Nach dem deutlichen 4:1-Sieg des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV am Sonntag kochen die Emotionen hoch. Im Mittelpunkt der Debatte steht jedoch nicht das Ergebnis, sondern eine Reihe umstrittener Schiedsrichterentscheidungen. Nun meldet sich der erfahrene Fußball-Experte Ewald Lienen zu Wort und identifiziert ein grundlegendes Problem im Regelwerk.
Während sich der FC über einen wichtigen Sieg im Duell der Aufsteiger freut und sich auf den siebten Tabellenplatz vorschiebt, herrscht in Hamburg großer Frust. Zwei aberkannte Tore und zwei Platzverweise sorgten für hitzige Diskussionen, die nun eine neue Dimension erreichen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der 1. FC Köln besiegt den Hamburger SV klar mit 4:1.
- Das Spiel wurde von kontroversen Schiedsrichterentscheidungen überschattet, darunter zwei Platzverweise für den HSV.
- Fußball-Experte Ewald Lienen bezeichnet die Unmöglichkeit, Gelb-Rote Karten per Videobeweis zu überprüfen, als „Systemfehler“.
- Lienen nimmt Schiedsrichter Daniel Schlager in Schutz und kritisiert stattdessen das geltende Regelwerk des DFB.
Ein Spiel mit weitreichenden Folgen
Auf dem Rasen setzte der 1. FC Köln am Sonntag (2. November 2025) ein starkes Zeichen. Mit dem 4:1-Erfolg distanzierte sich das Team deutlich vom Mitaufsteiger aus Hamburg und festigte seine Position im Mittelfeld der Bundesliga. Der Sieg verschafft den Kölnern nun einen Vorsprung von sechs Punkten auf den HSV.
Doch die sportliche Leistung wurde schnell zur Nebensache. Die Hamburger haderten lautstark mit der Leistung von Schiedsrichter Daniel Schlager. Insbesondere die Entscheidungen in der zweiten Halbzeit, die zu zwei Platzverweisen führten, erhitzten die Gemüter. Die Niederlage fiel am Ende auch deshalb so hoch aus, weil der HSV das Spiel in doppelter Unterzahl beenden musste.
Spieldaten im Überblick
- Ergebnis: 1. FC Köln 4:1 Hamburger SV
- Besondere Vorkommnisse: Zwei aberkannte Tore für den HSV
- Platzverweise: Zwei für den Hamburger SV, darunter eine Gelb-Rote Karte für Immanuel Pherai
Lienen analysiert die Schlüsselszene
In seinem Podcast „Der Sechzehner“ nahm sich der ehemalige Bundesliga-Trainer Ewald Lienen (71) der Thematik an. Er zeigte Verständnis für den Ärger der Hamburger und konzentrierte sich auf die wohl umstrittenste Szene des Spiels: die Gelb-Rote Karte für Immanuel Pherai.
Pherai erhielt seine zweite Verwarnung nach einem Foul an Kristoffer Lund. Lienen argumentiert, dass die Absicht des Spielers entscheidend sei. „Wenn du dir die Bilder anschaust, dann siehst du ganz eindeutig, dass Pherai nicht den Plan hat, irgendein Foul zu machen, sondern er schaut nach dem Ball“, erklärte der Experte. Er beschrieb die Situation als einen „Klassiker“ im Fußball, bei dem die Dynamik der Bewegung oft härter aussieht als die Intention dahinter.
Lienen räumte ein, dass die Entscheidung des Schiedsrichters im Eifer des Gefechts nachvollziehbar sei. Dennoch sieht er hier ein tieferliegendes Problem, das über die einzelne Situation hinausgeht.
Die Rolle des VAR bei Verwarnungen
Der Video-Assistent (VAR) darf laut aktuellen DFB-Regularien nur bei klaren und offensichtlichen Fehlentscheidungen in vier spezifischen Bereichen eingreifen: Torerzielung, Strafstoß, Rote Karten (direkt) und Spielerverwechslung. Eine zweite Gelbe Karte, die zu einem Platzverweis führt, gehört explizit nicht dazu und kann daher nicht überprüft werden.
Kritik am Regelwerk: Der „Systemfehler“
Genau hier setzt Lienens fundamentale Kritik an. Er ist überzeugt, dass Schiedsrichter Schlager seine Entscheidung möglicherweise revidiert hätte, wenn er die Möglichkeit gehabt hätte, sich die Szene noch einmal in Ruhe am Bildschirm anzusehen.
„Es ist unglücklich, dass es nicht überprüfbar ist. Das ist ein Systemfehler, den ich nicht nachvollziehen kann.“
– Ewald Lienen
Für Lienen liegt die Verantwortung nicht primär beim Schiedsrichter auf dem Feld, der unter hohem Druck in Sekundenbruchteilen entscheiden muss. Stattdessen richtet er seine Kritik direkt an die Regelhüter beim Deutschen Fußball-Bund (DFB). Die Tatsache, dass eine spielentscheidende Gelb-Rote Karte nicht durch den VAR überprüft werden darf, hält er für einen gravierenden Mangel im System.
Eine Debatte mit Zukunft
Die Äußerungen von Ewald Lienen werfen eine grundsätzliche Frage auf: Sollte der Kompetenzbereich des Video-Assistenten erweitert werden? Die Diskussion um den VAR ist so alt wie seine Einführung. Während er in vielen Fällen für mehr Gerechtigkeit gesorgt hat, führen starre Regelungen wie im Fall der Gelb-Roten Karte immer wieder zu Unverständnis und Frustration.
Der Fall Pherai könnte die Debatte neu entfachen. Experten wie Lienen fordern mehr Flexibilität, um Situationen, die den Ausgang eines Spiels maßgeblich beeinflussen, einer genaueren Prüfung unterziehen zu können. Der Ball liegt nun beim DFB, der sich mit der Kritik an diesem offensichtlichen „Systemfehler“ auseinandersetzen muss.




