In Köln-Deutz sorgt eine Serie von Todesfällen bei Stadttauben für Entsetzen. Seit Dienstag wurden unter der Deutzer Brücke rund 80 tote oder sterbende Tiere gefunden. Tierschützer und die Polizei gehen von einer gezielten Vergiftungsaktion aus und haben Ermittlungen aufgenommen.
Wichtige Informationen
- In Köln-Deutz wurden seit Dienstag etwa 80 tote oder sterbende Tauben entdeckt.
 - Tierschützer vermuten eine gezielte Vergiftung mit einer ätzenden Substanz.
 - Eine Obduktion bestätigte bei den Tieren eine verätzte Speiseröhre.
 - Die Kölner Polizei ermittelt wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.
 - Dem Täter drohen eine hohe Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Haft.
 
Grausame Funde unter der Deutzer Brücke
Die ersten toten Vögel wurden am Dienstag von Passanten in Köln-Deutz entdeckt. Unter der Deutzer Brücke bot sich ein erschütternder Anblick: Mehrere Tauben lagen leblos am Boden. Seit diesem ersten Fund vergeht kaum ein Tag, an dem nicht weitere tote oder schwer verletzte Tiere gemeldet werden.
Die Zahl der betroffenen Vögel ist mittlerweile auf rund 80 gestiegen. Tierschutzorganisationen sind alarmiert und täglich im Einsatz, um noch lebende, aber leidende Tiere zu bergen. Für die meisten kommt jedoch jede Hilfe zu spät.
Ein bekannter Treffpunkt für Tiere und Menschen
Der Bereich unter der Deutzer Brücke ist ein zentraler Ort in Köln, der von vielen Menschen frequentiert wird. Gleichzeitig dient er zahlreichen Stadttauben als Nist- und Ruheplatz. Die hohe Dichte an Tieren an diesem Ort könnte der Grund sein, warum ein Täter gerade hier präparierte Köder ausgelegt hat, um möglichst viele Vögel zu treffen.
Verdacht auf gezielte Vergiftung
Tierschützer vor Ort gehen von einer vorsätzlichen Tat aus. Coro Freudenberg vom Tiernotruf ist eine der ersten Helferinnen, die sich um die Tiere kümmert. Sie äußert einen konkreten Verdacht zur Vorgehensweise des Täters.
„Wir vermuten, dass die Tauben vergiftet werden. Jemand legt Taubenfutter aus, das in einer ätzenden Flüssigkeit eingelegt wurde“, erklärt die 28-jährige Tierschützerin.
Diese Vermutung wird durch tiermedizinische Untersuchungen gestützt. Eine durchgeführte Obduktion eines der verendeten Tiere lieferte ein klares und zugleich erschreckendes Ergebnis.
Ergebnisse der Obduktion
Die Untersuchung beim Tierarzt bestätigte den schlimmsten Verdacht der Helfer. „Die Obduktion beim Tierarzt ergab, dass die Tauben eine verätzte Speiseröhre haben“, berichtet Freudenberg. Dieser Befund deutet auf die Aufnahme einer stark korrosiven Substanz hin, die innerlich schwere Schäden verursacht und zu einem qualvollen Tod führt.
Die Tiere, die noch lebend aufgefunden werden, zeigen oft Symptome wie Apathie, Atemnot und können keine Nahrung oder Wasser mehr aufnehmen. Ihre Überlebenschancen sind laut den Tierschützern äußerst gering, da die inneren Verletzungen bereits zu weit fortgeschritten sind.
Polizei nimmt Ermittlungen auf
Der Fall liegt inzwischen bei der Kölner Polizei. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingeleitet. Die Behörden nehmen die Vorfälle sehr ernst und suchen nach dem verantwortlichen Täter.
Das Töten von Wirbeltieren ohne einen vernünftigen Grund ist in Deutschland eine Straftat. Das Tierschutzgesetz sieht hierfür empfindliche Strafen vor. Je nach Schwere der Tat kann eine hohe Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe verhängt werden.
Rechtliche Konsequenzen
Nach § 17 des Tierschutzgesetzes (TierSchG) wird mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft, wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder ihm aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt. Das Auslegen von Giftködern fällt eindeutig unter diesen Tatbestand.
Die Debatte um Stadttauben in Köln
Der Vorfall wirft erneut ein Licht auf das oft schwierige Verhältnis zwischen Menschen und Stadttauben. Während einige Bürger die Tiere als festen Bestandteil des Stadtbildes sehen, betrachten andere sie als Plage. Oft werden sie fälschlicherweise als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet, was zu einer negativen Wahrnehmung und in extremen Fällen zu Hass und Gewalt führt.
Experten weisen jedoch darauf hin, dass Stadttauben keine Wildvögel sind, sondern Nachfahren von domestizierten Felsentauben. Sie sind auf die Nähe zum Menschen und auf Nahrungsquellen in der Stadt angewiesen. Viele Tierschutzvereine in Köln setzen sich für ein tierschutzgerechtes Management der Taubenpopulation ein, beispielsweise durch betreute Taubenschläge, in denen die Eier gegen Attrappen ausgetauscht werden.
- Betreute Taubenschläge: Hier erhalten die Tiere artgerechtes Futter und sauberes Wasser.
 - Kontrollierte Fortpflanzung: Durch den Austausch von Eiern wird die Population auf humane Weise reguliert.
 - Aufklärung: Tierschutzorganisationen informieren die Öffentlichkeit über die Biologie und das Verhalten von Stadttauben.
 
Solche Maßnahmen helfen, Konflikte zu reduzieren und das Leid der Tiere zu verringern. Eine grausame Vergiftung, wie sie nun in Deutz vermutet wird, ist hingegen illegal und verursacht unermessliches Leid.
Appell an die Öffentlichkeit
Tierschützer und Behörden bitten die Bevölkerung um Mithilfe. Wer in den vergangenen Tagen im Bereich der Deutzer Brücke verdächtige Beobachtungen gemacht hat, sollte sich umgehend bei der Polizei melden. Insbesondere Hinweise auf Personen, die dort Futter auslegen, sind für die Ermittler von großer Bedeutung.
Coro Freudenberg zeigt sich fassungslos über die Brutalität der Tat. „Nicht jeder muss Tauben mögen. Aber wer lässt sie so grausam leiden und sterben?“, fragt sie. Ihr Appell richtet sich an das Mitgefühl der Menschen und die Achtung vor dem Leben jedes Tieres.
Die Suche nach dem Täter geht weiter, während die Helfer weiterhin versuchen, die noch lebenden, verletzten Tauben zu retten und ihr Leid zu lindern.




