In Nordrhein-Westfalen hat eine landesweite Initiative begonnen, um Schülerinnen und Schüler in Wiederbelebungstechniken auszubilden. Bei einer Auftaktveranstaltung in Hennef wurden rund 100 Lehrkräfte aus dem Bezirk Köln von Experten der Uniklinik Köln geschult. Ziel ist es, die Laienreanimationsquote zu erhöhen und so jährlich tausende Leben zu retten.
Das Ministerium für Schule und Bildung NRW treibt das Projekt voran, um eine flächendeckende und qualitativ hochwertige Ausbildung in Wiederbelebung für alle Schüler zu gewährleisten. Diese Maßnahme folgt einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2015 und soll die Überlebenschancen nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand in Deutschland deutlich verbessern.
Wichtige Fakten im Überblick
- Ziel des Programms: Ausbildung aller Schüler in NRW in Wiederbelebungstechniken.
 - Auftaktveranstaltung: Rund 100 Lehrer aus dem Bezirk Köln wurden geschult.
 - Experten-Unterstützung: Die Schulung wurde von der Klinik für Anästhesiologie der Uniklinik Köln geleitet.
 - Potenzial: Durch eine höhere Laienreanimationsquote könnten in Deutschland jährlich 10.000 zusätzliche Menschenleben gerettet werden.
 - Ausstattung: Teilnehmende Schulen erhalten Reanimationspuppen für den Unterricht.
 
Ein landesweites Projekt zur Lebensrettung
Die Initiative zur Laienreanimation ist ein zentrales gesundheitspolitisches Vorhaben in Nordrhein-Westfalen. Die Landesregierung möchte sicherstellen, dass junge Menschen frühzeitig lernen, wie sie im Notfall helfen können. Ein plötzlicher Herz-Kreislauf-Stillstand kann jeden treffen, und die ersten Minuten sind entscheidend für das Überleben.
Statistiken zeigen, dass die Überlebensrate signifikant steigt, wenn Ersthelfer sofort mit der Herzdruckmassage beginnen. In Deutschland ist die Quote der Laienreanimation im europäischen Vergleich jedoch noch ausbaufähig. Das neue Schulungsprogramm soll diese Lücke schließen, indem es Lehrkräfte befähigt, als Multiplikatoren zu agieren und ihr Wissen direkt an die Schüler weiterzugeben.
Statistik: Jede Minute zählt
Nach einem Herzstillstand sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute um etwa 10 Prozent, wenn keine Wiederbelebungsmaßnahmen ergriffen werden. Eine sofortige Herzdruckmassage durch Laien kann die Überlebenschance verdoppeln bis verdreifachen.
Die Auftaktveranstaltung in Hennef
Die erste große Schulungsveranstaltung fand Mitte September in Hennef statt und wurde von der Bezirksregierung Köln organisiert. Etwa 100 Lehrerinnen und Lehrer verschiedener Schulformen nahmen teil, um sich von medizinischen Fachleuten ausbilden zu lassen.
Die Veranstaltung begann mit einem Fachvortrag von Priv.-Doz. Dr. Hannes Ecker, einem Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Köln. Er führte in die Grundlagen und die enorme Bedeutung der Laienreanimation ein.
„Wir arbeiten bereits seit vielen Jahren aktiv daran, dieses Herzensthema in den Schulen umzusetzen und freuen uns riesig, dass NRW dies als Vorreiter in Deutschland nun flächendeckend realisieren wird“, erklärte Dr. Ecker die langjährige Motivation hinter dem Projekt.
Nach der theoretischen Einführung folgten praktische Übungen. In Workshops, die speziell auf die Bedürfnisse von Grundschulen, Gymnasien oder Gesamtschulen zugeschnitten waren, erarbeiteten die Lehrkräfte konkrete Konzepte für die Umsetzung des Reanimationsunterrichts in ihrem Schulalltag.
Praktische Umsetzung im Schulalltag
Um die Nachhaltigkeit des Programms zu sichern, erhalten alle teilnehmenden Schulen spezielle Reanimationspuppen. Mit diesem Übungsmaterial können die Schüler die Techniken der Herzdruckmassage realitätsnah erlernen und verinnerlichen.
Die Integration des Themas in den Lehrplan soll unkompliziert erfolgen. Thilo von Gahlen, Gesamtschullehrer und Koordinator für Laienreanimation an der gastgebenden Schule in Hennef, sieht vielfältige Möglichkeiten.
Integration in den Unterricht
Laut den Organisatoren eignen sich verschiedene Fächer und Formate, um Reanimationskenntnisse zu vermitteln:
- Sportunterricht: Die physischen Aspekte der Herzdruckmassage können hier gut trainiert werden.
 - Biologieunterricht: Die theoretischen Grundlagen des Herz-Kreislauf-Systems werden hier behandelt.
 - Projekttage: Thementage bieten Raum für eine intensive Auseinandersetzung mit Erster Hilfe.
 - Schulsanitätsdienst: Bestehende Sanitätsdienste können aktiv eingebunden werden und als Ansprechpartner für Mitschüler dienen.
 
„Der Sport- und Biologieunterricht oder auch Projekttage bieten optimale Möglichkeiten, um die Laienreanimation an den Schulen flächendeckend zu etablieren“, so von Gahlen. Er zeigte sich erfreut über das große Interesse seiner Kollegen und die hohe Teilnehmerzahl bei der Veranstaltung.
Ein Modell für ganz Deutschland
Die Veranstaltung in Hennef markiert den Beginn des landesweiten Roll-outs in Nordrhein-Westfalen. Die gesammelten Erfahrungen sollen nun genutzt werden, um das Programm in allen Regierungsbezirken zu etablieren.
Elmar Kugel, Dezernent für Sport bei der Bezirksregierung Köln und Leiter der landesweiten Geschäftsstelle für Laienreanimation an Schulen, betonte die Bedeutung der bisherigen Zusammenarbeit. „In der Vergangenheit fanden schon viele ähnliche Veranstaltungen in Kooperation mit den Unikliniken Aachen und Köln statt, aus denen wir nun unsere Erfahrungen genutzt haben, um zukünftig in jedem Bezirk in NRW Lehrkräfteschulungen zu veranstalten“, sagte Kugel.
Er bezeichnete den Auftakt in Hennef als „gelungen“ und reich an Erkenntnissen für die weitere Planung. Das Projekt in NRW könnte damit eine Vorbildfunktion für andere Bundesländer übernehmen und dazu beitragen, die Erste-Hilfe-Kompetenz in der gesamten Bevölkerung nachhaltig zu stärken. Die Ausbildung von Schülern ist ein entscheidender Schritt, um eine neue Generation von selbstbewussten Ersthelfern heranzubilden.




