Die deutsche Musikwelt trauert um eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten. Dieter Weidenfeld, der als Entdecker und langjähriger Mentor von Schlagerstar Howard Carpendale bekannt wurde, ist im Alter von 95 Jahren in München verstorben. Der gebürtige Kölner galt als einer der einflussreichsten Manager und Produzenten der deutschen Nachkriegszeit.
Über Jahrzehnte hinweg formte er die Karrieren zahlreicher Künstler und hinterlässt ein bedeutendes Erbe in der Schlager- und Unterhaltungsbranche. Sein Gespür für Talente und sein strategisches Geschick machten ihn zu einer Schlüsselfigur hinter den Kulissen des Erfolgs.
Das Wichtigste in Kürze
- Dieter Weidenfeld, Entdecker von Howard Carpendale, ist im Alter von 95 Jahren gestorben.
 - Er war als Musikmanager, Produzent, Autor und Regisseur tätig.
 - Weidenfeld betreute Stars wie Udo Jürgens, Rex Gildo und Peter Kraus.
 - Er war maßgeblich dafür verantwortlich, Howard Carpendale zum deutschsprachigen Gesang zu bewegen.
 - Bis 2024 war er noch als Manager für den Sänger Matthias Reim aktiv.
 
Ein Leben für die Musikszene
Dieter Weidenfeld war weit mehr als nur ein Manager. Seine Karriere war facettenreich und umspannte verschiedene Bereiche der Unterhaltungsindustrie. Er agierte als Musik- und TV-Produzent, schrieb Drehbücher und Bücher, führte Regie und stand sogar selbst als Schauspieler vor der Kamera.
Seine Arbeit prägte die deutsche Musiklandschaft nachhaltig. Die Liste der von ihm betreuten Künstler liest sich wie das „Who is Who“ des deutschen Schlagers. Neben Howard Carpendale zählten Legenden wie Udo Jürgens, Rex Gildo und Peter Kraus zu seinen Schützlingen. Auch internationale Stars wie Al Bano und Romina Power vertrauten auf sein Können.
Auch im Kölner Kulturleben war Weidenfeld fest verankert. So ging er beispielsweise mit der unvergessenen Volksschauspielerin Trude Herr auf Theatertournee. Zeitweise leitete er als Chef die Geschicke der Plattenfirma EMI in Köln und festigte von dort aus seinen Einfluss auf die Branche.
Die Entdeckung von Howard Carpendale
Die wohl bekannteste Erfolgsgeschichte in Weidenfelds Karriere ist die Entdeckung und der Aufbau von Howard Carpendale. Als der junge Südafrikaner nach Deutschland kam, versuchte er zunächst mit einer Band und später als Solokünstler Fuß zu fassen, jedoch ohne nennenswerten Erfolg.
Das änderte sich schlagartig, als er auf Dieter Weidenfeld traf. Der Produzent erkannte sofort das Potenzial des Sängers mit dem charmanten Akzent. Weidenfeld war es, der die entscheidenden Weichen für eine beispiellose Karriere stellte.
Ein neues Image für den Erfolg
Weidenfeld überzeugte Carpendale, seine Musik auf Deutsch zu präsentieren. Dies war ein strategischer Schachzug, um ihn als exotischen Gegenentwurf zu etablierten Größen wie Peter Alexander zu positionieren. Doch die Veränderung ging über die Sprache hinaus.
Der Wandel zum Schlagerstar
Berichten zufolge veranlasste Weidenfeld eine komplette Image-Korrektur. Er riet Carpendale, das auffällige Pailletten-Hemd abzulegen und schickte ihn zu einem modernen Friseur. Das Ergebnis war ein zugänglicherer und massenkompatibler Look, der perfekt zur neuen musikalischen Ausrichtung passte.
Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Mit der deutschen Version des Beatles-Hits „Obladi-Oblada“ und dem Titel „Indianapolis“ wurde Carpendale einem breiteren Publikum bekannt. Der endgültige Durchbruch gelang ihm mit „Das schöne Mädchen von Seite 1“, das zur Nummer eins der Charts aufstieg.
Ein unermüdlicher Tausendsassa
Auch im hohen Alter dachte Dieter Weidenfeld nicht an den Ruhestand. Seine Leidenschaft für die Musik und sein Engagement für seine Künstler blieben ungebrochen. Bis ins Jahr 2024 war er noch aktiv als Manager für den Schlagerstar Matthias Reim tätig.
Vielseitige Interessen
Nach Angaben seiner Familie war Dieter Weidenfeld nicht nur beruflich ein Multitalent. Er war begeisterter Privatpilot und flog sowohl Cessna-Flugzeuge als auch Hubschrauber. Zudem war er ein ambitionierter Schach- und Tennisspieler sowie ein passionierter Koch und Gourmet.
Sein akademischer Hintergrund in Volkswirtschaft und Soziologie gab ihm möglicherweise das analytische Rüstzeug für seine erfolgreiche Karriere in der oft unberechenbaren Musikbranche. Er verstand es, Kunst und Kommerz auf einzigartige Weise zu verbinden.
Ein bleibendes Vermächtnis
Mit dem Tod von Dieter Weidenfeld verliert die deutsche Unterhaltungsbranche eine ihrer letzten großen Patriarchen. Er war ein Mann, der nicht im Rampenlicht stand, aber das Licht für viele andere zum Leuchten brachte. Sein Einfluss auf die Karrieren zahlreicher Stars und die Entwicklung des deutschen Schlagers ist unbestreitbar.
Als Howard Carpendale im Jahr 2003 in Köln sein vermeintliches Abschiedskonzert gab, stand Weidenfeld an seiner Seite. Und auch als der Sänger später sein Comeback feierte, war sein Mentor weiterhin für ihn da. Diese langjährige Partnerschaft ist ein Symbol für die Loyalität und den Weitblick, die Dieter Weidenfeld auszeichneten.
Er hinterlässt seine Frau Valerie, seine Tochter, die Autorin Nathalie Weidenfeld, sowie drei Enkelkinder. Sein Vermächtnis lebt in den unzähligen Melodien und Erfolgsgeschichten weiter, die er möglich gemacht hat.




