Wenige Tage vor der entscheidenden Stichwahl um das Amt des Oberbürgermeisters in Köln formieren sich die politischen Lager neu. Die Wählerinnen und Wähler stehen vor der Wahl zwischen Torsten Burmester (SPD) und Berivan Aymaz (Bündnis 90/Die Grünen). Ausgeschiedene Kandidaten und Parteien positionieren sich nun klar, was die politische Landschaft der Stadt neu ordnet und die Spannung vor dem Wahlsonntag erhöht.
Die wichtigsten Punkte
- Torsten Burmester (SPD) erhält Unterstützung von CDU-Kandidat Markus Greitemann und FDP-Kandidat Volker Görzel.
- Berivan Aymaz (Grüne) wird von der Wählergruppe Gut & Klima-Freunde und deren Kandidatin Inga Feuser unterstützt.
- Volt-Kandidat Lars Wolfram gibt eine persönliche Wahlempfehlung für Aymaz ab, die Partei selbst bleibt neutral.
- Die Linke wird ihre Entscheidung über eine mögliche Unterstützung erst nach einer Mitgliederversammlung bekannt geben.
- Andere Kandidaten wie Dr. Mark Benecke (Die Partei) und Ali Güclü (parteilos) geben keine offizielle Empfehlung ab.
Unterstützung für Burmester aus dem bürgerlichen Lager
Torsten Burmester, der Kandidat der Sozialdemokraten, kann auf wichtige Unterstützung aus dem bürgerlichen und liberalen Spektrum zählen. Diese Zusprachen könnten entscheidend sein, um Wähler über die Parteigrenzen der SPD hinaus zu mobilisieren.
CDU und FDP stellen sich hinter den SPD-Kandidaten
Eine bedeutende Entwicklung kam vom drittplatzierten Kandidaten des ersten Wahlgangs, Markus Greitemann von der CDU. Er sprach sich öffentlich für Burmester aus und begründete dies mit dessen professionellem Hintergrund und politischer Erfahrung.
„Aufgrund seines Lebenslaufs und seiner politischen Erfahrung bringe ich Torsten Burmester großen Respekt entgegen und halte Torsten Burmester als Oberbürgermeister der Stadt Köln für geeignet“, erklärte Greitemann in einer Pressemitteilung.
Auch Volker Görzel, der für die FDP angetreten war, schloss sich dieser Position an. Er betonte Burmesters Führungserfahrung auf Bundesebene als entscheidendes Kriterium. „Er hat politische Führungserfahrung auf Bundesebene“, so Görzel. Er verwies zudem auf inhaltliche Gemeinsamkeiten und lobte Burmesters schnelle Einarbeitung in Kölner Sachthemen.
Zuspruch von unerwarteter Seite
Die Unterstützung aus dem CDU- und FDP-Lager für einen SPD-Kandidaten ist ein bemerkenswertes politisches Signal in der Kölner Kommunalpolitik. Es deutet darauf hin, dass für viele Wähler der bürgerlichen Mitte die Person und deren wahrgenommene Kompetenz über die Parteizugehörigkeit gestellt werden.
Weitere Stimmen für Burmester
Zusätzliche Unterstützung erhält Burmester vom parteilosen Kandidaten und bekannten Kölner Pfarrer Hans Mörtter. Er beschreibt den SPD-Politiker als eine Persönlichkeit, die zuhören und daraus lernen könne. „Er ist ein feiner, bescheidener und klarer Mensch“, so Mörtter.
Auf sozialen Medien hob Mörtter die inhaltliche Nähe zu seinen eigenen Positionen hervor: „Bei Klima, Schule und bezahlbares Wohnen/ Bauen liegt er nah an meinen Positionen – Köln braucht jetzt Tempo und Teamplay.“
Aymaz sammelt Unterstützung im progressiven Spektrum
Berivan Aymaz, die Kandidatin der Grünen, die im ersten Wahlgang die meisten Stimmen erhielt, festigt ihre Basis im progressiven und ökologischen Lager. Ihre Unterstützer betonen vor allem ihre Haltung zu den Themen Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.
Gut & Klima-Freunde klar für Grünen-Kandidatin
Die Wählergruppe Gut & Klima-Freunde sowie deren Oberbürgermeisterkandidatin Inga Feuser positionierten sich eindeutig für Aymaz. Sie sehen in ihr die Garantin für eine zukunftsorientierte Stadtpolitik.
„Wir glauben, dass Berivan Aymaz die starke Stimme für ein vielfältiges, weltoffenes und klimagerechtes Köln ist. Gemeinsam wollen wir weiterhin für eine demokratische, nachhaltige und solidarische Stadtgesellschaft streiten“, teilte die Wählergruppe mit.
Feuser selbst fügte hinzu, Köln benötige eine Oberbürgermeisterin, die Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Vielfalt aus Überzeugung voranbringe.
Die Ausgangslage nach dem ersten Wahlgang
Im ersten Wahlgang am 14. September lag Berivan Aymaz (Grüne) vor Torsten Burmester (SPD). Da keine der beiden die absolute Mehrheit erreichte, kommt es nun zur Stichwahl. Die Stimmen der ausgeschiedenen Kandidaten, insbesondere von Markus Greitemann (CDU), gelten als entscheidend für den Ausgang der Wahl.
Volt mit Tendenz, aber ohne offizielle Empfehlung
Die pro-europäische Partei Volt hat sich entschieden, keine formelle Wahlempfehlung auszusprechen. Intern gebe es jedoch eine klare Präferenz. Die Parteispitze erklärte, es bestehe „eine starke Tendenz zur Unterstützung von Berivan Aymaz“.
Der OB-Kandidat von Volt, Lars Wolfram, machte seine persönliche Entscheidung öffentlich. Auf Instagram schrieb er: „Ich werde in der Stichwahl Berivan Aymaz wählen.“ Als Grund nannte er die größte inhaltliche Schnittmenge mit ihren Positionen.
Die Unentschlossenen und Neutralen
Nicht alle politischen Akteure haben sich bereits auf einen Kandidaten festgelegt. Einige Parteien und Einzelpersonen halten sich bewusst zurück oder lassen ihre Mitglieder entscheiden.
Die Linke zögert noch
Die Positionierung der Partei Die Linke steht noch aus. Eine Entscheidung soll auf einer Kreismitgliederversammlung fallen. Es liegt jedoch ein Antrag vor, der eine Unterstützung für Berivan Aymaz empfiehlt. Die Antragsteller verweisen auf „inhaltliche Übereinstimmungen in zentralen Punkten“ mit dem Programm der Grünen.
Bewusste Neutralität bei anderen Akteuren
Die Kölner Stadtgesellschaft (KSG), die im neuen Stadtrat eine Fraktion mit der FDP bildet, verzichtet auf eine Wahlempfehlung. Der Vorstand erklärte: „Unsere Mitglieder sind verantwortungsvoll und gewissenhaft. Sie wissen selbst am besten, was gut für die bürgerliche Mitte und für Köln ist.“
Auch der parteilose Kandidat Ali Güclü möchte keine Empfehlung aussprechen. Er könne sich nicht dazu entschließen, einen der beiden verbliebenen Kandidaten zu unterstützen.
Dr. Mark Benecke, der für „Die Partei“ angetreten war, bleibt seiner satirischen Linie treu. Auf die Frage nach einer Empfehlung antwortete er auf Kölsch: „De Lück sinn ens aal jenooch un bruche keij Ansprooch vun mir.“ (Die Leute sind alt genug und brauchen keine Ansage von mir). Er deutete scherzhaft an, dass er für Gegenleistungen wie ein Lebensticket für die Radstation empfänglich sei.




