Nach dem Tod des Rappers und Unternehmers Giwar Hajabi, bekannt als Xatar, im Mai 2025 hat die Staatsanwaltschaft Köln die Ermittlungen offiziell abgeschlossen. Ein Fremdverschulden wird ausgeschlossen. Damit nimmt der Musiker das wohl größte Geheimnis seines Lebens mit ins Grab: den Verbleib der Beute aus einem spektakulären Goldraub im Jahr 2009.
Wichtige Fakten
- Die Staatsanwaltschaft schließt Fremdverschulden bei Xatars Tod aus.
- Das Geheimnis um den Verbleib von Gold im Wert von 1,7 Millionen Euro bleibt ungelöst.
- Der Goldraub fand 2009 auf der Autobahn A81 statt.
- Xatar baute während seiner Haftstrafe eine erfolgreiche Karriere als Musiker und Unternehmer auf.
Ermittlungen offiziell beendet
Monatelang wurde über die Todesursache von Giwar Hajabi spekuliert, nachdem er im Mai 2025 leblos in einer Kölner Wohnung aufgefunden wurde. Nun liegen die Ergebnisse der notwendigen Gutachten vor und bringen Klarheit. Die Staatsanwaltschaft Köln teilte mit, dass es keine Hinweise auf eine äußere Gewalteinwirkung oder ein Fremdverschulden gibt.
Mit dieser Feststellung wird die Akte zu seinem Tod geschlossen. Offen bleibt jedoch die Frage, die Öffentlichkeit, Ermittler und die Versicherungswirtschaft seit über 15 Jahren beschäftigt: Wo ist das Gold?
Hintergrund: Der Fall Xatar
Giwar Hajabi, Künstlername Xatar, war eine der schillerndsten und umstrittensten Figuren der deutschen Musikszene. Geboren im Iran und als Flüchtling nach Deutschland gekommen, wurde er zunächst als Krimineller und später als erfolgreicher Rapper, Label-Chef und Unternehmer bekannt.
Der Goldraub von 2009: Ein filmreifer Überfall
Der Fall, der Xatar deutschlandweit bekannt machte, ereignete sich im Dezember 2009. Zusammen mit mehreren Komplizen überfiel er einen Goldtransporter auf der Autobahn A81 bei Ludwigsburg. Die Täter gaben sich als Steuerfahnder aus und nutzten ein als Polizeifahrzeug getarntes Auto, um den Transporter zum Anhalten zu zwingen.
Die Beute war beträchtlich: Schmuck und Zahngold im Wert von damals geschätzten 1,7 Millionen Euro. Weder während des späteren Gerichtsprozesses noch in den Jahren danach äußerte sich Xatar jemals konkret zum Verbleib des Diebesguts. Das Gold ist bis heute verschwunden.
Die Beute im Detail
- Art: Schmuck und Zahngold
- Geschätzter Wert (2009): Mindestens 1,7 Millionen Euro
- Status: Bis heute nicht wieder aufgetaucht
Flucht und Festnahme im Irak
Nach dem Überfall begann für Xatar und seine Komplizen eine riskante Flucht, die sie über Moskau bis in den Irak führte. Dort wurden sie schließlich von lokalen Sicherheitskräften aufgespürt und festgenommen. In seiner Autobiografie „Alles oder Nix“ schilderte Xatar später, dass er und seine Mittäter im Irak gefoltert worden seien, um das Versteck des Goldes preiszugeben – ohne Erfolg.
Schließlich wurden sie nach Deutschland ausgeliefert. Im Jahr 2011 wurde Xatar vom Landgericht Stuttgart zu einer achtjährigen Haftstrafe verurteilt, die er in verschiedenen Justizvollzugsanstalten in Nordrhein-Westfalen verbüßte.
Vom Gefängnis an die Spitze der Charts
Paradoxerweise schadete die Verurteilung seiner Karriere nicht – sie legte den Grundstein für seinen späteren Erfolg. Aus der Haftanstalt heraus schmuggelte Xatar heimlich aufgenommene Musik und baute sein eigenes Label „Alles oder Nix Records“ auf. Seine Geschichte als „echter Gangster“ verlieh ihm in der Rap-Szene eine hohe Glaubwürdigkeit.
Nach seiner vorzeitigen Entlassung im Jahr 2014 stieg er zu einem der einflussreichsten Akteure im deutschen Hip-Hop auf. Er entdeckte und förderte erfolgreiche Künstler und baute sein eigenes Geschäftsimperium auf.
„Xatar verkörperte eine Erzählung, die im Deutschrap eine große Rolle spielt: der Aufstieg von ganz unten, die Überwindung von Widerständen und die Transformation krimineller Energie in unternehmerischen Erfolg.“
Unternehmer und Kulturfigur in Köln
Xatars unternehmerische Tätigkeiten waren vielfältig. In Köln betrieb er am Barbarossaplatz den „Goldmann-Tower“, ein Gebäude mit Tonstudios, Büros und Eventflächen, das zu einem Treffpunkt der Kreativszene wurde. Er investierte in verschiedene Branchen, von Shisha-Tabak bis hin zu Lebensmitteln.
Ein Höhepunkt seiner gesellschaftlichen Anerkennung war ein Auftritt in der renommierten Kölner Philharmonie im Jahr 2024, wo er seine Musik in einem klassischen Rahmen präsentierte. Dieser Schritt symbolisierte seinen Weg von der Kriminalität in die Mitte der Kulturgesellschaft.
Die öffentliche Wahrnehmung
Die Person Xatar polarisierte stark. Für die einen war er ein geläuterter Unternehmer und ein Vorbild für gelungene Resozialisierung. Für die anderen blieb er ein verurteilter Straftäter, der seine kriminelle Vergangenheit erfolgreich vermarktete, ohne die volle Verantwortung für seine Taten zu übernehmen. Das ungelöste Rätsel um das Gold nährte stets beide Sichtweisen.
Ein ungelöstes Rätsel der Kriminalgeschichte
Mit dem Tod von Giwar Hajabi endet ein außergewöhnliches Leben, das von extremen Gegensätzen geprägt war. Seine Geschichte ist ein Teil der deutschen Popkultur und Kriminalgeschichte geworden. Das letzte Kapitel – der Verbleib der Millionenbeute – wird nun vermutlich für immer ungeschrieben bleiben. Die Spekulationen darüber, ob das Gold eingeschmolzen, verkauft oder an einem geheimen Ort vergraben wurde, werden weiterleben.
Die Ermittler haben ihre Arbeit abgeschlossen, doch das Mysterium um den Goldräuber, der zum Musik-Mogul wurde, wird die Öffentlichkeit wohl noch lange beschäftigen.




