In einer historischen Entscheidung hat der Kölner Stadtrat erstmals in seiner Nachkriegsgeschichte ausschließlich Frauen zu Stellvertreterinnen des Oberbürgermeisters gewählt. Nach der konstituierenden Sitzung des Rates steht fest: Derya Karadag (Grüne), Teresa de Bellis-Olinger (CDU), Maria Helmis-Arend (SPD) und Brigitta von Bülow (Grüne) werden in den kommenden fünf Jahren die repräsentativen Aufgaben an der Seite von Oberbürgermeister Torsten Burmester übernehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Historisches Ereignis: Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sind alle vier Bürgermeister-Posten in Köln mit Frauen besetzt.
- Neue Gesichter: Drei der vier Positionen wurden neu besetzt, nur Brigitta von Bülow (Grüne) bleibt im Amt.
- Verjüngung im Amt: Das Durchschnittsalter der Bürgermeisterinnen ist von 63 auf 49 Jahre gesunken.
- Repräsentative Aufgaben: Die vier Frauen werden den Oberbürgermeister bei hunderten Terminen pro Jahr vertreten.
Ein Novum für die Kölner Stadtpolitik
Die Wahl der vier Bürgermeisterinnen markiert einen Wendepunkt in der Kölner Kommunalpolitik. Bisher war die Besetzung der Stellvertreterposten des Oberbürgermeisters stets gemischtgeschlechtlich. Die Entscheidung des neu gewählten Stadtrates, die Ämter ausschließlich an Frauen zu vergeben, spiegelt die veränderten Mehrheitsverhältnisse und eine neue Generation von Politikerinnen wider.
Die Grünen, als stärkste Fraktion aus der Kommunalwahl hervorgegangen, sicherten sich zwei der vier Positionen. Die CDU und die SPD stellen jeweils eine Bürgermeisterin. Diese Zusammensetzung ist das direkte Ergebnis der Wählerstimmen und der anschließenden Nominierungen durch die Fraktionen.
Wer sind die neuen Gesichter im Rathaus?
Drei der vier Bürgermeisterinnen treten ihr Amt neu an. Derya Karadag von den Grünen übernimmt die Position der ersten Stellvertreterin des Oberbürgermeisters und löst damit ihren Parteikollegen Andreas Wolter ab, der das Amt seit 2014 innehatte. Als einzige im Quartett wurde Brigitta von Bülow, ebenfalls von den Grünen, in ihrem Amt bestätigt, das sie seit 2020 ausübt.
Für die CDU zieht Teresa de Bellis-Olinger in das Bürgermeisteramt ein. Sie folgt auf Ralph Elster, der die Position in der vergangenen Wahlperiode besetzte. Die SPD nominierte Maria Helmis-Arend, die mit 35 Jahren die jüngste im Team ist. Sie übernimmt das Amt von Ralf Heinen, der nach elf Jahren als Bürgermeister ausscheidet.
Aufgaben der Bürgermeisterinnen
Die Stellvertreterinnen des Oberbürgermeisters nehmen eine wichtige repräsentative Rolle für die Stadt Köln ein. Zu ihren Hauptaufgaben gehören:
- Eröffnung von Festen und städtischen Veranstaltungen
- Teilnahme an Grundsteinlegungen und Einweihungen
- Empfänge von Gästen und Delegationen im Historischen Rathaus
- Vertretung des Oberbürgermeisters bei offiziellen Anlässen
Insgesamt fallen pro Jahr etwa 520 solcher Repräsentationstermine für die Bürgermeisterinnen an.
Ein Generationenwechsel und neue Impulse
Mit der Neubesetzung der Ämter ist auch ein deutlicher Generationenwechsel verbunden. Das Durchschnittsalter der vier Bürgermeisterinnen liegt bei 49 Jahren und ist damit signifikant niedriger als das der vorherigen Amtsinhaber, das bei 63 Jahren lag. Dieser Wandel bringt neue Perspektiven und Prioritäten in die repräsentative Spitze der Stadt.
Besonders die jüngste Bürgermeisterin, Maria Helmis-Arend (SPD), formulierte klare Ziele für ihre Amtszeit. Sie möchte eine Stimme für alle Kölnerinnen und Kölner sein, insbesondere aber für die jüngere Generation.
„Ich gehe in die Veedel, suche das direkte Gespräch und mache Kommunalpolitik dort erfahrbar, wo das Leben stattfindet. Köln ist eine Stadt, die von Zusammenhalt, Vielfalt und Offenheit lebt. Genau das möchte ich auch in meiner neuen Rolle sichtbar machen.“
Diese Aussage unterstreicht den Anspruch, bürgernah und präsent zu sein – eine Haltung, die auch von ihren Kolleginnen geteilt wird.
Die Rolle der Stellvertreter
In einer Millionenstadt wie Köln kann der Oberbürgermeister nicht alle repräsentativen Aufgaben allein wahrnehmen. Jährlich stehen rund 970 solcher Termine an. Die vier Bürgermeisterinnen entlasten den OB, indem sie einen erheblichen Teil dieser Verpflichtungen übernehmen. Ihre Auswahl erfolgt traditionell auf Vorschlag der stärksten Fraktionen im Stadtrat und wird vom gesamten Rat gewählt.
Veränderungen und Kontinuität
Während drei der vier Posten neu besetzt wurden, sorgt Brigitta von Bülow für Kontinuität. Ihre Wiederwahl zeigt das Vertrauen ihrer Fraktion und des Rates in ihre bisherige Arbeit. Für die scheidenden Bürgermeister bedeutet die Wahl das Ende einer langen Dienstzeit für die Stadt.
Ralf Heinen (SPD), der nach elf Jahren aus dem Amt scheidet, blickte auf seine Zeit zurück: „Es war mir eine Ehre, den Kölnerinnen und Kölnern in diesem Amt zu dienen und die Stadt auch international zu repräsentieren.“ Seine Worte stehen für das Engagement, das mit dieser verantwortungsvollen Position verbunden ist.
Die kommenden fünf Jahre werden zeigen, wie das rein weibliche Team die Stadt Köln nach außen vertreten und welche neuen Akzente es setzen wird. Die historische Entscheidung des Stadtrates ist jedoch schon jetzt ein starkes Signal für die politische Entwicklung in der Domstadt.




