Das Musikarchiv NRW hat eine bedeutende Förderung in Höhe von bis zu 110.000 Euro von der NRW-Stiftung erhalten. Mit diesen Mitteln sollen legendäre Aufnahmen aus der Rockpalast-Ära digitalisiert und so vor dem Verfall bewahrt werden. Das Projekt sichert damit einen wichtigen Teil der Musikgeschichte Nordrhein-Westfalens für zukünftige Generationen.
Wichtige Fakten
- Finanzielle Unterstützung: Die NRW-Stiftung fördert das Projekt mit bis zu 110.000 Euro.
- Ziel des Projekts: Digitalisierung und Sicherung historischer Rockpalast-Aufnahmen und anderer Bestände der Popmusik in NRW.
- Bedrohtes Material: Alte Magnetbänder und Videomitschnitte sind vom Zerfall bedroht und müssen dringend konserviert werden.
- Bedeutende Sammlungen: Das Archiv beherbergt unter anderem die umfangreiche Sammlung des Rockpalast-Erfinders Christian Wagner.
Ein Wettlauf gegen die Zeit zur Rettung der Musikgeschichte
Generationen von Musikfans verfolgten die legendären Konzerte des WDR-Rockpalasts. Auftritte von Weltstars wie The Police, Bryan Adams oder The Who prägten die Fernsehabende und wurden zu einem festen Bestandteil der deutschen Musikkultur. Doch die physischen Tonträger, auf denen diese Momente festgehalten sind, altern und drohen zu zerfallen.
Das „Musikarchiv NRW“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Verfall entgegenzuwirken. Durch die Digitalisierung der wertvollen Bestände soll das musikalische Erbe gesichert werden. Dieses Vorhaben erfordert jedoch moderne technische Ausstattung und erhebliche Speicherkapazitäten.
Was ist der Rockpalast?
Der Rockpalast ist eine legendäre Musiksendung des Westdeutschen Rundfunks (WDR), die 1974 von Christian Wagner ins Leben gerufen wurde. Die Sendung übertrug Live-Konzerte nationaler und internationaler Künstler und erlangte Kultstatus. Viele der Auftritte gelten heute als Meilensteine der Rock- und Popgeschichte.
NRW-Stiftung sichert Finanzierung mit bedeutender Förderung
Um die technische Aufrüstung zu ermöglichen, hat die NRW-Stiftung eine Förderzusage von bis zu 110.000 Euro erteilt. Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, Vorstandsmitglied der Stiftung, überreichte die offizielle Förderurkunde an den Archivleiter und Vereinsvorsitzenden Matthias Schumacher.
„Es wäre schade, wenn das Material durch Zerbröseln der Magnetbänder verloren geht“, betonte Prof. Dr. Erdmann die Dringlichkeit des Projekts.
Die Mittel der Stiftung stammen hauptsächlich aus Lotterieerträgen von Westlotto sowie aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Erdmann erklärte, dass die Unterstützung des Musikarchivs eine logische Fortsetzung des Engagements der Stiftung sei, die bereits das Rock- und Pop-Museum gefördert hatte.
Der Digitalisierungsprozess im Detail
Die Arbeit im Archiv ist methodisch und präzise. Die alten Bänder werden zunächst digitalisiert. Anschließend überprüft das Team die digitalen Kopien manuell auf Fehler, um eine hohe Qualität zu gewährleisten. Ein wichtiger Schritt ist die Erstellung mehrerer Backups, die an unterschiedlichen Orten gelagert werden, um die Daten langfristig zu sichern.
Nach der erfolgreichen Digitalisierung wird das ursprüngliche, vom Verfall bedrohte Material entsorgt. Dieser Schritt ist notwendig, da die alten Tonträger nicht nur unbrauchbar werden, sondern auch viel Lagerplatz beanspruchen.
Ein Archiv aus Leidenschaft und Notwendigkeit
Das Musikarchiv NRW ist das Ergebnis jahrzehntelanger Sammelleidenschaft seines Gründers Matthias Schumacher. Was in seiner Privatwohnung begann, wuchs stetig an und zog 2015 in die heutigen Räumlichkeiten am Kölner Maarweg. Trotzdem war bald ein zusätzlicher Lagerraum erforderlich.
Umfang der Sammlung Wagner
Einer der wertvollsten Bestände stammt vom Rockpalast-Gründer Christian Wagner selbst. Seine Sammlung umfasst:
- Gewicht: Etwa neun Tonnen Material
- Umfang: Vier LKW-Ladungen
- Tonträger: 20.000 Schallplatten und 12.000 CDs
- Besonderheiten: Zahlreiche unveröffentlichte Aufnahmen, Mitschnitte und Entwürfe aus der Rockpalast-Ära.
Diese beeindruckende Sammlung bildet das Herzstück des Archivs und unterstreicht die kulturelle Bedeutung des Projekts. „Die Geschichte der Popularmusik in Nordrhein-Westfalen ist bis heute nur wenig dokumentiert. Der Verein schließt mit seinem Engagement eine wichtige Lücke“, so Erdmann.
Historische Schätze im Archiv
Neben den Rockpalast-Aufnahmen beherbergt das Archiv weitere einzigartige Zeitdokumente der deutschen Musikgeschichte. Dazu gehören unter anderem rund 60 Bänder mit Rohmaterial der BAP-Tournee aus dem Jahr 1988.
Ein weiteres Highlight sind die Aufnahmen des „Anti-WAA-Festivals“ in Wackersdorf von 1986. Dieses Konzert war eine Demonstration gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage für Kernbrennstäbe und zog rund 100.000 Teilnehmer an. Es gilt als eines der größten Rockfestivals seiner Zeit und war ein wichtiges politisches Ereignis, bei dem zahlreiche weltbekannte Künstler auftraten.
„Man hat Musikgeschichte vergessen in der Kulturgeschichte zu bewahren“, sagte Archivleiter Matthias Schumacher. „Wir sind sehr dankbar und freuen uns sehr über diese Förderung.“
Die finanzielle Unterstützung ermöglicht es dem Archiv nun, diese und viele andere unersetzliche Aufnahmen für die Nachwelt zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.




