Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt in einem Fall von mutmaßlichem Wahlbetrug bei der Wahl zum Integrationsrat. Zehn Personen stehen im Verdacht, rund 400 Briefwahlunterlagen gefälscht und eingereicht zu haben. Die Unregelmäßigkeiten wurden durch interne Kontrollmechanismen des Wahlamtes aufgedeckt, was zu umfangreichen polizeilichen Maßnahmen führte.
Die Ermittlungen konzentrieren sich auf eine Gruppe, die die Stimmen zugunsten einer bestimmten Kandidatin manipuliert haben soll. Durchsuchungen in Köln und Umgebung brachten bereits erste Beweismittel zutage, während die Aufarbeitung des komplexen Falls andauert.
Wichtige Fakten
- Ermittlungen wegen des Verdachts auf Wahlbetrug bei der Kölner Integrationsratswahl.
- Rund 400 gefälschte Briefwahlunterlagen wurden bei der Stadt Köln eingereicht.
- Zehn Personen im Alter von 40 bis 54 Jahren stehen unter Tatverdacht.
- Die Polizei durchsuchte 16 Objekte in Köln und den angrenzenden Kreisen.
- Die Fälschungen wurden durch Kontrollmechanismen des Wahlamtes rechtzeitig bemerkt.
Der Verdacht: Systematische Manipulation
Die Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen wurden von einem schwerwiegenden Vorfall in Köln überschattet. Bei der Wahl zum Integrationsrat, die am 14. September stattfand, ist es nach Angaben der Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft zu einem Manipulationsversuch im großen Stil gekommen. Im Zentrum der Ermittlungen stehen zehn Männer und Frauen.
Den Beschuldigten wird vorgeworfen, sich gezielt 400 Briefwahlunterlagen im Namen real existierender wahlberechtigter Personen beschafft zu haben. Die Unterlagen ließen sie an Adressen von Vereinen und Pflegediensten senden, in denen sie selbst tätig sind oder leitende Funktionen innehaben. Dort sollen sie die Unterschriften der Wahlberechtigten gefälscht haben.
Vorgehen der mutmaßlichen Täter
Nach der Fälschung der Unterschriften füllten die Verdächtigen die Stimmzettel aus. Laut den Ermittlern wurden die Kreuze systematisch „zugunsten einer Kandidatin einer Kleinstpartei“ gesetzt. Anschließend wurden die manipulierten Wahlscheine an die Stadt Köln zurückgesendet, um das Wahlergebnis zu beeinflussen.
Was ist der Integrationsrat?
Der Integrationsrat ist ein politisches Gremium auf kommunaler Ebene in Nordrhein-Westfalen. Er vertritt die Interessen der Einwohner mit Migrationshintergrund gegenüber der Stadtverwaltung und dem Stadtrat. Die Mitglieder werden in allgemeinen, gleichen, geheimen, unmittelbaren und freien Wahlen von den wahlberechtigten Migrantinnen und Migranten einer Kommune gewählt.
Ermittlungen und polizeiliche Maßnahmen
Der Betrugsversuch blieb nicht unbemerkt. Dank der etablierten Kontrollmechanismen der Wahlleitung fielen die Unregelmäßigkeiten auf. Das Wahlamt der Stadt Köln reagierte umgehend und erstattete noch am Wahltag, dem 14. September, Strafanzeige bei der Polizei.
Daraufhin übernahm die Kriminalinspektion Staatsschutz der Polizei Köln die Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft Köln erwirkte richterliche Durchsuchungsbeschlüsse, die von einer speziell eingerichteten Ermittlungsgruppe umgesetzt wurden. Am 25. September schlugen die Beamten zu.
Umfangreiche Durchsuchungen
Insgesamt wurden 16 Objekte durchsucht. Darunter befanden sich Wohnungen sowie Räumlichkeiten von Vereinen und Pflegediensten in Köln, dem Rheinisch-Bergischen Kreis und dem Oberbergischen Kreis. Die Maßnahmen richteten sich gegen die zehn Beschuldigten.
Sichergestellte Beweismittel
Bei den Durchsuchungen stellten die Ermittler umfangreiches Beweismaterial sicher. Dazu gehören vor allem Mobiltelefone und verschiedene Datenträger, deren Auswertung nun im Fokus der weiteren Untersuchungen steht. Die Polizei erhofft sich davon, die genauen Abläufe und die Kommunikation der Beteiligten nachvollziehen zu können.
Acht der zehn Beschuldigten wurden vorläufig festgenommen und zur Vernehmung sowie für erkennungsdienstliche Maßnahmen ins Polizeipräsidium gebracht. Bei den Verdächtigen handelt es sich laut Polizei um überwiegend russischstämmige Personen im Alter zwischen 40 und 54 Jahren.
Rechtliche Bewertung und Ausblick
Die Staatsanwaltschaft Köln hat die Federführung in dem Fall übernommen und ermittelt nun wegen des Verdachts der Wahlfälschung und Urkundenfälschung. Wahlfälschung ist eine Straftat, die das Vertrauen in demokratische Prozesse untergräbt und empfindliche Strafen nach sich ziehen kann.
„Es ist ein sehr komplexer Fall. Wir werden versuchen, ihn lückenlos aufzuklären.“
Sinan Sengöz, Staatsanwaltschaft Köln
Die Aussage von Sinan Sengöz von der Staatsanwaltschaft Köln verdeutlicht die Komplexität des Falls. Die Ermittler müssen nun die sichergestellten Beweise auswerten, Zeugen befragen und die genauen Rollen der einzelnen Beschuldigten klären. Es muss unter anderem nachgewiesen werden, wer die Unterschriften gefälscht und wer die manipulierten Stimmzettel eingereicht hat.
Konsequenzen für die Wahl
Da die gefälschten Stimmzettel rechtzeitig entdeckt wurden, konnten sie aus der Wertung genommen werden. Das offizielle Wahlergebnis wurde somit nicht durch die Manipulation verfälscht. Dennoch wirft der Vorfall einen Schatten auf die Wahl und zeigt die Notwendigkeit robuster Kontrollsysteme, um die Integrität von Wahlen zu schützen.
Der Fall unterstreicht die Bedeutung der sorgfältigen Prüfung von Briefwahlunterlagen. Die Stadt Köln hat durch ihre aufmerksamen Mitarbeiter und funktionierenden Prozesse gezeigt, dass solche Manipulationsversuche aufgedeckt werden können. Die weiteren Ermittlungen werden zeigen, welches Ausmaß der Betrugsversuch tatsächlich hatte und welche strafrechtlichen Konsequenzen den Beschuldigten drohen.




