Vom 10. bis zum 21. Oktober feiert Köln seine Stadtpatrone, die Heilige Ursula und den Heiligen Gereon. Eine Reihe von Veranstaltungen, darunter Gottesdienste, Konzerte und eine Prozession, soll an die historische und spirituelle Bedeutung der beiden Märtyrer für die Identität der Stadt erinnern. Domkapitular Dominik Meiering betont die Aktualität ihrer Botschaft von Mut und Glaubenstreue.
Das Wichtigste in Kürze
- Festzeitraum: Die Feierlichkeiten finden vom 10. bis zum 21. Oktober in Köln statt.
 - Zentrale Figuren: Geehrt werden die Stadtpatrone, die Heilige Ursula und der Heilige Gereon, die als Märtyrer der Spätantike gelten.
 - Programm-Höhepunkte: Ein Hochamt in St. Gereon, eine Vesper mit einer Predigt von Gesine Schwan und eine Prozession nach St. Ursula.
 - Historische Bedeutung: Die Heiligen trugen maßgeblich dazu bei, Köln im Mittelalter zu einem der wichtigsten Wallfahrtsorte Europas zu machen.
 
Die Wurzeln der Kölner Identität
Die Stadt Köln ist untrennbar mit der Geschichte ihrer Heiligen verbunden. Laut Domkapitular Dr. Dominik Meiering, dem leitenden Pfarrer in Köln-Mitte, wäre die Stadt ohne Ursula und Gereon nicht die, die sie heute ist. Ihre Reliquien zogen im Mittelalter neben denen der Heiligen Drei Könige unzählige Pilger an und begründeten den Ruf Kölns als „Heiliges Köln“.
„Köln ist ja einer der wichtigsten Wallfahrtsorte des Abendlandes gewesen“, erklärt Meiering. Dieser Zustrom von Pilgern prägte die Entwicklung, die Architektur und den Wohlstand der Stadt über Jahrhunderte. Die Verehrung der Märtyrer ist somit tief in der DNA der Stadt verankert.
Wer waren Ursula und Gereon?
Die Legenden der beiden Heiligen stammen aus der Spätantike. Die Heilige Ursula soll eine bretonische Königstochter gewesen sein, die mit 11.000 Gefährtinnen auf der Rückreise von einer Pilgerfahrt nach Rom in Köln von den Hunnen ermordet wurde, weil sie sich weigerte, ihren christlichen Glauben aufzugeben. Der Heilige Gereon war der Legende nach ein römischer Offizier der Thebäischen Legion, der zusammen mit seinen Gefährten ebenfalls in Köln den Märtyrertod erlitt, da er sich weigerte, Christen zu verfolgen.
Eine Botschaft für die Gegenwart
Die Geschichten von Ursula und Gereon sind für Dominik Meiering mehr als nur historische Erzählungen. Er sieht in ihnen Vorbilder, deren Haltung auch heute noch relevant ist. „Beide sind Menschen, die ihrem Gewissen folgen, beide sind Menschen, die mit großer innerer Entschiedenheit Menschen um sich herum gesammelt haben“, so der Domkapitular.
Ihre Bereitschaft, für ihre Überzeugungen einzustehen, sei eine zeitlose Botschaft. In einer Welt, die oft von Unsicherheit geprägt ist, böten solche Figuren Orientierung und Inspiration.
„Beide sind Menschen, die eingetreten sind für ihren Glauben und für ihre innere Überzeugung. Ich glaube, das braucht diese Welt nötiger denn je.“
Diese Haltung des Mutes und der Standhaftigkeit steht im Zentrum der diesjährigen Feierlichkeiten. Die Veranstalter möchten damit nicht nur Gläubige ansprechen, sondern alle Kölnerinnen und Kölner zur Auseinandersetzung mit den Werten einladen, die die Stadtgeschichte geprägt haben.
Das Programm der Festtage vom 10. bis 21. Oktober
Die Festwoche bietet ein vielfältiges Programm, das traditionelle kirchliche Feiern mit kulturellen Angeboten verbindet. Ziel ist es, die Geschichten der Stadtpatrone auf unterschiedliche Weise zugänglich zu machen.
Der Auftakt findet am 10. Oktober, dem Gedenktag des Heiligen Gereon, statt. An diesem Abend wird in der Basilika St. Gereon ein festliches Hochamt mit einer Mozartmesse gefeiert. Dies markiert den Beginn der elftägigen Veranstaltungsreihe, die am 21. Oktober, dem Festtag der Heiligen Ursula, endet.
Veranstaltungsübersicht
- Gottesdienste: Tägliche Messen und spezielle Hochämter in den Basiliken St. Gereon und St. Ursula.
 - Kultur: Konzerte und eine Lesung aus Pfarrarchiven über die Nachkriegszeit in St. Ursula.
 - Führungen: Spezielle Rundgänge für Erwachsene und Kinder, die die Geschichte der Heiligen und ihrer Kirchen erläutern.
 - Gemeinschaft: Ein gemütliches Beisammensein mit Kölsch und „Verzäll“ nach der Prozession.
 
Höhepunkt am 12. Oktober
Ein besonderer Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Vesper am 12. Oktober in St. Gereon. Die Predigt wird in diesem Jahr von der Politikwissenschaftlerin Gesine Schwan gehalten, die für ihre Arbeit zur europäischen Versöhnung bekannt ist. Diese Wahl unterstreicht den Anspruch, die kirchliche Tradition mit aktuellen gesellschaftlichen Diskursen zu verbinden.
Im Anschluss an die Vesper formiert sich eine Prozession, die von St. Gereon zur Basilika St. Ursula führt. An diesem Umzug nehmen traditionell wichtige Repräsentanten und Gruppen des städtischen Lebens teil. Der Abend klingt mit einem informellen Treffen aus, das Meiering als „kölsch-katholisch“ beschreibt – eine Mischung aus Spiritualität und kölscher Geselligkeit.
Einladung an die ganze Stadt
Die Organisatoren betonen, dass die Festtage offen für alle Menschen sind, unabhängig von ihrer religiösen Bindung. Es gehe darum, ein Stück Kölner Identität und Geschichte gemeinsam zu erleben. Die Veranstaltungen sollen eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart schlagen.
Die Feierlichkeiten bieten die Gelegenheit, zwei der bedeutendsten Kirchen Kölns und die Legenden, die sich um sie ranken, neu zu entdecken. Sie sind eine Einladung, innezuhalten und über die Werte nachzudenken, die eine Gemeinschaft über Jahrhunderte hinweg zusammenhalten können: Mut, Glaube und Gemeinschaftssinn.




