Erstmals seit der Flutkatastrophe im Juli 2021 können Reisende wieder durchgehend mit dem Zug von Köln nach Trier fahren. Doch die Freude über die wiederhergestellte Eifelstrecke ist nur von kurzer Dauer. Bereits ab dem 14. Oktober wird ein wichtiger Abschnitt für mehr als ein Jahr gesperrt, um die Elektrifizierung der Strecke voranzutreiben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Eifelstrecke zwischen Köln und Trier ist bis zum 13. Oktober 2025 durchgehend befahrbar.
- Ab dem 14. Oktober wird der Abschnitt zwischen Kall und Gerolstein für Elektrifizierungsarbeiten gesperrt.
- Die Sperrung soll nach Angaben der Deutschen Bahn mindestens bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 andauern.
- Parallel dazu laufen die Elektrifizierungsarbeiten auf der Voreifelbahn (S23) zwischen Bonn und Euskirchen.
Ein kurzes Zeitfenster für Reisende
Nach über vier Jahren des Wiederaufbaus ist die durch die Flut stark beschädigte Eifelstrecke wieder vollständig instand gesetzt. Ein entscheidender Schritt war die Inbetriebnahme eines neuen Elektronischen Stellwerks (ESTW) in Gerolstein. Dieses steuert nun den Zugverkehr zwischen Nettersheim in Nordrhein-Westfalen und Trier-Ehrang in Rheinland-Pfalz.
Die Deutsche Bahn (DB) bezeichnete die Fertigstellung als einen „wichtigen Meilenstein“. Dank der modernen Leit- und Sicherungstechnik war es möglich, den durchgehenden Zugverkehr zwischen der Rheinmetropole Köln und der Moselstadt Trier wieder aufzunehmen. Reisende haben nun für wenige Tage die Möglichkeit, die landschaftlich reizvolle Strecke ohne Umstiege zu nutzen.
Hintergrund: Die Flutkatastrophe 2021
Im Juli 2021 verursachte extremes Hochwasser verheerende Schäden in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Die Eifelstrecke war besonders stark betroffen. Brücken, Gleise und Signalanlagen wurden auf langen Abschnitten vollständig zerstört, was einen jahrelangen und komplexen Wiederaufbau erforderlich machte.
Nächste Phase: Elektrifizierung beginnt
Die Freude über die wiederhergestellte Verbindung währt jedoch nicht lange. Bereits am 14. Oktober 2025 beginnt das nächste Großprojekt: die Elektrifizierung der rund 160 Kilometer langen Strecke. Dafür wird der Abschnitt zwischen Kall und Gerolstein für den Zugverkehr komplett gesperrt.
In dieser Bauphase sollen mehrere hundert Oberleitungsmasten aufgestellt werden. Laut Deutscher Bahn ist der Einsatz von Großmaschinen notwendig, weshalb ein sicherer Bahnbetrieb parallel zu den Arbeiten nicht möglich ist. Die Sperrung soll nach offiziellen Angaben „vorerst bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025“ andauern.
Schienenersatzverkehr wird eingerichtet
Für die Dauer der Bauarbeiten wird ein Schienenersatzverkehr (SEV) mit Bussen eingerichtet. Die Deutsche Bahn plant folgende Anpassungen für den Nahverkehr:
- Linie RB 22: Zwischen Kall und Gerolstein fahren Busse, die an allen Haltestellen halten.
- Schnellbusse: Zusätzlich werden Schnellbusse eingesetzt, die nur an ausgewählten Bahnhöfen wie Nettersheim, Blankenheim (Wald) und Jünkerath halten, um die Fahrzeit zu verkürzen.
Zahlen zum Projekt
Die Deutsche Bahn investiert insgesamt rund 400 Millionen Euro in die Elektrifizierung der Eifelstrecken. Ziel ist es, den Bahnverkehr in der Region klimafreundlicher und leistungsfähiger zu machen. Elektrische Züge sind leiser, emissionsfrei und beschleunigen schneller als Dieseltriebwagen.
Unsicherheit über die weitere Zeitplanung
Während die DB die Sperrung bis Ende 2025 bestätigt, befürchten Experten aus der Region, dass die Einschränkungen noch deutlich länger andauern könnten. Der Verein Eifelquerbahn berichtet von internen Planungen, die weitere Sperrungen bis weit in das Jahr 2026 vorsehen.
Demnach könnte die Sperrung zwischen Kall und Gerolstein bis Ende März 2026 andauern. Anschließend sei eine Sperrung des Abschnitts zwischen Gerolstein und Trier bis August 2026 geplant. Die Deutsche Bahn hat sich zu diesen Terminen bisher nicht offiziell geäußert und verweist auf die noch laufenden Detailplanungen.
Fortschritte auf der Voreifelbahn (S23)
Parallel zu den Arbeiten an der Eifelstrecke kommt die Modernisierung der Voreifelbahn (S23) zwischen Bonn und Euskirchen gut voran. Auch hier wird die Strecke für den Betrieb mit elektrischen Zügen vorbereitet. Seit Mai laufen die Arbeiten zur Aufstellung von insgesamt 920 Oberleitungsmasten.
„Wir sind voll im Zeitplan und werden unser Ziel, ab Ende 2028 mit elektrischen Zügen zu fahren, erreichen“, sagte Dirk Pohlmann von der DB-Pressestelle. Rund 120 Masten sind bereits montiert, und etwa 80 Prozent der vorbereitenden Arbeiten sind abgeschlossen. Bis Dezember 2025 sollen alle Masten stehen.
Technische Herausforderungen und Ersatzverkehr
Eine besondere Herausforderung stellt eine Brücke bei Alfter-Volmershoven dar. Dort wird geprüft, ob die Gleise abgesenkt werden können, um Platz für die Oberleitung zu schaffen. Ist dies nicht möglich, muss die Brücke abgerissen und neu gebaut werden.
Auch auf der S23 ist bis Anfang 2026 ein Schienenersatzverkehr notwendig. Die betroffenen Abschnitte wechseln je nach Baufortschritt. Ab Januar 2026 soll der reguläre Betrieb mit Dieselloks wieder aufgenommen werden, bevor Ende 2028 die Umstellung auf elektrische Züge erfolgt.
Elektrifizierung in Deutschland
Derzeit sind laut Angaben der Deutschen Bahn etwas mehr als 60 Prozent des deutschen Schienennetzes elektrifiziert. Der Ausbau gilt als zentraler Baustein für die Verkehrswende und das Erreichen der Klimaziele im Verkehrssektor.
Ein wichtiger Schritt für die Zukunft
Trotz der bevorstehenden langen Sperrungen und der damit verbundenen Unannehmlichkeiten für Fahrgäste ist die Elektrifizierung ein entscheidender Schritt für die Zukunft des Schienenverkehrs in der Eifel. Die Umstellung auf elektrische Züge wird nicht nur die Umweltbelastung reduzieren, sondern langfristig auch zu einem zuverlässigeren und schnelleren Bahnverkehr beitragen.
Die Modernisierung der durch die Flut zerstörten Infrastruktur wird somit genutzt, um die Strecke zukunftsfähig zu machen. Für Pendler und Touristen bedeutet dies jedoch zunächst eine weitere Phase der Geduld, bis die Züge zwischen Köln und Trier endgültig ohne Einschränkungen und mit moderner Technik rollen können.




