In Köln-Bayenthal hat ein neues Restaurant mit einem außergewöhnlichen Konzept eröffnet. Bei „Omagerichte“ in der Alteburger Straße wird jeden Abend nur ein einziges traditionelles Gericht serviert, zubereitet von einer Großmutter nach ihrem persönlichen Familienrezept. Ziel ist es, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen und Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Gericht pro Abend: Jeden Tag steht ein anderes traditionelles Gericht im Mittelpunkt, gekocht von einer anderen Oma.
- Gemeinschaftliches Erlebnis: Gäste sitzen an großen Tischen und teilen sich das Essen aus Töpfen, um die Geselligkeit zu fördern.
- Nachhaltiges Modell: Durch Vorab-Reservierung und -Bezahlung wird die Lebensmittelverschwendung auf ein Minimum reduziert.
- Familiäre Atmosphäre: Das Konzept zielt darauf ab, das Gefühl eines gemeinsamen Essens im Kreis der Familie nachzubilden.
Ein einzigartiges Konzept für Köln
Seit Ende August bereichert das Restaurant „Omagerichte“ die Kölner Gastronomieszene. Anstatt einer umfangreichen Speisekarte finden Gäste hier ein täglich wechselndes Hauptgericht. Die Besonderheit: Jedes Gericht, ob Rouladen, Gulasch oder Königsberger Klopse, wird von einer erfahrenen Großmutter gemeinsam mit einem professionellen Koch zubereitet.
Das Restaurant befindet sich in der Alteburger Straße im Stadtteil Bayenthal. Laut Geschäftsführer Axel Brinkmann steht hinter der Idee mehr als nur das Servieren von Speisen. „Wir wollen ein Gefühl transportieren“, erklärt er. Das Erlebnis soll die Gäste an Besuche bei den eigenen Großeltern erinnern, bei denen das gemeinsame Essen im Mittelpunkt stand.
Wie das System funktioniert
Wer bei „Omagerichte“ essen möchte, muss im Voraus einen Platz reservieren. Die Bezahlung für das Menü, das auch eine vegetarische Alternative umfasst, sowie für Getränke erfolgt ebenfalls vorab online. Dieses Vorgehen hat laut Brinkmann mehrere Vorteile.
Zum einen ermöglicht es eine genaue Planung der benötigten Lebensmittelmengen, was die Verschwendung von Nahrungsmitteln drastisch reduziert. Zum anderen entfällt am Ende des Abends die oft umständliche Abrechnung. „Es soll sich wie ein Familienessen anfühlen, bei dem man nicht darüber nachdenken muss, wer was bezahlt“, so der Gründer.
Inspiration aus New York und der Nachbarschaft
Die Idee für „Omagerichte“ entwickelte sich während der Corona-Zeit. Axel Brinkmann wurde durch eine Fernsehsendung auf ein ähnliches Restaurant in New York aufmerksam, in dem ebenfalls Großmütter kochen. Den entscheidenden Anstoß gab jedoch ein Abendessen bei einem Freund. „Es gab Schnibbelbohnensuppe, ein typisches Oma-Gericht“, erinnert sich Brinkmann. Dieser Moment festigte seinen Entschluss, das Konzept in abgewandelter Form nach Köln zu bringen.
Gemeinschaft am großen Tisch
Ein zentrales Element des Konzepts ist die Geselligkeit. Die Gäste sitzen nicht an separaten kleinen Tischen, sondern an großen, gemeinschaftlichen Tafeln. Wer zu zweit kommt, lernt unweigerlich neue Leute kennen und kommt mit anderen ins Gespräch. Diese Anordnung soll bewusst Barrieren abbauen und den Austausch fördern.
Auch die Art des Servierens unterstützt diesen Gedanken. Statt einzelner Teller werden große Töpfe und Schüsseln auf den Tisch gestellt, aus denen sich jeder selbst bedient – genau wie bei einem Sonntagsessen im Kreis der Familie. Dieser Akt des Teilens stärkt das Gemeinschaftsgefühl zusätzlich.
Zahlen und Fakten zu „Omagerichte“
- 1 Gericht pro Abend (plus vegetarische Option)
- Standort: Alteburger Straße, Köln-Bayenthal
- Konzept: Gemeinschaftstische und Vorab-Bezahlung
- Ziel: Reduzierung von Lebensmittelabfällen und Förderung der Gemeinschaft
Die Omas im Mittelpunkt
Die eigentlichen Stars des Restaurants sind die Großmütter, die ihre Rezepte und ihre Kochkunst einbringen. Für viele von ihnen ist die Arbeit bei „Omagerichte“ mehr als nur ein Job. Es ist eine Möglichkeit, aktiv zu bleiben, ihre Leidenschaft zu teilen und soziale Kontakte zu pflegen.
Eine dieser Köchinnen ist Oma Monika. Sie erzählt, dass sie nach dem Tod ihres Mannes viel Zeit allein verbrachte. Nun hat sie eine neue, erfüllende Aufgabe gefunden. Ihr Spezialgericht sind Königsberger Klopse, ein Klassiker der deutschen Küche.
„Meine Enkelin wollte früher mindestens einmal in der Woche meine Königsberger Klopse essen. Sie hatte sie so gerne, dass ich sie jetzt hier im Restaurant als mein Gericht für die Gäste koche.“
Die Omas sind oft nicht nur in der Küche anzutreffen. Viele von ihnen mischen sich während des Abends unter die Gäste, erzählen Geschichten zu ihren Gerichten oder genießen die Gesellschaft. „Die eine oder andere Oma trinkt dann auch ein Schnäpschen mit den Gästen“, berichtet Axel Brinkmann schmunzelnd.
Zukunftspläne und Wachstum
Das erste Restaurant in Köln ist laut Brinkmann nur der Anfang. Das Geschäftsmodell sei von Beginn an „auf Wachstum ausgelegt“. Er kann sich vorstellen, das Konzept in Zukunft auch an anderen Standorten zu etablieren, möglicherweise über ein Franchisesystem.
Der Erfolg in den ersten Wochen scheint ihm recht zu geben. Die Kombination aus traditioneller Hausmannskost, einem starken Gemeinschaftsgefühl und einem nachhaltigen Ansatz trifft offenbar den Nerv der Zeit. Das Konzept zeigt, dass ein Restaurantbesuch mehr sein kann als nur eine Mahlzeit – es kann zu einem sozialen Ereignis werden, das Menschen verbindet.




