Thomas Pieper, ein 54-jähriger Kölner, sieht sich in seiner eigenen Erdgeschosswohnung in der Südstadt gefangen. Nach mehreren Amputationen und einem Schlaganfall ist er auf einen Rollstuhl angewiesen. Seine 20 Quadratmeter große Wohnung ist jedoch nicht barrierefrei, was ihm das Verlassen der Wohnung ohne fremde Hilfe unmöglich macht und die Suche nach einer geeigneten Alternative erschwert.
Wichtige Punkte
- Thomas Pieper ist nach Bein-Amputationen und Schlaganfall auf einen Rollstuhl angewiesen.
- Seine Kölner Wohnung ist nicht rollstuhlgerecht, er kann sie ohne Hilfe nicht verlassen.
- Die Suche nach einer barrierefreien Wohnung gestaltet sich als äußerst schwierig.
- Beratungsstellen wie 'wohn mobil' haben aktuell einen Aufnahmestopp für Vor-Ort-Termine.
- Trotz hohem Dringlichkeits-Wohnberechtigungsschein gibt es nur Wartelisten.
Ein Alltag voller Hürden
Thomas Pieper sitzt auf der Treppe vor seiner Wohnung. Für ihn ist diese Treppe ein unüberwindbares Hindernis. Er lebt seit etwa zwei Jahren in der kleinen Wohnung in der Kölner Südstadt. Obwohl sie im Erdgeschoss liegt, muss er mehrere Stufen überwinden, um das Gebäude zu verlassen. Dies macht Arztbesuche oder selbstständige Einkäufe unmöglich.
Bekannte unterstützen ihn bei Erledigungen, oder er nutzt Lieferdienste. Doch diese Abhängigkeit belastet ihn schwer. "Ich bin in meiner Wohnung gefangen", beschreibt Pieper seine Situation. Eine selbstbestimmte Lebensführung ist unter diesen Umständen kaum möglich.
Faktencheck
- Wohnungsgröße: 20 Quadratmeter
- Mietkosten: 505 Euro warm (übernimmt das Jobcenter)
- Wohnlage: Erdgeschoss, aber mit Stufen zum Ausgang
- Mobilität: Ausschließlich mit Rollstuhl
Die lange Krankheitsgeschichte
Piepers gesundheitliche Probleme begannen im Jahr 2018. Ein kleiner Unfall – er trat in eine Scherbe – führte zu einer schweren Wundinfektion. Diese entwickelte sich zu einer Blutvergiftung, die schließlich die Amputation seines rechten Unterschenkels erforderte. Ein einschneidendes Ereignis, das sein Leben grundlegend veränderte.
Im Jahr 2023 erlitt Thomas Pieper einen Schlaganfall. Dieser hatte zur Folge, dass sein rechter Arm seitdem fast vollständig gelähmt ist. Als weitere Komplikation trat eine Nervenstörung im Knie auf. Die gesundheitlichen Rückschläge setzten sich fort: 2025 musste eine weitere Operation vorgenommen werden, die eine Amputation im Kniebereich zur Folge hatte. Seitdem ist Thomas Pieper ohne Rollstuhl nicht mehr mobil.
"Das ist doch kein Zustand. Ich bekomme von der Stadt so gut wie keine Unterstützung. Was kann ich tun?"
Thomas Pieper
Herausforderungen im Alltag
Neben den Schwierigkeiten, die Wohnung zu verlassen, gibt es weitere Hürden. Die Waschmaschine befindet sich beispielsweise im Keller. Für Thomas Pieper ist dieser Bereich unerreichbar. Er muss regelmäßig Nachbarn um Hilfe bitten, um seine Wäsche waschen zu können. Diese Situation unterstreicht die Notwendigkeit einer vollständig barrierefreien Wohnumgebung.
Hintergrund: Barrierefreiheit
Barrierefreiheit bedeutet, dass Gebäude und Umgebungen so gestaltet sind, dass sie für alle Menschen, unabhängig von körperlichen Einschränkungen, zugänglich und nutzbar sind. Dies umfasst Rampen statt Stufen, breite Türen, rollstuhlgerechte Badezimmer und leicht erreichbare Bedienelemente.
Aussichtslose Wohnungssuche
Die Suche nach einer rollstuhlgerechten Wohnung in Köln gestaltet sich für Thomas Pieper als extrem schwierig. Er hat bereits verschiedene Stellen kontaktiert, um Unterstützung zu erhalten. Das Versorgungsamt konnte ihm bisher nicht weiterhelfen. Auch die Stadt Köln wurde angefragt, insbesondere die Beratungsstelle für Wohnraumanpassung und Wohnungswechsel, bekannt als 'wohn mobil'.
Diese Beratungsstelle, eine Einrichtung der PariSozial Köln gGmbH, soll ältere Menschen und Menschen mit Behinderung dabei unterstützen, möglichst lange und selbstbestimmt barrierefrei zu Hause leben zu können. Doch hier stößt Pieper auf ein weiteres Problem: Die Beratungsstelle 'wohn mobil' hat einen Aufnahmestopp für Vor-Ort-Termine. Telefonische Beratungen und schriftliche Anfragen werden zwar bearbeitet, doch persönliche Termine in den Wohnräumen sind erst ab dem 7. Januar 2026 wieder verfügbar.
Wohnberechtigungsschein ohne Wirkung
Thomas Pieper besitzt einen Wohnberechtigungsschein (WBS) mit einer sehr hohen Dringlichkeitsstufe. Dieser Schein soll den Zugang zu öffentlich gefördertem Wohnraum erleichtern. Doch auch dieses Dokument bringt ihm in seiner aktuellen Lage wenig. Er findet sich lediglich auf Wartelisten wieder, ohne konkrete Aussicht auf eine baldige Lösung.
Das Amt für Wohnungswesen ist Ansprechpartner für Fragen zu behindertengerechtem Wohnen. Es berät Wohnungssuchende sowie Vermieter und unterstützt bei der Suche nach passendem Wohnraum, wobei der Schwerpunkt auf öffentlich gefördertem Wohnraum liegt. Eine konkrete Wohnungsvermittlung findet jedoch nicht statt. Der WBS schafft lediglich den grundsätzlichen Zugang zu diesem Wohnraum, erklärt eine Stadtsprecherin.
Die Rolle der Stadt Köln
Auf Anfrage erklärte eine Sprecherin der Stadt Köln die Situation bezüglich der Beratungsstelle 'wohn mobil'. Sie bestätigte, dass telefonische Beratungen und schriftliche Anfragen weiterhin bearbeitet werden. Lediglich Vor-Ort-Beratungen haben einen Aufnahmestopp bis Anfang 2026. Dies zeigt eine Lücke in der direkten, persönlichen Unterstützung, die für Menschen in Piepers Situation oft unerlässlich ist.
Die Stadt betont, dass das Amt für Wohnungswesen als Ansprechpartner für behindertengerechtes Wohnen zur Verfügung steht und bei der Suche nach öffentlich gefördertem Wohnraum unterstützt. Doch die Realität für Thomas Pieper ist, dass diese Unterstützung bisher nicht zu einer konkreten Lösung geführt hat. Er bleibt frustriert und ratlos zurück, gefangen in seiner eigenen Wohnung, während die Bürokratie langsam mahlt.
- Das Amt für Wohnungswesen berät zu behindertengerechtem Wohnen.
- Es unterstützt bei der Suche nach öffentlich gefördertem Wohnraum.
- Eine direkte Wohnungsvermittlung erfolgt nicht.
- Der Wohnberechtigungsschein ermöglicht den Zugang zu gefördertem Wohnraum, garantiert aber keine schnelle Zuteilung.
Die Geschichte von Thomas Pieper beleuchtet ein drängendes Problem in vielen Städten: den Mangel an bezahlbarem und gleichzeitig barrierefreiem Wohnraum. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist dies nicht nur eine Frage des Komforts, sondern der fundamentalen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.




