Die Stadt Köln hat einen aktualisierten Zeitplan für die umfassende Sanierung der Mülheimer Brücke vorgelegt. Die komplexen Arbeiten an dem denkmalgeschützten Bauwerk werden sich weiter verzögern, was neue Herausforderungen für den Verkehr und die städtische Planung mit sich bringt. Die Fertigstellung wird nun für Ende 2026 angestrebt.
Die Kosten für das Großprojekt sind ebenfalls gestiegen. Neue Schätzungen belaufen sich auf rund 385 Millionen Euro, eine deutliche Erhöhung gegenüber früheren Prognosen. Als Gründe werden unvorhergesehene Schäden an der Bausubstanz und gestiegene Materialpreise genannt.
Wichtige Informationen
- Die vollständige Fertigstellung der Sanierungsarbeiten an der Mülheimer Brücke wird nun für Ende 2026 erwartet.
- Die geschätzten Gesamtkosten sind auf circa 385 Millionen Euro angestiegen.
- Verkehrseinschränkungen für Autos, Bahnen und Radfahrer bleiben bis zum Abschluss der Arbeiten bestehen.
- Unvorhergesehene Schäden und komplexe Denkmalschutzauflagen sind Hauptgründe für die Verzögerungen.
Hintergründe des Großprojekts
Die Mülheimer Brücke, eröffnet im Jahr 1951, ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen in Köln. Sie verbindet die Stadtteile Mülheim und Riehl und wird täglich von Zehntausenden Fahrzeugen sowie den KVB-Linien 13 und 18 genutzt. Nach über 70 Jahren intensiver Nutzung waren tiefgreifende Sanierungsmaßnahmen unumgänglich geworden, um die Sicherheit und Stabilität des Bauwerks zu gewährleisten.
Die Arbeiten begannen bereits 2019 und sind in mehrere komplexe Bauphasen unterteilt. Ziel ist nicht nur die Instandsetzung, sondern auch die Modernisierung der Brücke, um sie für die Verkehrsanforderungen der kommenden Jahrzehnte zu rüsten.
Eine technische und logistische Herausforderung
Die Sanierung einer Hängebrücke dieser Größenordnung unter laufendem Betrieb ist eine enorme Aufgabe. Die Arbeiten umfassen den Austausch der Hängerseile, die Erneuerung der Fahrbahnen sowie die Instandsetzung der Pylone und der Stahlkonstruktion. Eine besondere Schwierigkeit stellt der Denkmalschutz dar, der vorschreibt, das ursprüngliche Erscheinungsbild der Brücke weitestgehend zu erhalten.
Laut städtischen Ingenieuren mussten spezielle Verfahren entwickelt werden, um moderne Sicherheitsstandards mit den historischen Elementen der Brücke in Einklang zu bringen. Dies verlangsamt den Baufortschritt erheblich.
Die Geschichte der Mülheimer Brücke
Die heutige Mülheimer Brücke ist bereits die zweite an dieser Stelle. Ihre Vorgängerin, eine unechte Hängebrücke, wurde 1929 eröffnet und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Der Wiederaufbau von 1949 bis 1951 machte sie zur ersten deutschen Hängebrücke, die nach dem Krieg neu errichtet wurde. Sie gilt als ein bedeutendes Zeugnis der Ingenieurbaukunst der Nachkriegszeit.
Der neue Zeitplan im Detail
Der ursprüngliche Zeitplan sah eine deutlich frühere Fertigstellung vor. Doch während der Arbeiten wurden immer wieder neue Schäden entdeckt, die im Vorfeld nicht absehbar waren. Korrosion an tragenden Stahlteilen und Risse im Beton erforderten umfangreiche Nachplanungen und zusätzliche Arbeitsschritte.
Die Stadtverwaltung hat nun die verbleibenden Bauphasen neu terminiert:
- Phase 1 (Abgeschlossen): Sanierung der linksrheinischen Rampe und erste Arbeiten an der Strombrücke.
- Phase 2 (Laufend): Instandsetzung der Fahrbahn in Fahrtrichtung Mülheim. Diese Phase soll bis Mitte 2025 andauern.
- Phase 3 (Geplant ab Mitte 2025): Sanierung der Fahrbahn in Fahrtrichtung Innenstadt sowie der Stadtbahngleise.
- Phase 4 (Bis Ende 2026): Abschlussarbeiten, Erneuerung der Rad- und Gehwege sowie Rückbau der Baustelleneinrichtung.
Ein Sprecher des Amtes für Brücken, Tunnel und Stadtbahnbau betonte, dass dieser Zeitplan ehrgeizig sei und von einem reibungslosen Ablauf der weiteren Arbeiten abhänge. Weitere unvorhergesehene Funde könnten zu erneuten Anpassungen führen.
Zahlen und Fakten zur Sanierung
- Gesamtlänge der Brücke: 1.061 Meter
- Täglicher Verkehr: Über 50.000 Kraftfahrzeuge und 600 Stadtbahnen
- Verwendeter Stahl: Mehrere Tausend Tonnen neuen Stahls für die Verstärkung
- Aktuelle Kostenschätzung: ca. 385 Millionen Euro
Auswirkungen auf den Kölner Verkehr
Die andauernden Bauarbeiten haben erhebliche Konsequenzen für den Verkehr in Köln. Die Reduzierung auf eine Fahrspur pro Richtung führt insbesondere zu den Stoßzeiten zu langen Staus auf den Zufahrtsstraßen wie dem Clevischen Ring und der Inneren Kanalstraße.
„Wir sind uns der Belastung für die Bürgerinnen und Bürger bewusst. Die Sanierung ist jedoch alternativlos, um die Brücke für die Zukunft zu sichern. Wir bitten weiterhin um Geduld und empfehlen, wenn möglich, auf alternative Routen oder den öffentlichen Nahverkehr auszuweichen.“
Auch die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) sind betroffen. Während der Sanierung der Gleisanlagen wird es zu längeren Sperrungen für die Linien 13 und 18 kommen. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wird eingerichtet, was jedoch zu längeren Fahrzeiten führen wird. Die genauen Termine für diese Sperrungen will die KVB rechtzeitig bekannt geben.
Situation für Radfahrer und Fußgänger
Auch der Rad- und Fußverkehr ist von den Einschränkungen betroffen. Die Wege werden je nach Bauphase verengt oder umgeleitet. Die Stadt hat zugesichert, stets eine sichere Querungsmöglichkeit für nicht-motorisierte Verkehrsteilnehmer aufrechtzuerhalten. Nach Abschluss der Sanierung sollen die Rad- und Gehwege breiter und sicherer sein als zuvor, was eine deutliche Verbesserung darstellen wird.
Kostenentwicklung und Finanzierung
Die Kostenexplosion ist ein zentrales Thema der öffentlichen Diskussion. Ursprünglich wurde das Projekt mit rund 200 Millionen Euro veranschlagt. Die aktuelle Schätzung von 385 Millionen Euro stellt eine erhebliche Belastung für den städtischen Haushalt dar.
Die Stadt begründet den Anstieg mit mehreren Faktoren:
- Unerwartete Schäden: Das Ausmaß der Korrosion und Materialermüdung war größer als durch Voruntersuchungen prognostiziert.
- Baukostenindex: Die allgemeinen Preissteigerungen für Baumaterialien und Personal in den letzten Jahren haben das Budget zusätzlich belastet.
- Denkmalschutzauflagen: Die aufwendige und materialschonende Sanierung der historischen Substanz ist teurer als ein reiner Neubau.
Die Finanzierung des Projekts erfolgt aus dem städtischen Haushalt sowie durch Fördergelder von Bund und Land. Die Stadt Köln befindet sich in Verhandlungen, um zusätzliche Fördermittel zur Deckung der Mehrkosten zu beantragen. Ob dies gelingt, ist derzeit noch offen. Die Verwaltung prüft zudem interne Umschichtungen, um das Projekt weiter finanzieren zu können, ohne andere wichtige Infrastrukturmaßnahmen zu gefährden.




