Am kommenden Samstag, dem 20. September, wird in Köln eine Demonstration von Abtreibungsgegnern unter dem Namen „Marsch für das Leben“ stattfinden. Die Organisatoren erwarten tausende Teilnehmer. Gleichzeitig wurden mehrere Gegenkundgebungen angemeldet, was auf eine konfrontative Lage in der Innenstadt hindeutet.
Wichtige Fakten
- Der Bundesverband Lebensrecht (BVL) hat den „Marsch für das Leben“ mit 5.000 Teilnehmern in Köln angemeldet.
- Ein Bündnis namens „Pro Choice“ hat eine Gegendemonstration mit 1.000 Teilnehmern organisiert.
- Die Veranstaltung wird von Teilen der katholischen Kirche, darunter Kardinal Woelki, unterstützt, stößt aber auch auf innerkirchliche Kritik.
- Politische Parteien wie die Grünen und zivilgesellschaftliche Gruppen rufen zum Widerstand gegen den Marsch auf.
Geplante Demonstrationen und polizeiliche Einschätzungen
Der Bundesverband Lebensrecht (BVL) hat für den kommenden Samstag sowohl in Köln als auch in Berlin Kundgebungen angemeldet. Laut Polizeiangaben werden für die Veranstaltung in Köln rund 5.000 Teilnehmer erwartet. Der Marsch soll um 13 Uhr an einem zentralen Ort in der Stadt beginnen.
Als Reaktion darauf hat das Kölner Bündnis „Pro Choice“ eine Gegendemonstration angemeldet. Die Polizei rechnet hier mit etwa 1.000 Menschen, die sich für das Recht auf körperliche Selbstbestimmung und den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen einsetzen werden. Weitere, kleinere Protestaktionen sind nicht ausgeschlossen.
Hintergrund der Veranstaltung
Der „Marsch für das Leben“ ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung, die sich nach eigenen Angaben für den „Schutz des menschlichen Lebens von der Zeugung bis zum natürlichen Tod“ einsetzt. Kritiker werfen der Bewegung jedoch vor, unter dem Deckmantel des Lebensschutzes fundamentalistische und frauenfeindliche Positionen zu vertreten.
Kontroverse um Ziele und Weltanschauung
Die inhaltliche Ausrichtung des Marsches ist zentraler Punkt der Auseinandersetzung. Während die Organisatoren betonen, für die „Menschenwürde“ aller einzutreten, sehen Kritiker darin einen Angriff auf grundlegende Freiheitsrechte.
Die Position der Kritiker
Das „Pro Choice“-Bündnis warnt eindringlich vor der Veranstaltung. Es handle sich um eine Demonstration, „auf der gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche gehetzt wird“. Die Akteure hinter dem Marsch würden das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper fundamental infrage stellen.
Auch die Kölner Grünen haben sich klar positioniert und rufen dazu auf, dem Marsch „entschlossen entgegenzutreten“. In einer Erklärung heißt es unmissverständlich:
„Selbstbestimmung ist nicht verhandelbar. Wer glaubt, unsere Rechte einschränken zu können, bekommt Widerstand.“
Die Partei sieht in der Bewegung eine Nähe zu christlichem Fundamentalismus und faschistischen Ideologien. Unterstützung für den Gegenprotest kommt auch aus anderen Städten. Ein Aufruf aus Dortmund formuliert die Kritik so: „Sie nennen sich Pro-Life-Bewegung, aber wollen eigentlich körperliche Selbstbestimmung massiv einschränken.“ Das Weltbild der Organisatoren richte sich zudem gegen queere Menschen und Lebensentwürfe jenseits der traditionellen Familie.
Die Rolle der Kirche und innerkirchliche Debatten
Die Veranstaltung erhält offizielle Unterstützung aus dem Erzbistum Köln. Kardinal Rainer Maria Woelki sandte den Organisatoren einen Grußbrief, in dem er schreibt: „Für Ihr Engagement zum Schutz des menschlichen Lebens danke ich Ihnen und grüße Sie herzlich.“ Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wird anlässlich des Marsches eine Messe im Kölner Dom zelebrieren.
Kritik aus katholischen Jugendverbänden
Bereits in den vergangenen Jahren gab es Kritik aus den eigenen Reihen. Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Erzbistum Köln warnte davor, dass der „Marsch für das Leben“ auch Rechtsextreme anziehe und eine Plattform für antidemokratische Kräfte biete.
Diese gespaltene Haltung innerhalb der katholischen Kirche zeigt, dass die Veranstaltung selbst unter Gläubigen umstritten ist. Die offizielle Unterstützung durch die Bistumsleitung steht im Kontrast zur Sorge vieler Laienorganisationen über die politische Ausrichtung und die Teilnehmerschaft des Marsches.
Vorwürfe der Nähe zu rechten Gruppierungen
Ein wiederkehrender Kritikpunkt ist die Teilnahme von rechtsextremen und rechtskonservativen Gruppen am „Marsch für das Leben“. Alexandra Maria Linder, die Vorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, weist eine Nähe zur AfD zurück und betont, der Verband sei „überparteilich, überkonfessionell und unabhängig“.
Beobachter und Journalisten dokumentieren jedoch regelmäßig die Anwesenheit von Personen und Gruppen aus dem rechten Spektrum. Kritiker werfen den Veranstaltern vor, sich nicht ausreichend von diesen Teilnehmern zu distanzieren oder deren Anwesenheit sogar zu dulden.
Zuletzt äußerte sich der BVL lobend über eine Kampagne, die zur verhinderten Kandidatur von Frauke Brosius-Gersdorf für das Bundesverfassungsgericht führte. Der Verband sah darin ein Zeichen, dass „der Wind sich dreht“, und lobte die Rolle von „neuen Medien“. Diese Äußerungen verstärken bei Kritikern die Sorge vor einer zunehmenden Radikalisierung der Bewegung und einer strategischen Allianz mit rechten Akteuren.