Der Kölner Karneval hat sich zu einem noch größeren Wirtschaftsfaktor für die Stadt entwickelt. Eine aktuelle Studie zeigt, dass der Umsatz der „fünften Jahreszeit“ im Vergleich zur letzten Erhebung vor der Pandemie um 40 Prozent gestiegen ist und nun bei geschätzten 850 Millionen Euro pro Session liegt. Dieser Anstieg ist jedoch nicht nur auf mehr Besucher, sondern auch auf deutlich gestiegene Preise zurückzuführen.
Das Wichtigste in Kürze
- Gesamtumsatz: Der Kölner Karneval generierte in der vergangenen Session rund 850 Millionen Euro, ein Anstieg um 250 Millionen Euro seit 2019.
 - Arbeitsplätze: Die Veranstaltung sichert etwa 6.500 Arbeitsplätze in der Region.
 - Tourismus-Boom: Die Zahl der Übernachtungen stieg um 90.000 auf insgesamt 470.000.
 - Preisanstieg: Die Kosten für Feiernde sind deutlich stärker gestiegen als die allgemeine Inflationsrate.
 
Ein Wirtschaftsmotor in Krisenzeiten
Während viele Wirtschaftsbereiche mit Stagnation kämpfen, zeigt der Kölner Karneval eine bemerkenswerte Widerstandsfähigkeit. Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hat in Zusammenarbeit mit der Rheinischen Hochschule Köln die wirtschaftliche Bedeutung des Kölner Kulturguts analysiert. Die Ergebnisse, die auf der letzten Studie aus der Session 2018/19 aufbauen, wurden kürzlich vorgestellt.
Die Untersuchung beziffert die Gesamtwirtschaftskraft auf 850 Millionen Euro. Dies entspricht einer Steigerung von rund 40 Prozent im Vergleich zu den 600 Millionen Euro, die vor der Corona-Pandemie erwirtschaftet wurden. Diese Summe sichert direkt und indirekt rund 6.500 Arbeitsplätze in Köln und der umliegenden Region.
Karneval in Zahlen (Session 2024/25)
- 2,1 Millionen Besucher bei den Umzügen
 - 1 Million Gäste bei Sitzungen und Bällen
 - 1,6 Millionen verkaufte Kostüme
 - 120.000 verliehene Orden
 - 30.000 ehrenamtliche Helfer in den Vereinen
 
Die Zahlen verdeutlichen die enorme Dimension des Ereignisses. Allein die Umzüge zogen über zwei Millionen Menschen an, während eine Million Karnevalisten die zahlreichen Sitzungen und Bälle besuchten.
Tourismus und Gastronomie als Hauptgewinner
Den größten Zuwachs verzeichnete der Bereich „Touristik und Veranstaltungen“. Hier stieg die Wertschöpfung um beeindruckende 70 Prozent. Ein wesentlicher Treiber dafür war der Anstieg der Übernachtungszahlen. Die Kölner Hotellerie registrierte 470.000 Übernachtungen im Zusammenhang mit dem Karneval, was 90.000 mehr sind als noch 2019.
Diese Übernachtungen führten zu geschätzten Ausgaben von 109 Millionen Euro. Davon fließen rund fünf Prozent über die Bettensteuer direkt in die Stadtkasse. Dennis Utzerath, Managing Partner bei BCG, betont die Bedeutung dieser Entwicklung.
„Die Wirtschaftskraft des Karnevals hat sich stark weiterentwickelt und ist ein absoluter Aktivposten für die Stadt Köln.“
Auch die Gastronomie profitierte erheblich. Mit einem Umsatz von 355 Millionen Euro verzeichnete sie ein Plus von 38 Prozent. Laut den Studienautoren blieb der Konsum pro Kopf dabei auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Pandemie, was bedeutet, dass der Umsatzanstieg vor allem durch die gestiegenen Preise und die höhere Besucherzahl zustande kam.
Die Kehrseite: Deutlich höhere Preise für Feiernde
Der wirtschaftliche Erfolg hat für die Karnevalisten jedoch seinen Preis. Die Studie zeigt, dass der Umsatzanstieg zu einem großen Teil auf die Inflation zurückzuführen ist. Allerdings haben sich die Preise im Karnevalsumfeld deutlich stärker erhöht als der allgemeine Verbraucherpreisindex. Während die kumulierte Inflation seit 2019 bei etwa 20 Prozent liegt, verteuerte sich das Karnevalsvergnügen um rund 40 Prozent.
Beispiel Kölschpreis
Ein konkretes Beispiel ist der Preis für ein Glas Kölsch. Kostete ein 0,2-Liter-Glas 2019 im Durchschnitt zwischen 1,80 und 1,90 Euro, liegt der Preis heute in den meisten Kneipen bei etwa 2,30 Euro. Das entspricht einer Steigerung von über 25 Prozent in wenigen Jahren.
Gesellschaftliche Wahrnehmung
Die Studie befragte auch rund 5.300 Menschen zur Wahrnehmung des Karnevals. 95 Prozent bezeichneten ihn als „kulturelles Highlight“. Gleichzeitig gibt es auch Kritik: Jeder Fünfte (21,7 %) empfindet den Karneval als zu kommerziell. Knapp ein Drittel (30,7 %) stimmte der Aussage zu, dass es sich um ein „ausuferndes Saufgelage“ handele.
Herausforderungen für die Zukunft
Trotz der positiven Wirtschaftszahlen blickt das Festkomitee Kölner Karneval mit Sorge auf die Kostenentwicklung. Präsident Christoph Kuckelkorn wies auf extreme Steigerungen in den Bereichen Personal, Sicherheit und Produktion hin. Diese Kosten belasten vor allem das nicht-kommerzielle Brauchtum und die ehrenamtlich organisierten Vereine.
„Wir brauchen kreative Lösungsansätze, um gerade das nicht-kommerzielle Brauchtum langfristig mit einer sicheren Finanzierung aufzustellen“, erklärte Kuckelkorn. Er kündigte an, diese Aufgabe gemeinsam mit der neuen Stadtspitze angehen zu wollen, um die Zukunft des Kölner Kulturguts zu sichern.
Die Studie bestätigt somit zweierlei: Der Kölner Karneval ist ein robuster und wachsender Wirtschaftszweig, der für die Stadt von enormer Bedeutung ist. Gleichzeitig stellt die Kostenexplosion eine ernsthafte Herausforderung für die Vereine und die Feiernden dar, die es in den kommenden Jahren zu bewältigen gilt.




