Ein alter Übersee-Koffer, der seit über einem Jahrhundert im Familienbesitz ist, hat in der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ alle Erwartungen übertroffen. Die Kölnerin Inez Grote-Fietta und ihre Schwester Inga Carolin Grote rechneten nur mit einem geringen Erlös, doch ein unerwartetes Bietergefecht führte zu einem Rekordpreis.
Trotz deutlicher Mängel und eines muffigen Geruchs erkannten die Händler den historischen Wert des Gepäckstücks, das eine bewegte Familiengeschichte von Auswanderung und Rückkehr erzählt.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein über 100 Jahre alter Familienkoffer wurde für 700 Euro verkauft.
- Die Verkäuferinnen aus Köln hatten nur mit 100 bis 150 Euro gerechnet.
- Trotz schlechten Zustands und Geruchs entbrannte ein Bieterwettstreit.
- Der Koffer erzählt die Geschichte einer Auswanderung in die USA und der Rückkehr während des Ersten Weltkriegs.
Ein Koffer voller Geschichte
Die Schwestern Inez Grote-Fietta aus Köln und Inga Carolin Grote aus Ochtrup brachten ein besonderes Erbstück in die Sendung: einen großen Übersee-Koffer ihrer Urgroßmutter. „Unsere Familie ist 1903 in die USA ausgewandert. Unsere Oma war damals erst drei Jahre alt“, erklärte Inez Grote-Fietta. Die Rückkehr nach Deutschland erfolgte 1915, mitten im Ersten Weltkrieg – mit genau diesem Koffer.
Diese außergewöhnliche Geschichte beeindruckte Moderator Horst Lichter sofort. Doch die erste Begutachtung durch den Experten Detlev Kümmel dämpfte die anfängliche Euphorie. Er bestätigte zwar das Alter des Koffers, der um 1900 gefertigt wurde, wies aber auf erhebliche Mängel hin.
Die Expertise offenbart Mängel
„Der Koffer hat nicht nur Reisen hinter sich, sondern wurde auch schlecht gelagert“, stellte Kümmel fest. Er zeigte zahlreiche Kratzer und Macken, die seiner Meinung nach nicht nur auf den Transport, sondern vor allem auf unsachgemäße Aufbewahrung zurückzuführen sind.
Zudem korrigierte der Experte einen Teil der Familiengeschichte. Da der Koffer in den USA hergestellt wurde, sei es unwahrscheinlich, dass die Familie ihn bereits 1903 für die Auswanderung nutzte. „Vielmehr haben sie ihn in den USA erworben und für die Rückreise nach Deutschland verwendet“, vermutete Kümmel.
Details zum Übersee-Koffer
- Herkunft: Hergestellt in den USA
- Alter: Datiert auf ca. 1900
- Zustand: Starke Gebrauchsspuren, beschädigter Innenstoff
- Besonderheit: Erzählt eine transatlantische Familiengeschichte
Besonders kritisch beurteilte er den Zustand des Innenlebens. Der Stoffbezug habe Feuchtigkeit gezogen, was zu einem muffigen Geruch führte. „Der Zustand ist bemitleidenswert“, so sein hartes Urteil. Trotzdem sah er Potenzial: „Das Thema Vintage wird sehr ernst genommen. Ein Koffer soll genau so aussehen, dass man ihm seine Geschichte ansieht.“
Von bescheidener Hoffnung zur großen Überraschung
Angesichts der Mängel äußerten die Schwestern einen bescheidenen Wunschpreis. „Wir dachten so an 100, vielleicht 150 Euro“, sagte Grote-Fietta zögerlich. Umso größer war ihre Überraschung, als Experte Kümmel den Wert deutlich höher einschätzte.
„In diesem Zustand würde ich ihn jetzt auf irgendwo zwischen 350 Euro bis maximal 500 Euro schätzen.“ – Detlev Kümmel, Experte bei „Bares für Rares“
Mit dieser positiven Einschätzung betraten die Schwestern den Händlerraum. Doch auch hier schien es zunächst schlecht für sie zu laufen. Händler Markus Wildhagen untersuchte den Koffer als Erster und bemerkte sofort den unangenehmen Geruch: „Er müffelt!“
Das Bietergefecht beginnt
Doch sein Kollege Julian Schmitz-Avila ließ sich davon nicht abschrecken. „Koffer haben alle eine Geschichte und haben oft Feuchtigkeit abbekommen. Die riechen immer!“, konterte er und eröffnete die Verhandlung mit einem starken Gebot von 250 Euro. Damit war das Eis gebrochen.
Schnell stiegen auch die Händlerinnen Liza Kielon und Susanne Steiger in das Bieten ein. Es entwickelte sich ein unerwartetes Duell, ausgerechnet zwischen Susanne Steiger und Markus Wildhagen, der sich anfangs noch über den Geruch beschwert hatte.
Der Reiz des Imperfekten
In der Welt der Antiquitäten und Vintage-Objekte sind Gebrauchsspuren nicht immer ein Nachteil. Oftmals sind es gerade die sichtbaren Zeichen der Zeit – Kratzer, Dellen oder eine gewisse Patina –, die ein Objekt authentisch machen und seine Geschichte erzählen. Diese „perfekte Unvollkommenheit“ steigert bei Sammlern und Liebhabern häufig den Wert, da sie die Einzigartigkeit und das „gelebte Leben“ eines Gegenstandes unterstreicht.
Die Gebote kletterten schnell in die Höhe und übertrafen die Expertenschätzung bei Weitem. Die beiden Händler lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das die Schwestern sichtlich nervös, aber auch erfreut mitverfolgten.
Ein unerwarteter Rekorderlös
Am Ende setzte sich Susanne Steiger durch und sicherte sich den historischen Koffer für stolze 700 Euro. Dieser Preis lag fast fünfmal höher als der ursprüngliche Wunsch der Verkäuferinnen und übertraf selbst die optimistischste Schätzung des Experten deutlich.
Für die beiden Schwestern war der Ausgang ein voller Erfolg. „Es war furchtbar aufregend“, gestand die Kölnerin Inez Grote-Fietta nach dem Verkauf. Sie verließen die Sendung mit einem Betrag, mit dem sie niemals gerechnet hätten, und dem Wissen, dass der Koffer ihrer Urgroßmutter in gute Hände kommt und seine Geschichte weiterlebt.




