Nach einer Serie mutmaßlicher Sabotageakte auf wichtige Bahnstrecken in Nordrhein-Westfalen hat die SPD-Fraktion eine offizielle Berichterstattung im Düsseldorfer Landtag beantragt. Innenminister Herbert Reul (CDU) soll in der kommenden Woche im Innenausschuss zu den Hintergründen der Vorfälle und dem aktuellen Stand der Ermittlungen Stellung nehmen.
Das Wichtigste in Kürze
- In NRW ereigneten sich drei mutmaßliche Anschläge auf die Bahninfrastruktur innerhalb kurzer Zeit.
- Die wichtige Strecke zwischen Köln und Düsseldorf war nach einem Vorfall in Leverkusen stundenlang gesperrt.
- Innenminister Herbert Reul (CDU) soll auf Antrag der SPD im Landtag über die Ermittlungen berichten.
- Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, da ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen wird.
Politische Aufklärung gefordert
Die Angriffe auf die kritische Infrastruktur der Deutschen Bahn haben nun auch die Landespolitik alarmiert. Die SPD-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag fordert eine umfassende Aufklärung über die Vorfälle. In einem Antrag, der der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vorliegt, verlangt die innenpolitische Sprecherin der SPD, Christina Kampmann, einen mündlichen Bericht von Innenminister Herbert Reul.
Der Minister soll den Innenausschuss über die „Vorfälle und die bisher bekannten Hintergründe“ informieren. Ziel ist es, Transparenz über das Ausmaß der Bedrohung und die ergriffenen Sicherheitsmaßnahmen zu schaffen. Die Debatte unterstreicht die wachsende Sorge vor gezielten Angriffen auf das deutsche Schienennetz.
Die Rolle des Staatsschutzes
Der Staatsschutz ist eine spezielle Abteilung der Kriminalpolizei in Deutschland. Er wird immer dann aktiv, wenn der Verdacht auf politisch motivierte Kriminalität besteht. Dazu zählen unter anderem Terrorismus, Extremismus oder, wie in diesem Fall vermutet, Sabotageakte, die die öffentliche Sicherheit und Ordnung gezielt stören sollen.
Eine Serie von gezielten Attacken
Die Forderung der SPD ist eine direkte Reaktion auf mehrere Vorfälle, die den Bahnverkehr in der Region erheblich beeinträchtigt haben. Die Ermittler prüfen, ob zwischen den einzelnen Taten ein Zusammenhang besteht.
Schwerpunkt der Angriffe im Rheinland
Die Serie von Angriffen konzentrierte sich auf wichtige Verkehrsadern in Nordrhein-Westfalen. Die Vorfälle im Detail:
- Leverkusen (Nacht zum Montag): Unbekannte Täter öffneten einen unterirdischen Kabelschacht an der viel befahrenen Strecke zwischen Köln und Düsseldorf. Mit einem Trennschleifer durchtrennten sie sämtliche Kabel. Dies führte zum Ausfall eines Stellwerks und einer mehrstündigen Vollsperrung der Strecke. Der Fern- und Regionalverkehr war massiv betroffen.
- Region Aachen (Montag): Auf der Bahnstrecke zwischen Herzogenrath und Kohlscheid wurden ebenfalls Kabel beschädigt. Auch hier kam es zu Störungen im Betriebsablauf.
- Kreis Heinsberg (Dienstagmorgen): In der Nähe von Heinsberg wurden erneut Kabel zerstört. An diesem Tatort wurde zudem ein Brand festgestellt, was auf eine besonders rücksichtslose Vorgehensweise hindeutet.
Gezielte Sabotage in Leverkusen
Der Vorfall in Leverkusen wird von den Behörden als klarer Sabotageakt eingestuft. Die Täter mussten gezielt einen schwer zugänglichen Kabelschacht öffnen und nutzten schweres Gerät, um die dicken Kabelstränge zu durchtrennen. Dies deutet auf eine geplante Tat und technisches Wissen hin.
Staatsschutz ermittelt wegen politischem Motiv
Aufgrund der Art und Weise der Tatausführung haben die Sicherheitsbehörden den Staatsschutz mit den Ermittlungen betraut. Ein Sprecher der Polizei erklärte, dass ein politisches Motiv hinter den Angriffen nicht ausgeschlossen werden könne. Solche Taten zielen oft darauf ab, die öffentliche Ordnung zu stören und ein Gefühl der Unsicherheit zu erzeugen.
Die Ermittler werten derzeit Spuren an den Tatorten aus und prüfen mögliche Bekennerschreiben. Ob es sich um Einzeltäter oder eine organisierte Gruppe handelt, ist laut Polizei und Staatsanwaltschaft noch unklar. „Die Prüfung möglicher Zusammenhänge zwischen den Taten ist zentraler Bestandteil der laufenden Ermittlungen“, so ein Behördensprecher.
Die Angriffe auf die Infrastruktur der Deutschen Bahn sind keine Bagatelldelikte, sondern schwere Straftaten, die das Potenzial haben, tausende von Menschen zu gefährden und erheblichen wirtschaftlichen Schaden anzurichten.
Auswirkungen auf Reisende und Pendler
Besonders der Angriff auf die Hauptstrecke zwischen Köln und Düsseldorf hatte weitreichende Folgen. Tausende Pendler und Fernreisende waren von Zugausfällen und massiven Verspätungen betroffen. Die Strecke ist eine der meistbefahrenen in ganz Deutschland und ein zentraler Knotenpunkt im europäischen Schienennetz.
Die Deutsche Bahn musste Züge umleiten und einen Schienenersatzverkehr einrichten, was jedoch nur einen Bruchteil der Kapazitäten abdecken konnte. Die Vorfälle zeigen, wie verwundbar die kritische Infrastruktur ist und wie schnell gezielte Angriffe den Alltag vieler Menschen lahmlegen können. Die politische Debatte im Landtag wird sich daher voraussichtlich auch um die Frage drehen, wie solche Anlagen in Zukunft besser geschützt werden können.




