In einer neuen Kooperation zwischen der Universität zu Köln, der Staatsanwaltschaft und der Polizei sollen Studierende der Rechtswissenschaften dabei helfen, ungelöste Tötungsdelikte, sogenannte "Cold Cases", neu aufzurollen. Das im Oktober 2024 gestartete Projekt "Cold Case Lab Köln" verbindet akademische Forschung mit polizeilicher Ermittlungsarbeit und soll neue Ansätze für festgefahrene Fälle liefern.
Wichtige Informationen
- Projektname: Cold Case Lab Köln
- Partner: Universität zu Köln, Staatsanwaltschaft Köln, Polizei Köln
- Ziel: Aufklärung ungelöster Tötungsdelikte in Köln und Umgebung
- Methode: Studierende analysieren alte Ermittlungsakten mit wissenschaftlichen Methoden
Einzigartige Zusammenarbeit in der Kriminalistik
Das "Cold Case Lab Köln" ist ein Modellprojekt, das am Institut für Strafrecht und Strafprozessrecht der Universität zu Köln angesiedelt ist. Es schafft eine direkte Verbindung zwischen theoretischer universitärer Ausbildung und der praktischen Arbeit von Strafverfolgungsbehörden. Diese Form der Zusammenarbeit ist darauf ausgelegt, frische Perspektiven in langjährige Ermittlungen zu bringen.
Studierende erhalten unter strengen Auflagen und in enger Abstimmung mit den Behörden Zugang zu den Akten abgeschlossener, aber ungelöster Kriminalfälle. Ihre Aufgabe ist es, die vorhandenen Informationen aus einem neuen, unvoreingenommenen Blickwinkel zu betrachten und moderne wissenschaftliche Ansätze anzuwenden, die zum Zeitpunkt der ursprünglichen Ermittlungen möglicherweise noch nicht verfügbar waren.
Was ist ein "Cold Case"?
Als "Cold Case" (kalter Fall) wird ein ungelöstes Kapitalverbrechen, meist ein Tötungsdelikt, bezeichnet, bei dem die aktiven Ermittlungen eingestellt wurden, weil alle Spuren und Ansätze ausgeschöpft schienen. Neue Ermittlungsmethoden, Zeugenaussagen oder wissenschaftliche Erkenntnisse können jedoch auch nach Jahrzehnten zur Wiederaufnahme eines solchen Falles führen.
Wie das Labor in der Praxis funktioniert
Die Arbeit im "Cold Case Lab" ist strukturiert und wissenschaftlich fundiert. Die teilnehmenden Studierenden werden von erfahrenen Dozenten sowie direkt von Vertretern der Staatsanwaltschaft und der Kriminalpolizei betreut. Diese Experten leiten die Studierenden an und stellen sicher, dass die Analyse der Akten methodisch korrekt und zielführend erfolgt.
Der Prozess umfasst mehrere Schritte:
- Aktenstudium: Die Studierenden arbeiten sich tief in die oft tausende Seiten umfassenden Ermittlungsakten ein.
- Analyse: Sie identifizieren mögliche Lücken in den ursprünglichen Ermittlungen, prüfen Zeugenaussagen auf neue Interpretationsmöglichkeiten und bewerten Spurenmaterial im Lichte neuer Technologien.
- Hypothesenbildung: Auf Basis ihrer Analyse entwickeln die Teams neue Theorien zum Tathergang oder zu potenziellen Tätern.
- Präsentation: Die Ergebnisse werden aufbereitet und der Ermittlungsgruppe "Cold Cases" der Kölner Polizei sowie der Staatsanwaltschaft vorgestellt.
Die Hoffnung ist, dass die studentischen Analysen konkrete neue Ermittlungsansätze liefern, die von den professionellen Ermittlern aufgegriffen werden können. Dies könnte beispielsweise die erneute Befragung von Zeugen oder die Untersuchung von Asservaten mit modernsten forensischen Methoden umfassen.
Hoffnung für Angehörige und ein Beitrag zur Gerechtigkeit
Das Hauptziel des Projekts ist es, einen aktiven Beitrag zur Aufklärung von Verbrechen zu leisten, die die Gemeinschaft über Jahre oder Jahrzehnte beschäftigt haben. Für die Angehörigen der Opfer bedeuten ungelöste Fälle eine andauernde Belastung. Jede neue Spur und jeder neue Ansatz kann die Hoffnung auf späte Gerechtigkeit wiederbeleben.
"Das Projekt verbindet Forschung und Lehre auf sinnvolle Weise mit der Ermittlungspraxis. Es bietet die Chance, durch unkonventionelle Denkansätze und den Einsatz neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse Bewegung in festgefahrene Fälle zu bringen", erklärt die Projektleitung der Universität.
Für die Studierenden bietet das Projekt eine einmalige Gelegenheit, praktische Erfahrungen in der Strafverfolgung zu sammeln. Sie lernen, komplexe Sachverhalte zu analysieren und ihre theoretischen Kenntnisse auf reale Kriminalfälle anzuwenden. Dies stellt eine wertvolle Ergänzung zum juristischen Studium dar.
Zahlen zu "Cold Cases" in Deutschland
Nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) gibt es in Deutschland mehrere hundert ungelöste Tötungsdelikte, die als "Cold Cases" gelten. Dank des Fortschritts in der DNA-Analyse und anderen forensischen Techniken konnten in den letzten Jahren immer wieder auch Jahrzehnte alte Fälle aufgeklärt werden.
Die Verantwortlichen stellen das Projekt vor
Um die Öffentlichkeit und die Medien umfassend über die Ziele und die Arbeitsweise des "Cold Case Lab Köln" zu informieren, findet am Dienstag, den 7. Oktober 2025, um 10 Uhr ein Pressegespräch im Hauptgebäude der Universität zu Köln statt. Die Initiative wurde bereits im Oktober 2024 ins Leben gerufen und hat seitdem die Grundlagen für die praktische Arbeit gelegt.
Ansprechpartner des Projekts
Für Auskünfte stehen die zentralen Akteure des Projekts zur Verfügung. Vonseiten der Universität sind dies die Projektleiter Professorin Dr. Anja Schiemann, Max Marchi und Selin Özyildirim. Die Staatsanwaltschaft Köln wird durch Staatsanwältin Jane Wolf vertreten, während Kriminalhauptkommissar Markus Weber die Ermittlungsgruppe "Cold Cases" der Kölner Polizei repräsentiert.
Diese Experten werden Einblicke in die Methodik des Projekts geben und erläutern, wie die Zusammenarbeit zwischen den Institutionen konkret gestaltet wird. Auch Studierende, die bereits an den ersten Analysen mitwirken, werden anwesend sein, um über ihre Erfahrungen zu berichten. Die Vorstellung des Projekts markiert einen wichtigen Schritt, um die Öffentlichkeit für die Bedeutung der Aufklärung von Altfällen zu sensibilisieren.




