Die Bundespolizei hat am Kölner Hauptbahnhof eine neue Anlaufstelle für Frauen eröffnet, die von Gewalt betroffen sind. Die Einrichtung befindet sich in der neuen Wache der Bundespolizei und ist seit dem 29. September 2025 rund um die Uhr zugänglich. Sie ist Teil eines bundesweiten Pilotprojekts zur Verbesserung des Schutzes und der Unterstützung von Gewaltopfern im öffentlichen Raum.
Speziell geschulte Polizistinnen bieten vor Ort vertrauliche Beratung, nehmen Anzeigen auf und vermitteln weiterführende Hilfsangebote. Köln ist nach Berlin der zweite Standort für dieses Projekt, das zunächst auf zwei Jahre angelegt ist und anschließend wissenschaftlich ausgewertet wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Neue Einrichtung: Die Bundespolizei hat eine Anlaufstelle „Gewalt gegen Frauen“ im Kölner Hauptbahnhof eröffnet.
- Standort und Erreichbarkeit: Sie befindet sich in der neuen Bundespolizeiwache und ist 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche geöffnet.
- Personal: Speziell geschulte Polizeibeamtinnen sind für die Betreuung und Beratung der Betroffenen im Einsatz.
- Pilotprojekt: Köln ist der zweite Standort nach Berlin in einem zweijährigen Testprojekt des Bundesinnenministeriums.
Ein sicherer Hafen im Herzen der Stadt
Der Kölner Hauptbahnhof ist einer der meistfrequentierten Bahnhöfe Deutschlands. Täglich nutzen ihn Hunderttausende Reisende und Pendler. Diese hohe Frequenz macht ihn jedoch auch zu einem Ort, an dem sich Menschen, insbesondere Frauen, unsicher fühlen können. Um hier gezielt Abhilfe zu schaffen, wurde die neue Anlaufstelle der Bundespolizei ins Leben gerufen.
Die Einrichtung ist direkt in die neu gestaltete Wache der Bundespolizei integriert. Eine deutliche Beschilderung weist den Weg, um den Zugang so einfach wie möglich zu gestalten. Das Ziel ist es, Opfern von Gewalt eine unkomplizierte und schnelle Möglichkeit zu bieten, Hilfe zu suchen, ohne große Hürden überwinden zu müssen.
Was bedeutet „niederschwelliges Angebot“?
Der Begriff „niederschwellig“ ist zentral für das Konzept der Anlaufstelle. Er bedeutet, dass Betroffene ohne Voranmeldung und ohne formale Hürden Unterstützung erhalten. Sie müssen keine komplizierten Verfahren durchlaufen, um mit einer Polizistin sprechen zu können.
Dieses Konzept soll die Hemmschwelle senken, sich nach einer Gewalttat an die Polizei zu wenden. Oft zögern Opfer aus Scham, Angst oder Unsicherheit, eine Anzeige zu erstatten. Die Anlaufstelle bietet einen geschützten Raum, in dem sie zunächst in Ruhe ihre Situation schildern und sich über ihre Möglichkeiten informieren können.
Hintergrund: Das Pilotprojekt des Bundes
Die Einrichtung in Köln ist Teil eines umfassenderen Pilotprojekts des Bundesministeriums des Innern und für Heimat. Die erste Anlaufstelle dieser Art wurde bereits im August 2024 am Berliner Ostbahnhof eröffnet. Die Erfahrungen aus beiden Standorten sollen über einen Zeitraum von zwei Jahren gesammelt und wissenschaftlich evaluiert werden. Ziel ist es, herauszufinden, wie wirksam solche Angebote sind und ob sie auf weitere Bahnhöfe in Deutschland ausgeweitet werden sollten.
Spezialisierte Hilfe durch geschulte Beamtinnen
Ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist der Einsatz von speziell geschulten Polizeibeamtinnen. Diese haben Fortbildungen im sensiblen Umgang mit Opfern von Gewaltdelikten, insbesondere bei sexualisierter Gewalt, durchlaufen. Ihre Aufgabe geht über die reine Anzeigenaufnahme hinaus.
Die Polizistinnen bieten:
- Vertrauliche Erstberatung: In einem separaten Raum können Betroffene in einer ruhigen Atmosphäre über das Erlebte sprechen.
- Schutzmaßnahmen: Bei akuter Gefährdung können sofortige Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.
- Anzeigenaufnahme: Wenn die Betroffene es wünscht, kann direkt vor Ort eine Strafanzeige erstattet werden.
- Vermittlung von Hilfe: Die Beamtinnen verfügen über ein Netzwerk an Kontakten zu spezialisierten Beratungsstellen, Frauenhäusern und therapeutischen Einrichtungen, an die sie die Betroffenen weitervermitteln können.
Der Fokus liegt darauf, den Frauen die Kontrolle über die Situation zurückzugeben. Sie entscheiden selbst, welche Schritte sie als Nächstes unternehmen möchten. Die Polizistinnen agieren dabei als unterstützende Begleiterinnen.
Statistik zur Gewalt gegen Frauen
Laut Kriminalstatistik des Bundeskriminalamtes wird in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Alle 45 Minuten wird eine Frau Opfer von vollendeter oder versuchter gefährlicher Körperverletzung durch Partnerschaftsgewalt. Die Dunkelziffer bei Gewaltdelikten, insbesondere im öffentlichen Raum, wird als hoch eingeschätzt, da viele Taten nicht zur Anzeige gebracht werden.
Mehr als nur eine Polizeiwache
Die Anlaufstelle am Kölner Hauptbahnhof soll das Sicherheitsgefühl für alle Reisenden erhöhen. Die sichtbare Präsenz und das klare Bekenntnis zum Opferschutz senden ein wichtiges Signal: Gewalt gegen Frauen wird nicht toleriert, und Betroffene erhalten unbürokratische Hilfe.
Die Bundespolizei ist primär für die Sicherheit auf Bahnanlagen und in Zügen zuständig. Mit diesem Projekt erweitert sie ihre Rolle und positioniert sich als aktiver Ansprechpartner bei sozialen Problemlagen. Die enge Zusammenarbeit mit lokalen Hilfsorganisationen in Köln ist dabei ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Projekts.
Bundesweites Hilfetelefon als weitere Stütze
Neben der neuen Anlaufstelle vor Ort weist die Bundespolizei auch weiterhin auf das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ hin. Unter der kostenlosen und anonymen Telefonnummer 116 016 erhalten Betroffene, aber auch Angehörige und Fachkräfte, rund um die Uhr Beratung.
Das Hilfetelefon bietet eine barrierefreie Beratung in 18 verschiedenen Sprachen an. Dies stellt sicher, dass auch Frauen mit Migrationshintergrund oder geringen Deutschkenntnissen Zugang zu qualifizierter Unterstützung finden. Weitere Informationen sind auch online unter www.hilfetelefon.de verfügbar.
Die Kombination aus einer physischen Anlaufstelle an einem Verkehrsknotenpunkt wie dem Kölner Hauptbahnhof und einem jederzeit erreichbaren telefonischen Angebot schafft ein dichtes Netz an Unterstützung. Es soll sicherstellen, dass keine Frau, die Gewalt erfahren hat, allein gelassen wird und jederzeit einen Weg findet, sich Hilfe zu suchen.




