Eine Ära im Kölner Karneval neigt sich dem Ende zu. Christoph Kuckelkorn, der langjährige Präsident des Festkomitees Kölner Karneval, hat seinen Rücktritt nach der kommenden Session angekündigt. Die überraschende Nachricht wurde am Montagabend während des traditionellen Präsidentenabends im Gürzenich verkündet und markiert einen bedeutenden Wendepunkt für den organisierten Fastelovend in der Domstadt.
Nach 21 Jahren im Vorstand, davon neun als Präsident, wird der 61-Jährige sein Amt Mitte Februar 2026 niederlegen. Als Nachfolger ist Vizepräsident Lutz Schade vorgesehen, der einen reibungslosen Übergang gewährleisten soll.
Das Wichtigste in Kürze
- Christoph Kuckelkorn gibt sein Amt als Präsident des Festkomitees Kölner Karneval nach Aschermittwoch 2026 auf.
- Die Ankündigung erfolgte überraschend beim Präsidentenabend im Gürzenich vor 140 Gesellschaftspräsidenten.
- Als Grund nannte Kuckelkorn berufliche Verpflichtungen und den Wunsch, die Verantwortung in jüngere Hände zu legen.
- Vizepräsident Lutz Schade (50) soll die Nachfolge antreten und wird bereits das Tagesgeschäft für die kommende Session übernehmen.
Ein Paukenschlag im Gürzenich
Die Stimmung im festlich geschmückten Gürzenich war ausgelassen. Rund 140 Präsidentinnen und Präsidenten der Kölner Karnevalsgesellschaften waren der Einladung der Prinzen-Garde gefolgt, um sich auf die Weihnachtszeit einzustimmen. Auch das designierte Dreigestirn war anwesend, und Bands wie die Klüngelköpp sorgten für musikalische Unterhaltung.
Doch dann trat Christoph Kuckelkorn ans Mikrofon und verkündete eine Entscheidung, die seit Tagen als Gerücht durch die Karnevalsszene kursierte. „Nach 21 Jahren im geschäftsführenden Vorstand des Festkomitees ist es nun an der Zeit, meine Aufgaben in jüngere Hände zu legen“, erklärte er den versammelten Gästen. Der Rücktritt erfolgt offiziell nach Aschermittwoch 2026.
Der geplante Übergang
Die Nachfolge scheint bereits geregelt zu sein. Lutz Schade, der amtierende Vizepräsident, wird als designierter Nachfolger gehandelt. Wie Kuckelkorn ist auch Schade Mitglied bei den Blauen Funken, was eine enge Verbundenheit und ein gemeinsames Verständnis für die Traditionen des Kölner Karnevals signalisiert.
Um Kuckelkorn einen gebührenden Abschied zu ermöglichen, wird Schade gemeinsam mit Vizepräsidentin Christine Flock und dem restlichen Vorstand das operative Tagesgeschäft für die kommende Session übernehmen. „Zum Abschied schenken wir Chris eine Session, in der er sich ganz aufs Feiern konzentrieren kann, denn das ist in den vergangenen Jahren naturgemäß oft zu kurz gekommen“, so Schade. Die ursprünglich für Oktober geplante Mitgliederversammlung soll vorgezogen werden, um dem neuen Präsidenten genügend Zeit für die Vorbereitung der Session 2027 zu geben.
Eine prägende Amtszeit
Christoph Kuckelkorn hat den Kölner Karneval über zwei Jahrzehnte maßgeblich mitgestaltet. Seit 2005 war er Mitglied im geschäftsführenden Vorstand und prägte zwölf Jahre lang als Zugleiter das Gesicht des Rosenmontagszugs, des größten Karnevalsumzugs in Europa. Im Jahr 2017 trat er die Nachfolge von Markus Ritterbach als Präsident an.
Die Rolle des Festkomitee-Präsidenten
Der Präsident des Festkomitees Kölner Karneval ist nicht nur der oberste Repräsentant des organisierten Karnevals. Er ist zugleich Geschäftsführer einer gemeinnützigen GmbH mit rund 20 Mitarbeitern, die für die wirtschaftlichen Belange des Kölner Karnevals zuständig ist. Diese Doppelrolle erfordert sowohl diplomatisches Geschick als auch unternehmerische Fähigkeiten.
Seine Amtszeit war von außergewöhnlichen Herausforderungen geprägt. Die Corona-Pandemie zwang das Festkomitee zu nie dagewesenen Maßnahmen, einschließlich der Absage des traditionellen Straßenkarnevals. Auch der Beginn des Ukraine-Kriegs kurz vor Rosenmontag 2022 hinterließ tiefe Spuren und führte zu einer spontanen Umwandlung des Zuges in eine Friedensdemonstration.
„Der Karneval hat mich von frühester Kindheit an mein Leben geprägt. Es gab viele schöne, unvergessliche Momente und tolle Begegnungen. Für diese einzigartigen Erfahrungen bin ich unendlich dankbar.“ - Christoph Kuckelkorn
Trotz dieser Krisen gab es auch zahlreiche Höhepunkte. Ein besonderes Glanzlicht war das große Jubiläumsjahr 2023, als der Kölner Karneval sein 200-jähriges Bestehen feierte. Die Feierlichkeiten zeigten die ganze Vielfalt und die tiefe gesellschaftliche Verankerung des Fastelovends.
Modernisierung und internationale Vernetzung
Unter Kuckelhorns Führung entwickelte sich das Festkomitee von einer reinen Dachorganisation der Vereine zu einem einflussreichen Verband. Es wurde zu einer wichtigen Stimme in der Stadtgesellschaft, die die Interessen ihrer Mitglieder gegenüber der Politik und der Öffentlichkeit mit Nachdruck vertritt.
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit war die nationale und internationale Vernetzung. Kuckelkorn trieb den Austausch mit den rheinischen Karnevalshochburgen Aachen, Bonn und Düsseldorf im Rahmen des gemeinsamen immateriellen Kulturerbes voran. Gleichzeitig stärkte er die Verbindungen zu weltbekannten Karnevalsmetropolen wie Venedig und Rio de Janeiro, was in einem offiziellen Partnerschaftsvertrag mit den Karnevalisten aus Rio gipfelte.
Christoph Kuckelkorn: Ein Leben für den Karneval
- Seit 2005: Mitglied im geschäftsführenden Vorstand des Festkomitees.
- 2005-2017: Zugleiter des Kölner Rosenmontagszuges.
- Seit 2017: Präsident des Festkomitees Kölner Karneval.
- Wichtige Ereignisse: Jubiläum „200 Jahre Kölner Karneval“, Management der Corona-Krise, Umwandlung des Rosenmontagszugs 2022 in eine Friedensdemo.
Neue berufliche Wege
Die Gründe für seinen Rückzug sind vor allem beruflicher Natur. Kuckelkorn, der Inhaber eines renommierten Kölner Bestattungshauses ist, übernimmt zunehmend Verantwortung in einem bundesweiten Netzwerk von Bestattern. „Die Tätigkeit als Vorsitzender im Beirat unseres bundesweiten Bestatternetzwerks fordert mich immer mehr“, erklärte er. Diese neue Aufgabe sei mit dem zeitintensiven Ehrenamt des Präsidenten nicht mehr vereinbar.
Er betonte, dass die Entscheidung seit Längerem geplant war und nun durch die beruflichen Entwicklungen beschleunigt wurde. Dem Kölner Karneval will er jedoch treu bleiben. „Demnächst werde ich nicht mehr Präsident sein, aber den Jeck im Herzen, den behalte ich und stehe als Ratgeber im Hintergrund bei Bedarf gerne auch weiterhin zur Verfügung“, versprach Kuckelkorn. Mit seinem Rücktritt geht eine prägende Phase für den Kölner Karneval zu Ende, während gleichzeitig die Weichen für die Zukunft gestellt werden.




