Zehn freigemeinnützige Krankenhäuser in Köln haben sich zu einem neuen Bündnis zusammengeschlossen und erheben schwere Vorwürfe gegen die Stadt. Unter dem Namen „Fair ist gesund“ fordern sie eine gerechtere finanzielle Behandlung und kritisieren ein „ungerechtes Zwei-Klassen-System“, da die Stadt ausschließlich ihre eigenen Kliniken mit millionenschweren Zuschüssen unterstützt.
Das Wichtigste in Kürze
- Zehn freigemeinnützige Krankenhäuser in Köln haben das Bündnis „Fair ist gesund“ gegründet.
 - Sie fordern finanzielle Unterstützung von der Stadt Köln und kritisieren eine ungleiche Behandlung.
 - Das Bündnis argumentiert, dass seine Mitglieder über die Hälfte der Patientenversorgung in der Stadt sicherstellen.
 - Die städtischen Kliniken erhielten in den letzten Jahren hunderte Millionen Euro an Zuschüssen und Darlehenserlassen.
 
Ein neues Bündnis fordert Gleichbehandlung
In der Kölner Krankenhauslandschaft formiert sich Widerstand. Zehn Kliniken, die nicht in städtischer, sondern in freigemeinnütziger Trägerschaft sind, haben die Initiative „Fair ist gesund“ ins Leben gerufen. Sie sehen sich gegenüber den städtischen Kliniken massiv benachteiligt.
Zu dem Bündnis gehören sieben Krankenhäuser der Hospitalvereinigung der Cellitinnen sowie drei Kliniken der Josefs-Gesellschaft. Obwohl sie nach eigenen Angaben einen Großteil der medizinischen Versorgung in der Stadt leisten, erhalten sie keinerlei finanzielle Mittel aus dem städtischen Haushalt.
Wer gehört zum Bündnis „Fair ist gesund“?
Die Initiative besteht aus zwei großen Trägergesellschaften:
- Hospitalvereinigung der Cellitinnen: Heilig Geist-Krankenhaus, St. Vinzenz-Hospital, St. Franziskus-Hospital, St. Hildegardis Krankenhaus, St. Marien-Hospital, Krankenhaus der Augustinerinnen (Severinsklösterchen), St. Antonius Krankenhaus.
 - Josefs-Gesellschaft: St. Elisabeth-Krankenhaus Hohenlind, Eduardus-Krankenhaus, Evangelisches Krankenhaus Kalk.
 
Die Kernforderung des Bündnisses ist klar: Es soll ein „offener Dialog“ mit der Stadt über eine „verlässliche, transparente und trägerunabhängige Finanzierung“ geführt werden. Ziel sei es, gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Krankenhäuser zu schaffen, die einen Versorgungsauftrag für die Kölner Bevölkerung haben.
Die Zahlen hinter der Kritik
Um ihre zentrale Rolle im Kölner Gesundheitssystem zu untermauern, legt die Allianz beeindruckende Zahlen vor. Die freigemeinnützigen Häuser sind demnach für einen erheblichen Teil der medizinischen Leistungen in der Stadt verantwortlich.
Versorgungsanteil der Bündniskliniken
- Geburten: Mehr als jede zweite Geburt in Köln.
 - Geriatrie: Nahezu die gesamte geriatrische (altersmedizinische) Versorgung.
 - Notfallpatienten: Versorgung von sechs von zehn Notfallpatientinnen und -patienten.
 - Stationäre Fälle: Über die Hälfte aller stationären Behandlungen.
 - Erweiterte Notfallversorgung: Rund 75 Prozent der Leistungen in diesem Bereich.
 
Stephan Prinz, Vorstand der Josefs-Gesellschaft, formulierte die Kritik deutlich. „Es ist inakzeptabel zu sehen, dass nicht alle Häuser die gleichen Chancen haben“, so Prinz. Er fügte hinzu:
„Wir leisten dieselbe Arbeit, aber werden in Köln benachteiligt. Das muss sich ändern.“
Diese Zahlen zeigen, dass die freigemeinnützigen Kliniken eine tragende Säule des Gesundheitssystems sind. Die Ungleichbehandlung bei der Finanzierung schaffe einen „verzerrten Wettbewerb“, so das Bündnis.
Millionenhilfen nur für städtische Kliniken
Die Kritik des Bündnisses entzündet sich an den erheblichen Finanzhilfen, die die Stadt Köln in den vergangenen Jahren ausschließlich ihren eigenen Kliniken in Merheim, Holweide und Riehl zukommen ließ. Um diese vor der Insolvenz zu bewahren, flossen dreistellige Millionenbeträge.
Allein die Betriebskostenzuschüsse sind beträchtlich: 73,3 Millionen Euro im Jahr 2024, 76,6 Millionen Euro für das laufende Jahr und geplante 69,6 Millionen Euro für das kommende Jahr. Zusätzlich wurden den städtischen Kliniken im Jahr 2024 Darlehen in Höhe von rund 533 Millionen Euro erlassen und in Eigenkapital umgewandelt.
Eine Sprecherin der Hospitalvereinigung der Cellitinnen betonte, dass das Bündnis nicht die gleichen Summen fordere. „Aber wir möchten eine grundsätzliche Gleichbehandlung“, erklärte sie. Es gehe nicht darum, den städtischen Krankenhäusern Mittel zu entziehen, sondern um die Anerkennung der eigenen Leistungen für die Stadt.
Die Initiative unterstrich zudem, dass sich die beteiligten Krankenhäuser nicht in einer finanziellen Notlage befänden. „Wir wollen keine Notlage signalisieren, die es nicht gibt. Es geht uns um ein grundsätzliches, strukturelles Problem“, so die Sprecherin weiter.
Stadt Köln verweist auf Land und Bund
Die Stadtverwaltung reagierte auf die Vorwürfe mit einem Verweis auf die übergeordneten politischen Ebenen. In einer Stellungnahme erklärte die Stadt, dass „Land und Bund ihrer direkten beziehungsweise indirekten Finanzierungsverantwortung für den Krankenhaussektor insgesamt nicht ausreichend nachkommen.“
Die finanzielle Unterstützung der eigenen Kliniken verteidigt die Stadt mit deren besonderer Rolle. Als zweiter Maximalversorger neben der Uniklinik würden die städtischen Häuser eine Vielzahl von nicht kostendeckenden Leistungen erbringen, die andere Träger nicht im selben Umfang anböten. Damit erfüllten sie den öffentlichen Auftrag der Daseinsvorsorge auch in Bereichen, die für freigemeinnützige oder private Träger wirtschaftlich unattraktiv seien.
Das Bündnis „Fair ist gesund“ hat sich unterdessen mit einem Schreiben an den künftigen Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD) gewandt und um ein Gespräch gebeten. Die Initiative hofft nun auf einen konstruktiven Dialog, um eine faire Lösung für alle Kölner Krankenhäuser zu finden.




