Wenige Wochen vor dem Start der Karnevalssession am 11.11. wächst die Kritik am Sicherheitskonzept der Stadt Köln für das Kwartier Latäng. Insbesondere die geplanten Absperrungen rund um die Zülpicher Straße sorgen für Unmut bei Anwohnenden und Gewerbetreibenden. Nun hat eine bekannte Kölner Club-Betreiberin die Pläne scharf kritisiert und eine Protestaktion angekündigt.
Das Wichtigste in Kürze
- Claudia Wecker, Betreiberin des Clubs „Das Ding“, bezeichnet das städtische Konzept als „Exempel des Versagens“ und kritisiert gebrochene Versprechen.
 - Sie argumentiert, dass die Absperrungen den Andrang künstlich verstärken und die Feiernden dazu zwingen, immer früher zu kommen.
 - Als Protest will ihr Club am 11.11. bereits um 9 Uhr morgens öffnen und eine Stunde lang Freibier ausschenken.
 - Die als Ausweichfläche vorgesehene Uniwiese wird als unattraktiv und unzureichend kritisiert.
 
„Ein Exempel des Versagens“
Der Countdown für den 11.11. läuft, und in Köln bereitet man sich auf den Ansturm Tausender Feiernder vor. Doch die Vorfreude ist getrübt. Im Zentrum der Debatte steht erneut das Sicherheitskonzept für die Zülpicher Straße, die traditionell einer der Hauptanziehungspunkte für junge Karnevalisten ist.
Claudia Wecker, die den Studentenclub „Das Ding“ am Hohenstaufenring und damit in unmittelbarer Nähe zur Partymeile betreibt, hat sich in einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit gewandt. Ihre Worte sind deutlich: „Die Stadt Köln statuiert ein regelrechtes Exempel an unserem Kwartier Latäng. Für uns ist es ein Exempel des Versagens, der gebrochenen Versprechen und eigentlich einer maßlosen Unverschämtheit.“
Wecker wirft der Stadt vor, mit den Anwohnern, den hier Arbeitenden und den Feiernden respektlos umzugehen. Die Situation habe sich über Jahre hinweg zugespitzt, ohne dass wirksame Lösungen gefunden wurden.
Das Problem der Zülpicher Straße
Die Zülpicher Straße im sogenannten Kwartier Latäng ist seit Jahren ein Hotspot der Karnevalsfeierlichkeiten, besonders für ein junges Publikum. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu extremem Gedränge und Überfüllung, was die Stadt zu umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen veranlasste. Dazu gehören weiträumige Absperrungen und Einlasskontrollen, die den Zugang zur Straße regulieren sollen.
Kritik an Absperrungen und Ausweichflächen
Ein zentraler Kritikpunkt von Wecker ist die Wirkung der Sicherheitszäune. Sie argumentiert, dass die Absperrungen das Problem nicht lösen, sondern verschärfen. „Es wird durch die Sperren ein Mangel erzeugt, sodass die Leute immer früher hierhin möchten. Und es kommen natürlich auch immer mehr“, erklärt sie.
Diese künstliche Verknappung des Raumes führe zu einem ungesunden Wettbewerb um die begrenzten Plätze und zwinge die Menschen, bereits am frühen Morgen stundenlang vor den Barrieren auszuharren. Die Alternative, die die Stadt anbietet, stößt bei ihr ebenfalls auf Ablehnung.
Uniwiese als unzureichende Lösung
Auch in diesem Jahr soll die nahegelegene Uniwiese als Entlastungsfläche dienen, um die Menschenmassen von der Zülpicher Straße fernzuhalten. Doch laut Wecker ist dieses Angebot alles andere als attraktiv.
„Eigentlich könnte sie ‚Großes Parkhaus‘ heißen. Da gibt es nichts. Es gibt keine Musik. Es wird sehr viel verkleinert. Es gibt keinen Alkoholausschank.“
Sie bezweifelt sogar, ob es in diesem Jahr überhaupt ein gastronomisches Angebot auf der Wiese geben wird. Nach aktuellen Plänen sollen zum 11.11. nur noch drei Teilflächen der Wiese genutzt werden, zum Straßenkarneval 2026 sogar nur noch zwei. Der Bereich in Richtung Luxemburger Straße wird demnach komplett ausgespart.
Geplante Nutzung der Uniwiese
- 11.11.2025: Nutzung der Flächen 1 bis 3
 - Straßenkarneval 2026: Nutzung der Flächen 1 und 2
 - Der Bereich zur Luxemburger Straße hin wird nicht mehr als Ausweichfläche genutzt.
 
Club kündigt Protest mit Freibier an
Angesichts der aus ihrer Sicht verfehlten Politik hat Claudia Wecker Konsequenzen angekündigt. Ihr Club „Das Ding“ wird am 11.11. ein Zeichen setzen. „Wir fahren ein Notwehrprogramm“, so Wecker. Die Türen des Clubs sollen bereits um 9 Uhr morgens öffnen.
Zusätzlich wird es in der ersten Stunde Freibier für alle Gäste geben. Mit dieser Aktion wolle man verhindern, dass Mitarbeiter oder Gäste gezwungen seien, „stundenlang vor irgendwelchen Sperren zu hängen“. Es sei ein Akt des Protests aus purer Frustration: „Wir haben die Schnauze so voll.“
Wecker betont, dass es in der Vergangenheit zahlreiche Vorschläge und Ideen gegeben habe, wie man die Feierlichkeiten entzerren und auf mehrere Orte in der Stadt verteilen könnte. Passiert sei jedoch nichts. Die Zülpicher Straße abzusichern wie eine Festung – „wie Fort Knox“ – sei keine nachhaltige Lösung für den Kölner Karneval.
Die Stadt Köln hat sich zu den Details des diesjährigen Sicherheitskonzepts bislang noch nicht abschließend geäußert. Die Kritik aus der Gastronomie zeigt jedoch, dass die Debatte um den richtigen Umgang mit den Feiernden im Kwartier Latäng auch in dieser Session wieder mit voller Härte geführt wird.




