Ein Sondengänger hat auf einem Feld in Pulheim an der Stadtgrenze zu Köln einen historisch bedeutsamen Fund gemacht. Eine 1600 Jahre alte römische Münze, die in Londinium, dem heutigen London, geprägt wurde, belegt die weitreichenden Handelsbeziehungen des Römischen Reiches bis in die Kölner Region.
Der Fund unterstreicht die historische Bedeutung des Gebiets westlich von Köln, das einst die römische Metropole Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) mit landwirtschaftlichen Gütern versorgte.
Wichtige Fakten
- In Pulheim wurde eine seltene römische Münze aus der Zeit Konstantins I. gefunden.
 - Die Münze wurde vor etwa 1600 Jahren in Londinium (London) geprägt.
 - Der Fund gilt als Beleg für den Handel zwischen der römischen Provinz Britannien und Germanien.
 - Die Entdeckung wurde von Carsten Konze mit offizieller Genehmigung des LVR gemacht.
 
Die Suche an einem geschichtsträchtigen Ort
Der Schatzsucher Carsten Konze, bekannt als „German Treasure Hunter“, war zwei Tage lang auf einem Acker an der Grenze zwischen Köln und Pulheim im Einsatz. Die Suche erfolgte mit einer offiziellen Genehmigung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR), wie der 48-Jährige betonte. Obwohl die Gegend heute landwirtschaftlich geprägt ist, hat sie eine reiche Vergangenheit.
Laut Konze war die Region westlich von Köln in der Römerzeit von großer Bedeutung. „Hier gab es früher unglaublich viele Gutshöfe, welche die Großstadt Köln mit Nahrung versorgt haben“, erklärt er. An der Fundstelle befand sich vor Jahrhunderten eine sogenannte „Villa rustica“, ein römisches Landgut, das als Zentrum eines landwirtschaftlichen Betriebs diente.
Die Villa Rustica im Römischen Reich
Eine Villa rustica war ein Landhaus oder Landgut im Römischen Reich. Diese Betriebe waren entscheidend für die Versorgung der großen Städte wie dem antiken Köln (CCAA) mit Getreide, Obst und Gemüse. Sie waren oft auch Knotenpunkte für Handel und Reisen, an denen Menschen aus verschiedenen Teilen des Reiches zusammenkamen.
Ein Fund unter vielen
Die intensive Suche über insgesamt acht Stunden brachte rund 20 Münzen, ein Fibel-Fragment und den Kopf einer römischen Haarnadel hervor. Konze merkt jedoch an, dass der Zustand vieler Fundstücke eine Identifizierung erschwert. „Von den 20 Münzen haben vielleicht die Hälfte ein halbwegs ansprechendes Profil – der Rest ist platt, da erkennt man einfach nichts mehr drauf“, so der Sondengänger.
Die systematische Suche auf solchen Flächen wird mit der Zeit immer schwieriger. „Die Geschichte wächst nicht nach. So eine Fläche ist dann natürlich auch bald abgesucht“, sagt Konze über die Herausforderungen seiner Arbeit. Dennoch zeigt sich, dass auch nach langer Zeit noch besondere Entdeckungen möglich sind.
Die Bedeutung der Londoner Münze
Die wahre Bedeutung eines der Fundstücke offenbarte sich erst nach der Bergung. Eine genauere Untersuchung durch die Numismatikerin Dr. Susanne Börner bestätigte, dass es sich um eine besondere Münze handelt. Es ist ein Nummus von Konstantin I., der eine entscheidende Eigenschaft aufweist: Er stammt aus der Prägestätte Londinium.
„Die Münze, um die es geht, ist nämlich aus der Prägestätte Londinium und ist hier vor den Toren Kölns eher selten zu finden und belegt die ausgedehnten Handelsbeziehungen von CCAA nach ganz Europa.“ - Carsten Konze
Diese Entdeckung ist ein greifbarer Beweis für die Verbindung zwischen der römischen Provinz Britannien und Niedergermanien. Ein Händler oder Reisender muss die Münze vor über 1600 Jahren von London in die Nähe des heutigen Kölns gebracht haben.
Details zur Münze
- Typ: Nummus aus dem Römischen Reich
 - Herrscher: Konstantin I. (ca. 306-337 n. Chr.)
 - Vorderseite: Büste von Konstantin I. mit verziertem Helm und Speer
 - Rückseite: Zwei Siegesgöttinnen (Victorien), die einen Schild über einer Säule halten
 - Prägestätte: Londinium (heutiges London)
 
Ein kleines Detail macht den Unterschied
Ein spezifisches Merkmal unterscheidet diese Münze von jenen, die regional im antiken Köln geprägt wurden. „Die Londoner Variante hatte explizit diesen kleinen Helmbusch“, erklärt Konze. Im Gegensatz dazu zeigten die Münzen, die in der CCAA-Region hergestellt wurden, Kaiser Konstantin mit einem breiten Helmbusch, dessen Federn über den gesamten Helm bis in den Nacken reichten.
Bei den Londoner Prägungen ist der Federschmuck nur als kleiner Busch oben auf dem Helm angedeutet. Dieses Detail ermöglichte die eindeutige Zuordnung zur Prägestätte in Britannien und macht den Fund für die regionale Archäologie so wertvoll.
Für Carsten Konze ist dieser Fund ein persönlicher Erfolg, auch wenn Funde aus der Antike auf seinem YouTube-Kanal oft weniger Aufmerksamkeit erhalten als solche aus dem Zweiten Weltkrieg. „Aber mein Herz schlägt für die Antike!“, bekennt er. Das Gefühl, eine 1600 Jahre alte Zeitkapsel zu finden, die eine Reise von London nach Pulheim dokumentiert, sei unbezahlbar.




