Eine syrische Familie aus Köln-Ostheim hat nach einem dreijährigen Warten die Zusage für ihre Einbürgerung erhalten. Doch die Freude ist getrübt: Aufgrund der langen Bearbeitungsdauer durch die Behörden muss die älteste Tochter weiter auf ihren deutschen Pass warten. Der Fall verdeutlicht die Belastungen, die durch langwierige Verwaltungsverfahren entstehen.
Wichtige Fakten
- Eine syrische Familie in Köln wartete drei Jahre auf die Bearbeitung ihres Einbürgerungsantrags.
- Die lange Verfahrensdauer führte dazu, dass die älteste Tochter (14) nun eine zusätzliche Sicherheitsüberprüfung durchlaufen muss.
- Die Stadt Köln begründet die Verzögerungen mit hohem Antragsaufkommen und Personalengpässen.
- Die Familie musste mehrfach veraltete Dokumente neu einreichen und einen Anwalt einschalten.
Ein langer Weg mit unerwarteten Hindernissen
Für Familie Othman sollte es ein Grund zur Freude sein. Nach zehn Jahren in Deutschland und einem dreijährigen Antragsverfahren erhielten Sameer und Monna Othman im September 2025 die Nachricht, dass ihre Einbürgerungsurkunden bereitliegen. Doch die Zusage gilt nur für die Eltern und ihre beiden jüngeren Töchter, Raghed (11) und Hala (7).
Die älteste Tochter, Rahf, muss weiterhin warten. Der Grund liegt in der langen Bearbeitungszeit des Antrags, der ursprünglich am 21. September 2022 gestellt wurde. In den drei Jahren, die das Verfahren dauerte, wurde Rahf 14 Jahre alt. Dieses Alter löst eine gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsanfrage aus, um eine mögliche Gefahr für die öffentliche Sicherheit auszuschließen.
„Als Rahf das gelesen hat, hat sie sehr geweint“, berichtet Vater Sameer Othman. „Sie ist hier aufgewachsen.“ Die Überprüfung wäre nicht notwendig gewesen, wenn der Antrag in der ursprünglich prognostizierten Zeit von sechs bis acht Monaten bearbeitet worden wäre.
Erfolgreiche Integration trifft auf langsame Bürokratie
Die Familie Othman ist ein Beispiel für gelungene Integration. Sameer Othman, der in Syrien als Zahntechniker arbeitete, wiederholte seine Ausbildung in Deutschland und legte im September 2024 seine Meisterprüfung ab. Neben seiner Arbeit absolvierte er Weiterbildungen und ist als ehemaliger syrischer Fußball-Nationalspieler heute als DFB-Basis-Coach ehrenamtlich tätig.
Auch die Kinder sind fest in Köln verwurzelt. Die beiden älteren Töchter besuchen die Realschule und das Gymnasium, sind gute Schülerinnen und spielen Fußball beim TuS Köln rrh. Die Familie hat sich nach eigenen Angaben nichts zuschulden kommen lassen und alle Anforderungen der Behörden erfüllt.
Hintergrund: Einbürgerungsverfahren in Köln
Die Stadt Köln verzeichnet seit 2022 einen starken Anstieg bei den Einbürgerungsanträgen. Viele Geflüchtete, insbesondere aus Syrien, erfüllten nach mehreren Jahren in Deutschland die Voraussetzungen. Gleichzeitig führte die Reform des Staatsbürgerschaftsrechts im Juni 2024 zu einer weiteren Zunahme der Anträge. Dieser Anstieg traf auf eine personell nicht ausreichend ausgestattete Verwaltung, was zu erheblichen Bearbeitungsrückständen führte.
Ein zermürbender Prozess für die Familie
Der Weg der Familie durch die Behörden war von langen Wartezeiten und wiederholten Aufforderungen geprägt. Nach der Antragstellung im September 2022 vergingen Monate ohne nennenswerte Fortschritte. Dokumente wie Schulbescheinigungen und Gehaltsnachweise mussten mehrfach in aktueller Fassung eingereicht werden, da die ursprünglich vorgelegten Unterlagen durch die lange Verfahrensdauer veralteten.
„Diese Situation, die Unsicherheit, war für unsere ganze Familie sehr belastend. Wir können das einfach nicht verstehen, weil wir nichts falsch gemacht haben.“ – Sameer Othman, Familienvater
Nach fast zwei Jahren des Wartens schaltete Sameer Othman im Juli 2024 einen Anwalt ein und reichte eine Untätigkeitsklage beim Verwaltungsgericht ein. Dies führte zwar zu einer Reaktion der Ausländerbehörde, doch der Prozess blieb schleppend. Erneut wurden aktuelle Dokumente angefordert. Sogar die ursprünglichen Sicherheitsanfragen für die Eltern waren inzwischen veraltet und mussten neu gestellt werden.
Kosten des Verfahrens
Um den Prozess zu beschleunigen, zahlte die Familie Othman nach eigenen Angaben rund 2.000 Euro für Anwaltsgebühren. Diese Kosten entstanden zusätzlich zu den regulären Gebühren für die Einbürgerung.
Stellungnahme der Stadt Köln
Auf Anfrage erklärte die Stadtverwaltung die Verzögerungen mit einem „erhöhten Antragsaufkommen“ und der Komplexität des Falles, der fünf Personen umfasste. Die Behörde räumte ein, dass die Rückstandslage ab 2024 auch die Kommunikation mit dem Verwaltungsgericht beeinträchtigt habe.
Die Stadt bestätigte, dass die lange Verfahrensdauer „vom Antragsteller unverschuldet“ war und das wiederholte Nachfordern von Unterlagen notwendig machte, um die Akten aktuell zu halten. Zu der Verzögerung bei der Sicherheitsanfrage für die 14-jährige Rahf konnte keine verlässliche Auskunft gegeben werden, wann mit einer Rückmeldung zu rechnen sei.
Eine Familie zwischen Hoffnung und Enttäuschung
Für die Familie Othman ist die deutsche Staatsbürgerschaft mehr als nur ein Dokument. „Unsere Kinder sollen in Frieden und Sicherheit aufwachsen“, betonen die Eltern. Eine Rückkehr nach Syrien ist für sie undenkbar. Die Einbürgerung ist auch die Voraussetzung, um nach zehn Jahren erstmals wieder ihre Mütter in Syrien besuchen zu können.
Doch diese Reise wollen sie nur gemeinsam antreten. „Wir gehen nicht ohne alle drei Töchter“, stellt Sameer Othman klar. „Das wäre für Rahf sehr schlimm.“
Am 30. September 2025 werden Sameer, Monna und ihre beiden jüngeren Töchter ihre Einbürgerungsurkunden in einer feierlichen Zeremonie erhalten. Rahf wird an diesem Tag die Schule besuchen. Die Familie hofft nun, dass die Behörden nach Abschluss der Sicherheitsüberprüfung schnell handeln, damit auch ihre älteste Tochter bald vollständig dazugehört.




