Köln stärkt seine Position als Kulturmetropole mit einem neuen Großprojekt. Am Staatenhaus im Deutzer Rheinpark wird ab Januar 2026 ein modernes Musical-Theater mit 1.800 Plätzen errichtet. Der Betreiber ATG Entertainment investiert über 100 Millionen Euro in den Bau, der den bisherigen Musical Dome am Hauptbahnhof ersetzen soll.
Das neue „Theater am Rhein“ soll einen nahtlosen Übergang sicherstellen, da der Musical Dome spätestens im Februar 2028 für den Ausbau des Kölner Hauptbahnhofs weichen muss. Das Projekt verspricht nicht nur kulturelle Highlights, sondern auch bedeutende wirtschaftliche Impulse für die Stadt.
Wichtige Fakten im Überblick
- Standort: Am denkmalgeschützten Staatenhaus im Kölner Rheinpark in Deutz.
- Baubeginn: Geplant für Januar 2026.
- Kapazität: Bis zu 1.800 Sitzplätze auf zwei Ebenen.
- Investition: Über 100 Millionen Euro durch den Betreiber ATG Entertainment.
- Arbeitsplätze: Rund 270 neue Stellen in der Kultur- und Kreativwirtschaft.
- Eröffnung: Angestrebt wird eine Fertigstellung bis spätestens Februar 2028.
Ein nahtloser Übergang für den Musical-Standort Köln
Die Entscheidung für den Neubau ist von strategischer Bedeutung. Der 1996 eröffnete Musical Dome am Breslauer Platz muss dem Ausbau des Kölner Hauptbahnhofs weichen. Um eine Lücke im kulturellen Angebot zu vermeiden, ist ein reibungsloser Wechsel zum neuen Standort entscheidend.
Die Stadtverwaltung betont die Wichtigkeit, eine sogenannte „musicallose Zeit“ zu verhindern. Eine solche Unterbrechung könnte laut Liegenschaftsamt „sowohl für ATG als auch den Tourismusstandort Köln negative wirtschaftliche Folgen in erheblichem Umfang“ haben. Die Anziehungskraft eines Standorts müsse nach einer Pause erst mühsam wieder aufgebaut werden.
Vertragliche Details und Zeitplan
Nach langen Verhandlungen stehen die Verträge zwischen der Stadt Köln und der ATG Entertainment GmbH kurz vor dem Abschluss. Bereits vor 13 Jahren wurde ATG die Nutzung des Staatenhauses zugesagt, doch die Übergabe verzögerte sich mehrfach. Der Grund dafür war die Nutzung des Gebäudes als Ausweichspielstätte für die Kölner Oper während deren Sanierung am Offenbachplatz.
Der nun gefundene Zeitplan sieht eine Übergangsphase vor: Vom 1. Januar bis zum 31. Juli 2026 wird die Oper ihre letzte Spielzeit im Staatenhaus absolvieren, während ATG parallel bereits mit den Bauarbeiten für das neue Theater beginnt. Im September 2026 kehrt die Oper dann an den Offenbachplatz zurück.
Hintergrund: Das Staatenhaus als Interimsoper
Seit 2012 dient das Staatenhaus als provisorische Spielstätte für die Kölner Oper, da das historische Opernhaus am Offenbachplatz umfassend saniert wird. Diese langjährige Zwischennutzung war der Hauptgrund für die Verzögerung des Musical-Theater-Projekts. Die nun gefundene Lösung ermöglicht einen Baustart, bevor die Oper das Gebäude vollständig verlässt.
Ein privates Investment mit großer öffentlicher Wirkung
Das „Theater am Rhein“ wird vollständig privatwirtschaftlich finanziert und betrieben. Die ATG Entertainment GmbH wird auf dem Gelände in Deutz auf eigene Kosten ein Theater errichten. Die Stadtverwaltung hebt die wirtschaftliche Bedeutung des Projekts hervor.
„ATG investiert am Standort Köln in den Bau und die Eröffnungsproduktion nach eigenen Angaben über 100 Millionen Euro. Mit dem Bau werden rund 270 zusätzliche Arbeitsplätze in der Kultur- und Kreativwirtschaft in Köln entstehen“, so eine Mitteilung der Stadt.
Die Investition von ATG ist ein klares Bekenntnis zum Standort Köln. Das Unternehmen ist ein globaler Marktführer im Live-Entertainment und betreibt weltweit 71 renommierte Spielstätten, darunter Theater am New Yorker Broadway und im Londoner West End. In Deutschland gehören unter anderem der Admiralspalast in Berlin und das Starlight Express Theater in Bochum zum Portfolio.
Wirtschaftsfaktor Tourismus
Die Stadt rechnet durch das neue Theater mit rund 500.000 zusätzlichen Besuchern pro Jahr. Musical-Produktionen sind ein wichtiger Anlass für Touristen, nach Köln zu reisen. Dies stärkt die Position der Stadt als Top-Reiseziel und setzt Impulse für die Stadtentwicklung im Umfeld der Messe und des Deutzer Hafens.
Architektur und Einbindung in den Rheinpark
Der Neubau wird in der Achse des denkmalgeschützten Staatenhauses platziert. Die Pläne sehen eine moderne Architektur vor, die sich respektvoll in die Umgebung einfügt und einen Dialog mit dem historischen Bestandsgebäude eingeht.
Der Entwurf sieht vor, dass sich der Außenraum zwischen der gebogenen Front des Staatenhauses und dem Neubau öffnet. Die Grünflächen des Rheinparks sollen durch die Gestaltung der Außenanlagen bis auf den Vorplatz des Theaters weitergeführt werden. Bäume und einheitliche Bodenbeläge sollen eine optische Verbindung schaffen.
Städtebauliche Integration
In seiner Höhe orientiert sich der Neubau am Staatenhaus, während der markante Bühnenturm in Richtung Auenweg sichtbar sein wird. Der Zugang für die Besucher erfolgt vom Tanzbrunnen und Rheinpark aus durch den Torbogen des Staatenhauses, was den historischen Charakter des Ortes unterstreicht.
Für den Bau muss zunächst eine alte Messehalle hinter dem Staatenhaus abgerissen werden. Diese Kosten trägt ATG. Sollten bei den Arbeiten Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden, übernimmt die Stadt die Kosten für deren Beseitigung. An der Entsorgung möglicher Altlasten im Boden beteiligt sich die Stadt mit bis zu 297.500 Euro.
Finanzielle Regelungen und Ausblick
Die langjährige Verzögerung bei der Übergabe des Grundstücks hat auch finanzielle Konsequenzen. Die Stadt Köln wird an ATG einen „Aufwendungsersatz“ von maximal vier Millionen Euro zahlen, um die durch die Wartezeit entstandenen Kosten auszugleichen.
Der Hauptausschuss des Stadtrats hat dem Erbbaurechtsvertrag bereits zugestimmt; die finale Genehmigung durch den Rat wird für den 6. November erwartet. ATG selbst plant, Ende 2025 in einer Pressekonferenz detailliert über das Projekt und die Eröffnungsproduktion zu informieren.
Joachim Hilke, Geschäftsführer von ATG, äußerte sich bereits vor einem Jahr zuversichtlich. Sein Ziel sei ein nahtloser Übergang, bei dem „wir am Freitagabend die letzte Show im Musical Dome spielen und dann am Samstag die erste im neuen Staatenhaus“. Er rechnet mit einer Bauzeit von etwa zwei Jahren. Mit dem neuen Theater will ATG die größten Produktionen vom Broadway und aus dem West End exklusiv nach Deutschland holen und zugleich deutschen Eigenproduktionen eine Bühne bieten.




