Der Thurner Hof in Köln-Dellbrück steht im Zentrum der Kritik des Bundes der Steuerzahler. Nach einer jahrelangen Sanierung für mehr als 800.000 Euro kann das historische Herrenhaus nicht genutzt werden, weil eine Baugenehmigung fehlt. Der Fall ist nun Teil des aktuellen „Schwarzbuchs“, das Verschwendung öffentlicher Gelder anprangert.
Wichtige Fakten
- Kosten: Die Sanierung des Thurner Hofs hat seit 2008 über 800.000 Euro an Steuergeldern gekostet.
- Problem: Trotz abgeschlossener Arbeiten fehlt eine Baugenehmigung für die geplante Nutzung.
- Aktueller Zustand: Das Gebäude steht seit Jahren leer und kann nicht von Vereinen oder der Volkshochschule genutzt werden.
- Zukunft: Die Stadt Köln prüft eine alternative Nutzung, da die ursprünglichen Pläne an der fehlenden Barrierefreiheit scheitern könnten.
Kritik aus dem „Schwarzbuch“ der Steuerzahler
Jedes Jahr veröffentlicht der Bund der Steuerzahler (BdSt) sein „Schwarzbuch“, um auf Fälle von mutmaßlicher Steuergeldverschwendung aufmerksam zu machen. In der neuesten Ausgabe für Nordrhein-Westfalen werden 16 Projekte kritisiert, darunter auch der Thurner Hof in Köln.
Rik Steinheuer, Vorsitzender des BdSt NRW, kritisierte bei der Vorstellung des Buches in Düsseldorf allgemein die Fehlplanungen und Kostenexplosionen bei öffentlichen Projekten. Er betonte, dass solche Fälle das Vertrauen der Bürger in die Verwaltung untergraben.
Ein weiteres Beispiel aus NRW
Neben dem Kölner Fall rügt der Steuerzahlerbund auch die Aufspaltung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in zwei separate Behörden. Laut Steinheuer führt dies zu doppelten Strukturen wie zwei Behördenleitungen und zwei Personalräten. Allein im ersten Jahr sollen dadurch 15 neue Stellen und Mehrkosten von 1,4 Millionen Euro entstanden sein.
Die Chronologie des Thurner Hofs
Der Thurner Hof in Dellbrück ist ein historisches Herrenhaus, das vor seiner Sanierung ein wichtiger Treffpunkt für Vereine, Bürger und die Volkshochschule war. Die Hoffnung war groß, dass das Gebäude nach der Instandsetzung wieder als soziales und kulturelles Zentrum dienen würde.
Eine Sanierung mit Hindernissen
Die Arbeiten am Gebäude begannen bereits im Jahr 2008. Ursprünglich war der Abschluss der Sanierung für 2015 geplant. Dieser Termin konnte jedoch nicht eingehalten werden, und die Fertigstellung verzögerte sich erheblich.
Wie die Stadt Köln dem Bund der Steuerzahler mitteilte, wurden die Bauarbeiten erst im Jahr 2022 endgültig abgeschlossen. Damit dauerte der Prozess von der ursprünglichen Planung bis zur Fertigstellung weit über ein Jahrzehnt.
Zahlen im Überblick
- Beginn der Sanierung: 2008
- Geplante Fertigstellung: 2015
- Tatsächliche Fertigstellung: 2022
- Gesamtkosten: Mehr als 800.000 Euro
Das Kernproblem: Fehlende Genehmigung und Barrierefreiheit
Obwohl die Handwerker ihre Arbeit beendet haben, bleibt die Tür des Thurner Hofs verschlossen. Der Grund ist ein administratives Versäumnis: Für die zukünftig beabsichtigte Nutzung liegt keine gültige Baugenehmigung vor. Dies bestätigte die Stadt im November 2024.
Ohne diese Genehmigung darf das Gebäude nicht für öffentliche Veranstaltungen oder Kurse freigegeben werden. Die Vereine und Bürger, die auf eine baldige Wiedereröffnung gehofft hatten, müssen weiter warten.
Zweifel an der ursprünglichen Planung
Mittlerweile ist unklar, ob die ursprünglich geplante Nutzung überhaupt noch realisierbar ist. Ein wesentliches Hindernis scheint die fehlende Barrierefreiheit des historischen Gebäudes zu sein. Für öffentliche Einrichtungen gelten heute strenge Vorschriften, die den Zugang für Menschen mit Behinderungen gewährleisten müssen.
„Die Verwaltung prüft intensiv eine alternative Nutzung für den Thurner Hof.“
Diese Aussage deutet darauf hin, dass die bisherigen Pläne möglicherweise aufgegeben werden müssen. Die Suche nach einer neuen Bestimmung für das teuer sanierte, aber ungenutzte Gebäude hat begonnen. Für die Steuerzahler und die Bürger in Dellbrück bleibt die Situation unbefriedigend: Ein wertvolles Gebäude steht leer, während die Kosten dafür längst bezahlt sind.




