Kölner Autofahrer müssen sich auf erhebliche und langanhaltende Verkehrsbehinderungen auf einer wichtigen Pendlerstrecke einstellen. Ab 2027 plant die Stadt Köln den Abriss und Neubau der maroden Brücke Liebigstraße über dem Herkulestunnel, gefolgt von einer Generalsanierung des Tunnels selbst. Die Arbeiten werden voraussichtlich mehrere Jahre andauern.
Die Baumaßnahmen sind notwendig, da die über 50 Jahre alten Brückenbauwerke erhebliche Mängel aufweisen und eine Sanierung als unwirtschaftlich gilt. Die Vorbereitungen für das Großprojekt laufen bereits seit über einem Jahr und sorgten schon für Verzögerungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ab 2027 beginnt der Abriss und Neubau der Brücke Liebigstraße über dem Herkulestunnel.
- Anschließend, ab Ende 2028, wird der Herkulestunnel selbst generalsaniert.
- Grund ist der marode Zustand der Brücken aus den 1970er-Jahren; der verbaute Stahl gilt als korrosionsgefährdet.
- Es wird mit erheblichen, mehrjährigen Verkehrsbeeinträchtigungen für die Verbindung zwischen Ehrenfeld und Nippes sowie auf dem Autobahnzubringer zur A57 gerechnet.
Vorbereitungen mit Hindernissen
Bevor die eigentlichen Bauarbeiten an der Brücke beginnen können, musste die Rheinenergie umfangreiche Vorarbeiten durchführen. Unter der Liebigstraße, einer zentralen Verkehrsachse zwischen den Stadtteilen Ehrenfeld und Nippes, verlaufen wichtige Versorgungsleitungen. Diese mussten aufwendig umgelegt werden, um den späteren Abriss zu ermöglichen.
Diese Arbeiten dauerten über ein Jahr länger als ursprünglich geplant. Laut Eugen Ott, einem Sprecher der Rheinenergie, traten unvorhergesehene Schwierigkeiten auf. „Bei einer Baustelle dieser Größenordnung gehen wie bei jedem größeren Bauprojekt Theorie und Praxis leider nicht immer ganz überein“, erklärte er. Die größte Herausforderung bestand darin, die Versorgung für Anwohner und Gewerbe während der komplexen Umlegungsarbeiten durchgehend aufrechtzuerhalten.
Bis Ende des Jahres sollen diese vorbereitenden Maßnahmen abgeschlossen sein, sodass die Baustelle vorübergehend geräumt werden kann. Doch die Ruhe wird nur von kurzer Dauer sein.
Warum die Brücke neu gebaut werden muss
Die Entscheidung für einen kompletten Neubau fiel bereits im September 2021 durch den Rat der Stadt Köln. Der Grund liegt tief im Inneren der Betonkonstruktion aus den 1970er-Jahren. In den Brücken über den Herkulestunnel wurde ein spezieller Spannstahl verbaut, der als besonders anfällig für Spannungsrisskorrosion gilt.
Unsichtbare Gefahr im Beton
Der verwendete „Spannstahl Sigma oval“ kann durch Korrosion Risse entwickeln, die von außen nicht sichtbar sind. Ein mathematisches Berechnungsverfahren, das zur Bewertung der Restlebensdauer eingesetzt wird, hat der Brückenkonstruktion ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Eine Sanierung wurde daher als zu riskant und unwirtschaftlich eingestuft.
Sowohl die Brücke an der Liebigstraße als auch die etwas nördlicher gelegene Brücke an der Wöhlerstraße sind von diesem Problem betroffen und müssen ersetzt werden. Die ursprünglich für 2024 geplante Fertigstellung der Liebigstraßen-Brücke hat sich durch die Verzögerungen bei den Vorarbeiten bereits deutlich verschoben.
Ein komplexes Bauwerk
Technisch gesehen ist der Herkulestunnel keine Röhre, sondern eine sogenannte Einhausung des Autobahnzubringers. Um die Stadtteile darüber zu verbinden, wurden damals zwei separate Brückenbauwerke über diesem Trog errichtet. Die Brücke Liebigstraße ist dabei doppelt ausgeführt, um beide Fahrtrichtungen aufzunehmen.
Was auf die Kölner zukommt: Der Zeitplan
Die eigentliche Großbaustelle beginnt erst in einigen Jahren, wird den Verkehr dann aber massiv beeinträchtigen. Die Stadt hat einen gestaffelten Plan entwickelt, um die Belastung zu steuern.
- Start 2027: Neubau der Brücke Liebigstraße
Die Ausschreibung für das Projekt läuft bereits. Die geschätzten Kosten lagen 2021 bei rund 7,7 Millionen Euro. Geplant ist, die Fahrspuren getrennt voneinander abzureißen und neu zu bauen. So soll der Verkehr zumindest teilweise aufrechterhalten werden. Dennoch sind Vollsperrungen unvermeidlich. - Anschließend: Neubau der Brücke Wöhlerstraße
Nach Abschluss der Arbeiten an der Liebigstraße wird die Brücke Wöhlerstraße erneuert. Hier ist eine getrennte Sanierung der Spuren nach derzeitigem Stand nicht möglich, was eine längere Vollsperrung bedeuten könnte. - Ab Ende 2028: Generalsanierung des Herkulestunnels
Sobald die Brücken erneuert sind, folgt die Sanierung des Tunnels selbst. Dies umfasst eine grundlegende Betoninstandsetzung sowie die Nachrüstung moderner Sicherheitstechnik, wie sie die aktuellen Richtlinien vorschreiben. Auch diese Arbeiten werden zwangsläufig zu Sperrungen auf dem Autobahnzubringer führen.
Eine Hauptverkehrsader wird zum Nadelöhr
Der Herkulestunnel ist ein zentraler Autobahnzubringer, der die Kölner Innenstadt mit der Bundesautobahn 57 verbindet. Gleichzeitig ist die Liebigstraße eine unverzichtbare Querverbindung für den Verkehr zwischen den bevölkerungsreichen Stadtteilen Nippes und Ehrenfeld. Die jahrelangen Bauarbeiten werden daher weitreichende Auswirkungen auf den täglichen Pendlerverkehr haben.
Verkehrschaos vorprogrammiert
Die Stadtverwaltung ist sich der kommenden Herausforderungen bewusst. In den Planungsunterlagen wird versichert, man werde sich bemühen, „die Beeinträchtigung auf den Verkehr zu minimieren“. Angesichts des Umfangs der Maßnahmen müssen sich Autofahrer, Anwohner und Gewerbetreibende jedoch auf eine lange Zeit mit Staus, Umleitungen und Lärm einstellen.
Die kommenden Jahre werden eine Geduldsprobe für alle, die auf diese wichtige Verkehrsachse angewiesen sind. Die Sanierung ist jedoch alternativlos, um die Sicherheit der Infrastruktur langfristig zu gewährleisten und die Verbindung zwischen den Stadtteilen für die nächsten Jahrzehnte zu sichern.




