Die Stadt Köln steht vor einer entscheidenden Weiche im umstrittenen Umbau der ehemaligen Kaufhof-Zentrale. Eine Kostensteigerung von 50 Millionen Euro und erhebliche Verzögerungen haben zu einer politischen Auseinandersetzung geführt. Nun muss der Hauptausschuss über die Freigabe der zusätzlichen Mittel entscheiden, um das Projekt vor dem Stillstand zu bewahren.
Das Gebäude an der Leonhard-Tietz-Straße wurde bereits im Juni 2022 angemietet, um dort mehrere städtische Ämter unterzubringen. Doch bis heute ist der Umbau nicht abgeschlossen und die Räumlichkeiten stehen leer, während die Mietzahlungen laufen.
Wichtige Fakten
- Der Umbau der ehemaligen Kaufhof-Zentrale kostet 50 Millionen Euro mehr als geplant.
- Die Stadtverwaltung hat den Mietvertrag ohne explizite Zustimmung des Rates bis 2050 verlängert.
- Das Rechnungsprüfungsamt kritisiert die mangelhafte Planung und die verursachten Verzögerungen.
- Eine politische Entscheidung über die zusätzlichen Mittel steht unmittelbar bevor.
Kostenexplosion und Planungschaos
Die zentrale Frage, die Politik und Verwaltung in Köln beschäftigt, ist die Zukunft der ehemaligen Kaufhof-Zentrale. Der Stadtrat genehmigte die Anmietung der rund 45.000 Quadratmeter großen Immobilie im Februar 2022. Der Plan war, verschiedene Ämter ab Anfang 2024 dort anzusiedeln.
Doch das Projekt geriet ins Stocken. Im März 2025 wurde bekannt, dass der Umbau nicht nur erheblich teurer wird, sondern auch eine Verlängerung des Mietvertrags um fünf Jahre erfordert. Die zusätzlichen Kosten belaufen sich auf rund 50 Millionen Euro.
Ursachen für die Verzögerungen
Ein wesentlicher Grund für die Probleme sind laut Berichten wiederholte Änderungen in der Belegungsplanung. Ursprüngliche Konzepte, die eine Feuerwache oder die Kunst- und Museumsbibliothek vorsahen, wurden aus Kostengründen wieder verworfen.
Diese ständigen Umplanungen führten zu einem Dominoeffekt, der den gesamten Zeitplan durcheinanderbrachte. Zudem stellten sich die Modernisierungsarbeiten in dem Gebäude aus den 1950er-Jahren als komplexer heraus als erwartet. Insbesondere die Umsetzung städtischer Vorgaben zur Barrierefreiheit erforderte aufwendige bauliche Eingriffe.
Geplante Belegung der Zentrale
Laut einer internen Planung sollen folgende Ämter in das Gebäude einziehen:
- Jugendamt
- Standesamt
- Ausländeramt
- Kundenzentrum Innenstadt
- Sozialamt
- Teile des Umwelt-, Sozial-, Gesundheits- und Kulturdezernats
Politische Auseinandersetzung und rechtliche Prüfung
Die Situation eskalierte politisch, als bekannt wurde, dass Baudezernent Markus Greitemann einen Nachtrag zum Mietvertrag unterzeichnet hatte, der die Laufzeit bis Ende 2050 verlängert. Dies geschah einen Tag, nachdem der Stadtrat am 3. April 2025 eine explizite Zustimmung dafür verweigert hatte.
Dieser Vorgang wurde insbesondere von den Fraktionen von SPD und Grünen scharf kritisiert und im Kommunalwahlkampf thematisiert.
Auf Drängen von SPD und Grünen schaltete Oberbürgermeisterin Henriette Reker das Rechnungsprüfungsamt (RPA) ein, um die Vorgänge zu untersuchen.
Kritik des Rechnungsprüfungsamtes
Der Prüfbericht des RPA fiel deutlich aus. Die Prüfer stellten fest, dass die Verwaltung den Bedarf für das Gebäude im Vorfeld nur unzureichend geplant habe. Die durch die Verwaltung verursachten Verzögerungen hätten zu einem finanziellen Schaden für die Stadt geführt.
Ein von Grünen und SPD beauftragtes Rechtsgutachten kam zudem zu dem Schluss, dass die Vertragsunterzeichnung durch den Baudezernenten gegen die Zuständigkeitsordnung des Rates verstoßen habe. Es wurde die Einleitung eines Disziplinarverfahrens empfohlen.
Die Verteidigung der Stadtverwaltung
Baudezernent Markus Greitemann wies die Vorwürfe entschieden zurück. Er verteidigte die Anmietung des Objekts als „sinnvoll und richtig“. Sie sei Teil einer strategischen Neuausrichtung der städtischen Büroflächen, die langfristig zur Einsparung von Mietkosten führen soll.
Die Verwaltung argumentiert, dass durch den Umzug in die Leonhard-Tietz-Straße teurere Mietobjekte an anderer Stelle aufgegeben werden können. Als Beispiel wird das Stadthaus in Deutz genannt, dessen Mietverträge Anfang 2029 auslaufen.
Mietpreis im Vergleich
Nach Berechnungen der Stadt liegt der Mietpreis für die Kaufhof-Zentrale inklusive der 50 Millionen Euro Zusatzkosten bei 24,30 Euro pro Quadratmeter. Der marktübliche Spitzenmietpreis in der Kölner Innenstadt beträgt laut Stadt hingegen 33,50 Euro pro Quadratmeter. Greitemann betonte, dass die Kostensteigerungen hauptsächlich durch Änderungswünsche anderer Dezernate entstanden seien.
Wie geht es jetzt weiter?
Die Lage ist vertraglich kompliziert. Laut dem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes besitzt die Stadt weder ein Rücktritts- noch ein Sonderkündigungsrecht. Der Mietvertrag ist bis 2050 gültig, was Mietzahlungen von insgesamt über 300 Millionen Euro bedeutet.
Ein Ausstieg aus dem Vertrag wäre voraussichtlich nur gegen eine hohe finanzielle Entschädigung an den Vermieter Swiss Life möglich. Währenddessen laufen die Umbauarbeiten weiter. Derzeit werden Fenster, Heizung, Elektrik und Sanitäranlagen erneuert.
Politik signalisiert Kompromissbereitschaft
Nach den Auseinandersetzungen im Wahlkampf scheint sich nun eine Lösung abzuzeichnen. Vertreter von Grünen und SPD signalisierten die Bereitschaft, die zusätzlichen Mittel freizugeben, um eine weitere Hängepartie zu vermeiden. Jede weitere Verzögerung würde die Stadt erneut Geld für Mietausfälle kosten.
Allerdings knüpfen die Parteien ihre Zustimmung an eine Bedingung: Der Vermieter müsse der Stadt bei den Konditionen entgegenkommen. „Es geht jetzt um die Konditionen“, erklärte Lino Hammer (Grüne). Auch Christian Joisten (SPD) betonte, der Vertrag müsse nachverhandelt werden. Die Entscheidung des Hauptausschusses am kommenden Montag wird zeigen, ob dieser Kompromiss gelingt und das Projekt fortgesetzt werden kann.




