los zieht.
„Es ist ein demokratisch legitimiertes Verfahren für einen extrem unwahrscheinlichen Fall. Das Los stellt sicher, dass auch in einer solchen Ausnahmesituation eine klare und unparteiische Entscheidung getroffen wird.“
Historische Fälle von Losentscheiden in Deutschland
Obwohl ein Losentscheid bei einer Oberbürgermeisterwahl in einer Millionenstadt wie Köln noch nie vorkam, ist das Verfahren in kleineren Gemeinden bereits zur Anwendung gekommen. In der Vergangenheit entschieden Lose bereits über Bürgermeistersitze oder die Zusammensetzung von Gemeinderäten in verschiedenen Bundesländern. Diese Fälle zeigen, dass das Gesetz auch für die unwahrscheinlichsten Szenarien eine Lösung vorsieht.
Die Erwartungen der Kölner an das neue Stadtoberhaupt
Unabhängig davon, wer die Wahl gewinnt, sind die Erwartungen der Kölner Bevölkerung an die neue Stadtspitze hoch. Eine Umfrage des „Express“ am Wahltag ergab ein klares Bild der dringendsten Probleme, die angegangen werden müssen. Die Themen reichen von alltäglichen Sorgen bis hin zu großen strategischen Herausforderungen.
Zu den meistgenannten Anliegen gehören:
- Wohnungsnot: Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum bleibt die größte Herausforderung.
- Verkehr: Eine funktionierende Infrastruktur, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und sichere Radwege stehen weit oben auf der Wunschliste.
- Sauberkeit und Sicherheit: Viele Bürger wünschen sich mehr Engagement für die Sauberkeit in der Stadt und eine höhere Präsenz von Ordnungskräften.
- Verwaltungsmodernisierung: Lange Wartezeiten bei den Bürgerämtern und eine langsame Digitalisierung der Verwaltung werden häufig kritisiert.
Das neue Stadtoberhaupt wird sich diesen Aufgaben stellen müssen, um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu gewinnen und die Lebensqualität in der Domstadt nachhaltig zu verbessern. Die Entscheidung darüber, wer diese Verantwortung übernehmen wird, liegt noch bis 18:00 Uhr in den Händen der Wähler.




