Eine Kölner Rockband steht überraschend auf der Vornominierungsliste für die Grammy-Awards 2026. Plainride, eine seit 2013 in der lokalen Szene aktive Gruppe, hat es mit ihrem Song „Witchy Woman“ in die Auswahl für die Kategorie „Best Rock Performance“ geschafft. Die Nachricht sorgt in der Kölner Musikwelt für Aufsehen.
Der Weg auf die renommierte Liste gelang durch einen internen Mechanismus: Gitarrist Bob Vogston ist stimmberechtigtes Mitglied der Recording Academy, die für die Vergabe der Preise verantwortlich ist. Dies ermöglichte es der Band, ihren Song für die prestigeträchtige Auszeichnung einzureichen, die Ende Januar 2026 in Los Angeles verliehen wird.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Kölner Band Plainride steht auf der Vornominierungsliste für die Grammy Awards 2026.
- Ihr Song „Witchy Woman“ wurde in der Kategorie „Best Rock Performance“ eingereicht.
- Die Einreichung war möglich, da Gitarrist Bob Vogston Mitglied der stimmberechtigten Recording Academy ist.
- Die Band betrachtet die Aufnahme in die Liste bereits als großen Erfolg, unabhängig vom weiteren Verlauf.
Ein Kölner Musiker öffnet die Tür nach Hollywood
Die Nachricht, dass eine relativ unbekannte Band aus Köln im Rennen um einen Grammy ist, wirft Fragen auf. Die Antwort liegt in der Struktur der Preisverleihung selbst. Die Recording Academy besteht aus Tausenden von Musikschaffenden weltweit, die berechtigt sind, Vorschläge einzureichen und abzustimmen.
Einer von ihnen ist Bob Vogston, der 27-jährige Gitarrist von Plainride. Neben seiner Tätigkeit in der Band betreibt er das professionelle Tonstudio „Lipaka“ in Hennef. Seine Mitgliedschaft in der Academy gab der Band die seltene Gelegenheit, sich direkt für die Grammys zu bewerben.
„Wir haben sozusagen die Gunst der Stunde genutzt“, erklärte Sänger und Gitarrist Max „Rebel“ Holtz (32). Er betonte, dass die Band sich keine realistischen Chancen auf eine der fünf finalen Nominierungen ausrechne. Dennoch sei die bloße Erwähnung ein riesiger Erfolg. „Allein die Tatsache, dass die Recording Academy uns nun auf dem Radar hat, ist mehr, als wir je zu träumen gewagt hätten“, so Holtz.
Vom Proberaum in Köln auf die großen Bühnen
Plainride wurde 2013 gegründet und hat sich über die Jahre eine treue Fangemeinde erspielt. Zur Gründungsformation gehörte auch Schlagzeuger Andreas Dürscheid, der heute bei der bekannten Kölsch-Rockband Lupo spielt. Die aktuelle Besetzung besteht aus Sänger Max „Rebel“ Holtz, Schlagzeuger Florian Schlenker, Gitarrist Bob Vogston und Bassist Phil Max.
Die Band kann bereits auf beachtliche Erfolge zurückblicken. Zu den Höhepunkten ihrer Karriere zählen zwei Auftritte beim legendären Wacken Open Air, dem größten Heavy-Metal-Festival der Welt. Diese Auftritte festigten ihren Ruf als energiegeladene Live-Band.
Deutschlands Rock-Exporte
Der internationale Erfolg für deutschsprachige oder aus Deutschland stammende Rockbands ist selten. Bands wie die Scorpions und Rammstein gelten als die großen Ausnahmen, die weltweit kommerziellen Erfolg mit englisch- bzw. deutschsprachiger Rockmusik erzielen konnten. Für die meisten anderen Bands bleibt der Durchbruch im Ausland eine große Herausforderung.
Im Jahr 2023 unternahm die Band eine ausgedehnte Europatournee als Vorgruppe der US-amerikanischen Heavy-Metal-Band „Corrosion of Conformity“. Im Rahmen dieser Tour wurde ihr Konzert im Kölner Club Luxor vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) für die Kultsendung „Rockpalast“ aufgezeichnet. Bis heute hat Plainride drei Studioalben veröffentlicht und verzeichnet Millionen von Streams auf Plattformen wie Spotify.
Zwischen Rockbühne und Bundestag
Das Leben der Bandmitglieder findet nicht nur auf der Bühne statt. Frontmann Max Holtz hat einen Abschluss in Psychologie und arbeitet hauptberuflich als Social-Media-Manager für die Bundestagsabgeordnete Caren Ley. Dieser Spagat zwischen Musikkarriere und einem bürgerlichen Beruf ist für viele Musiker in Deutschland Realität.
„Es ist schwierig, mit englischsprachiger Rockmusik aus Deutschland Geld zu verdienen.“
- Max „Rebel“ Holtz, Sänger von Plainride
Diese Aussage von Holtz verdeutlicht die wirtschaftlichen Hürden, mit denen Bands konfrontiert sind, die nicht dem Mainstream entsprechen. Der deutsche Musikmarkt wird stark von deutschsprachiger Pop- und Schlagermusik dominiert, was es für Rockbands mit internationalen Ambitionen erschwert, eine nachhaltige Karriere aufzubauen.
Die Konkurrenz ist hochkarätig
Die Kategorie „Best Rock Performance“ ist traditionell hart umkämpft und wird von globalen Superstars dominiert. Ein Blick auf die jüngsten Gewinner zeigt das Kaliber der Konkurrenz, mit der sich Plainride nun misst.
Grammy-Gewinner 2025
- Best Rock Performance: The Beatles – „Now and Then“
- Best Rock Song: St. Vincent – „Broken Man“
- Best Rock Album: The Rolling Stones – „Hackney Diamonds“
Diese Namen verdeutlichen, in welcher Liga die Kölner Band nun zumindest vorläufig mitspielt. Auch wenn der Weg zu einer finalen Nominierung weit ist, stellt die Aufnahme in die Vornominierungsliste einen unschätzbaren Erfolg für Plainride dar. Es ist eine Anerkennung ihrer jahrelangen harten Arbeit und ein Beweis dafür, dass auch Kölner Musiker das Potenzial haben, auf der internationalen Bühne wahrgenommen zu werden.




