In der Kölner Innenstadt spitzt sich die Lage in vielen Parkhäusern zu. Neben zahlreichen Schließungen und Sanierungen stellen massive Hygiene- und Sicherheitsprobleme die Betreiber vor große Herausforderungen. Besonders im Bereich des Neumarkts hat sich eine kritische Situation entwickelt, die private Sicherheitsdienste und tägliche Reinigungen erforderlich macht.
Wichtige Fakten
- Mehrere zentrale Parkhäuser in Köln sind ganz oder teilweise geschlossen, was die Parkplatzsituation verschärft.
- Betreiber wie APCOA und Contipark berichten von zunehmender Verwahrlosung, Drogenkonsum und Aggressivität.
- Im Parkhaus Cäcilienstraße konnte die Situation durch den Einsatz eines teuren Sicherheitsdienstes verbessert werden.
- Die Betreiber kritisieren, dass ihre Maßnahmen nur zu einer Verdrängung des Problems führen und fordern nachhaltige Lösungen von der Stadt.
Parkplatzmangel durch zahlreiche Schließungen
Autofahrer in der Kölner Innenstadt stehen vor einem doppelten Problem: Es gibt nicht nur weniger verfügbare Parkplätze, sondern die Zustände in einigen geöffneten Parkhäusern sind alarmierend. Eine wachsende Anzahl von Garagen ist aufgrund von Sanierungsarbeiten oder aus anderen Gründen nicht mehr zugänglich.
Die Liste der geschlossenen Objekte ist lang. Seit dem Frühjahr 2022 ist die Garage der Kreissparkasse an der Richmodstraße 13 geschlossen. Ebenfalls nicht nutzbar sind derzeit die Parkhäuser der Galeria an der Breite Straße und das der Sparkasse an der Schaafenstraße. Seit Mitte September ist auch die Tiefgarage an der Basilika Groß St. Martin gesperrt, ein Zeitplan für die Sanierung existiert noch nicht.
Langfristige Einschränkungen
Die Sanierungsarbeiten führen zu langanhaltenden Engpässen. In der Tiefgarage am Dom wird die Nordhalle modernisiert, wodurch bis mindestens April 2026 rund 90 Stellplätze wegfallen. Auch am Kölner Zoo sind auf dem oberen Parkdeck 38 Plätze nicht verfügbar.
Hygiene und Sicherheit als zentrale Herausforderung
Weitaus gravierender als der Mangel an Stellplätzen ist für viele Nutzer der Zustand einiger Parkhäuser. Besonders im Umfeld des Neumarkts hat sich die Lage zugespitzt. Müll, Uringestank und offen konsumierte Drogen gehören hier zum Alltag.
Ein Mitarbeiter eines Parkhauses in der Lungengasse berichtet von den täglichen Problemen. „Sobald das Kassenhäuschen nicht besetzt ist und kein Wachdienst da ist, kommen Obdachlose, Drogensüchtige, Partyvolk und vergessen alles, was zum Menschsein gehört“, erklärt er. Er berichtet von regelmäßigen Bedrohungen, auch mit Messern. Seiner Beobachtung nach hat der zunehmende Konsum von Crack die Aggressivität der Drogenabhängigen deutlich erhöht. Diese Zustände haben sein Vertrauen in die Politik erschüttert.
Fallbeispiel Parkhaus Cäcilienstraße
Ein extremes Beispiel für die Verwahrlosung war in den vergangenen Monaten das Parkhaus Cäcilienstraße am Rautenstrauch-Joest-Museum. Im Sommer beschrieben Besucher die Zustände als katastrophal. Berichte sprachen von Fäkalien und Urin auf mehreren Ebenen, blutverschmierten Wänden, benutzten Spritzen und Bergen von Müll. Der Gestank sei unerträglich gewesen.
Die Stadt Köln stufte die hygienischen Zustände als Gefahr für die Öffentlichkeit ein und nahm Gespräche mit dem Betreiber APCOA auf. Inzwischen hat sich die Situation dort spürbar verbessert. Ein Sprecher von APCOA teilte mit, dass der Eigentümer „mit sehr hohem finanziellem Aufwand“ einen privaten Sicherheitsdienst beauftragt habe.
Intensive Sicherheitsmaßnahmen
- Täglicher Objektschutz: Ein Sicherheitsdienst ist täglich von 6 bis 21 Uhr vor Ort.
- Nächtliche Kontrollen: Zwischen 21 und 6 Uhr patrouillieren APCOA-Mitarbeiter durch das Gebäude.
- Regelmäßige Reinigung: Das Parkhaus wird jede Nacht gründlich gereinigt.
Bei einem aktuellen Besuch war das Parkhaus tatsächlich sauber. Ein Sicherheitsmitarbeiter kontrollierte die Parkebenen. Dennoch bleibt das Grundproblem bestehen: Das Parkhaus wird weiterhin von Drogenabhängigen aufgesucht, und das Personal wird, wenn auch seltener, mit aggressiven Personen konfrontiert.
Betreiber sehen die Stadt in der Pflicht
Die Parkhausbetreiber sehen ihre Maßnahmen nur als eine kurzfristige Lösung. Sie kritisieren, dass die Probleme lediglich verlagert, aber nicht gelöst werden.
„Unser Objektschutz erwirkt nur eine Verdrängung aus der Tiefgarage. Für die Lösung des strukturellen Drogenproblems am Neumarkt sind alle betroffenen Eigentümer, Gewerbetreibende, Nutzer und Anwohner auf Maßnahmen der Stadt Köln angewiesen. Bisher haben die städtischen Maßnahmen keine Wirkung erzielt.“
Diese Einschätzung wird von anderen Unternehmen geteilt. Contipark, Betreiber von 24 Parkhäusern in Köln, bezeichnet die Situation rund um den Neumarkt als „sehr angespannt“ und beobachtet auch an anderen Standorten einen „Zuwachs an Verwahrlosung“. Das Unternehmen zählt Köln neben Städten wie München, Frankfurt und Dortmund zu den „herausforderndsten Standorten in Deutschland“.
Stadt verweist auf Verantwortung der Betreiber
Die Stadt Köln, die selbst elf Parkhäuser betreibt, betont, dass die jeweiligen Betreiber für Sicherheit und Ordnung in ihren Objekten verantwortlich sind. Eine Sprecherin erklärte, die Stadt schreite ordnungsbehördlich ein, „wo die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet ist“, und fordere die Betreiber dann auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Diese Haltung frustriert die Unternehmen. Contipark erklärt ähnlich wie APCOA, dass die Bemühungen, „das Problem in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Städten zu gestalten, leider bisher nicht von Erfolg gekrönt“ seien. Die Betreiber fordern dringend langfristige und strukturelle Lösungen, um die inakzeptablen Zustände für Mitarbeiter, Kunden und alle Kölner zu beenden.




