In Köln hat eine bundesweite klinische Studie begonnen, die eine neue Hoffnung für Menschen mit altersbedingter Makuladegeneration (AMD) darstellt. Das Kölner Prüfzentrum hat die ersten Teilnehmenden in die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte MACULIGHT®-Studie aufgenommen. Untersucht wird eine neuartige, nicht-invasive Lichttherapie, die Betroffene selbstständig zu Hause anwenden können.
Die altersbedingte Makuladegeneration ist die häufigste Ursache für schweren Sehverlust bei älteren Menschen in Deutschland. Die Studie soll klären, ob eine regelmäßige Behandlung mit speziellem Licht das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen und die Lebensqualität der Patienten verbessern kann.
Das Wichtigste in Kürze
- In Köln ist die bundesweite MACULIGHT®-Studie zur altersbedingten Makuladegeneration (AMD) angelaufen.
- Geprüft wird eine neue, nicht-invasive Lichttherapie (Photobiomodulation) zur Heimanwendung.
- Die Studie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
- Ziel ist es, das Fortschreiten der AMD zu verlangsamen und die Sehkraft der Betroffenen zu erhalten.
Was ist die altersbedingte Makuladegeneration?
Die altersbedingte Makuladegeneration, kurz AMD, ist eine chronische Augenerkrankung, die vor allem Menschen über 60 Jahre betrifft. Sie schädigt die Makula, den Bereich der Netzhaut, der für das scharfe, zentrale Sehen verantwortlich ist. Dies führt dazu, dass alltägliche Aufgaben wie Lesen, Autofahren oder das Erkennen von Gesichtern immer schwieriger werden.
Man unterscheidet hauptsächlich zwischen zwei Formen: der trockenen und der feuchten AMD. Etwa 85 Prozent der Fälle entfallen auf die trockene AMD, bei der sich Stoffwechselablagerungen, sogenannte Drusen, unter der Netzhaut ansammeln und die Sehzellen langsam absterben. Bislang gibt es für diese Form nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten.
Symptome und Verlauf der trockenen AMD
Die trockene AMD entwickelt sich schleichend über viele Jahre. Betroffene bemerken oft zunächst nur geringfügige Veränderungen. Typische erste Anzeichen sind:
- Schwierigkeiten beim Sehen in der Dämmerung
- Ein erhöhter Bedarf an Licht beim Lesen
- Nachlassende Kontrast- und Farbwahrnehmung
- Verzerrtes Sehen, bei dem gerade Linien wellig erscheinen
Im fortgeschrittenen Stadium kann es zum Verlust des zentralen Sehvermögens kommen, was die Selbstständigkeit der Betroffenen stark einschränkt. Die Krankheit führt jedoch in der Regel nicht zur vollständigen Erblindung, da das periphere Sehen erhalten bleibt.
AMD in Zahlen
In Deutschland leiden Schätzungen zufolge mehrere Millionen Menschen an einer Form der altersbedingten Makuladegeneration. Sie ist die häufigste Ursache für eine Erwerbsminderung durch Sehbehinderung bei Personen über 65 Jahren in den Industrienationen.
Ein neuer Therapieansatz: Photobiomodulation für zu Hause
Die MACULIGHT®-Studie untersucht einen innovativen Behandlungsansatz: die Photobiomodulation. Bei diesem Verfahren wird die Netzhaut durch das geschlossene Augenlid mit niedrig dosiertem rotem oder infrarotem Licht bestrahlt. Ziel ist es, den Stoffwechsel der lichtempfindlichen Zellen (Photorezeptoren) in der Netzhaut anzuregen und zu stabilisieren.
Bisher war diese Methode nur mit großem Aufwand und unter Einsatz von stationären Spezialgeräten in wenigen Kliniken verfügbar. Die aktuelle Studie testet nun erstmals ein kompaktes, handliches Gerät, das den Patienten eine einfache Anwendung zu Hause ermöglicht. Die Behandlung soll dreimal pro Woche für wenige Minuten durchgeführt werden.
Wie funktioniert Photobiomodulation?
Die Lichttherapie soll die Mitochondrien, die „Kraftwerke“ der Zellen, stimulieren. Durch die gezielte Bestrahlung wird angenommen, dass die Energieproduktion in den Netzhautzellen verbessert und entzündliche Prozesse reduziert werden. Dies könnte den Zelltod verlangsamen und die Funktion der verbleibenden Sehzellen unterstützen.
Das für die Studie verwendete Gerät besitzt für die Heimanwendung noch keine CE-Kennzeichnung. Ein wesentlicher Teil der Studie ist daher die Erhebung von Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit, um eine zukünftige Zulassung zu ermöglichen.
Ziele der Studie und Hoffnung für Patienten
Die Forschenden erhoffen sich von der neuen Therapieform entscheidende Vorteile für die Patienten. Die Studie soll wissenschaftlich fundierte Antworten auf mehrere zentrale Fragen liefern.
Was wird untersucht?
Im Fokus der Untersuchung stehen mehrere potenzielle positive Effekte der Behandlung:
- Erhalt der Sehschärfe: Kann die Therapie die Sehkraft der Patienten über einen längeren Zeitraum stabilisieren?
- Verlangsamung der Progression: Lässt sich das Fortschreiten der AMD aufhalten oder zumindest deutlich verlangsamen?
- Vermeidung von Spätfolgen: Kann die Lichttherapie verhindern, dass sich eine trockene AMD zu einer schweren Spätform entwickelt, die oft Injektionen ins Auge erfordert?
- Verbesserung der Alltagsfunktionen: Bleiben wichtige Fähigkeiten wie das Lesen oder das Kontrastsehen besser erhalten?
„Für Patienten mit trockener AMD gibt es derzeit nur sehr wenige therapeutische Optionen. Ein nicht-invasives Verfahren, das zu Hause angewendet werden kann, wäre ein enormer Fortschritt und könnte die Lebensqualität vieler Menschen nachhaltig verbessern“, erklärt ein Sprecher des Studien-Sponsors Ciromed GmbH.
Wer kann an der Studie teilnehmen?
Die Rekrutierung von Teilnehmenden hat offiziell im Kölner Studienzentrum, dem MVZ Perfektes Sehen Dres. Georg Gerten, Ulla Wandt & Alice Klein, begonnen. Interessierte Patientinnen und Patienten, bei denen eine trockene AMD diagnostiziert wurde, können sich dort melden, um ihre Eignung für eine Teilnahme prüfen zu lassen.
In den kommenden Wochen werden vier weitere renommierte Augenkliniken und -zentren in Deutschland mit der Aufnahme von Studienteilnehmern beginnen:
- Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Lübeck
- Universitäts-Augenklinik der Ruhr-Universität Bochum (RUB)
- Augenzentrum am St. Franziskus-Hospital Münster
- MVZ RHR Augenärzte Düsseldorf
Patienten, die an einer Teilnahme interessiert sind, können sich direkt an das Kölner Prüfzentrum wenden oder weitere Informationen auf der offiziellen Webseite des Projekts unter www.maculight.de finden.
Kontaktinformationen für Interessierte
Das Studienzentrum in Köln ist für Anfragen zur Studienteilnahme erreichbar:
MVZ Perfektes Sehen
Dres. Georg Gerten, Ulla Wandt & Alice Klein
Habsburgerring 3, 50674 Köln
Tel.: +49 (0) 221 235 262
E-Mail: [email protected]
Die Studie stellt einen wichtigen Schritt in der Erforschung neuer Behandlungsmethoden für eine weit verbreitete Augenkrankheit dar. Die Ergebnisse könnten die Therapie der trockenen AMD grundlegend verändern und Millionen Betroffenen neue Perspektiven eröffnen.




