Die weltgrößte Lebensmittelmesse Anuga öffnet in Köln ihre Tore und präsentiert die Ernährungstrends von morgen. Mit 8.000 Ausstellern aus 110 Ländern stehen vor allem nachhaltige und innovative Produkte im Fokus, darunter Fleischalternativen aus Insekten und Algen sowie pflanzliche Eier.
Vom 4. bis 8. Oktober werden auf dem Messegelände in Deutz rund 140.000 Fachbesucher erwartet. Die Veranstaltung steht unter dem Leitthema „Sustainable Growth“ (Nachhaltiges Wachstum) und zeigt, wie die Lebensmittelindustrie auf globale Herausforderungen wie Ressourcenschonung und veränderte Konsumgewohnheiten reagiert.
Wichtige Fakten zur Anuga 2025
- Die Messe findet vom 4. bis 8. Oktober in Köln statt.
- Es werden 8.000 Aussteller aus 110 Ländern und 140.000 Fachbesucher erwartet.
- Zentrale Themen sind Nachhaltigkeit, alternative Proteine und pflanzliche Ernährung.
- Aus über 1.900 Bewerbungen wurden mehr als 60 Produkte als Top-Innovationen ausgezeichnet.
Alternative Proteine im Fokus der Industrie
Ein zentraler Trend auf der diesjährigen Anuga ist die Suche nach alternativen Proteinquellen. Die Industrie reagiert damit auf den wachsenden Bedarf an nachhaltigen Lebensmitteln, die weniger Ressourcen verbrauchen als die traditionelle Fleischproduktion. Produkte wie BBQ-Jerky auf Grillenbasis oder pflanzlich hergestellte „Poached Eggs“ verdeutlichen diesen Wandel.
Bastian Mingers, Geschäftsbereichsleiter bei der Messe Köln, hofft, dass solche Innovationen „die Supermarktregale und Speisekarten von morgen prägen“ werden. Er sieht darin eine klare Bewegung hin zu einer bewussteren Ernährung.
Carpaccio mit Algenanteil als Beispiel
Ein konkretes Beispiel für diesen Trend ist ein Rinder-Carpaccio der niederländischen Marke Selektmeat. Das Produkt enthält einen Algenanteil von 25 Prozent. Laut Herstellerangaben führt dies nicht nur zu einem besonderen Geschmack, sondern hat auch erhebliche ökologische Vorteile.
Vorteile des Algen-Carpaccios
- Reduzierte Nutzung von Ackerland.
- Geringerer CO2-Ausstoß bei der Herstellung.
- Einsparung von Millionen Litern Wasser im Vergleich zu reinem Rindfleisch.
Dieses Produkt ist eine von über 60 Innovationen, die von einer internationalen Jury aus 1.900 Einreichungen ausgewählt wurden. Die Kriterien für die Auszeichnung waren neben der Idee auch Nachhaltigkeit, Marktpotenzial und eine kreative Umsetzung.
Der schwierige Weg vom Trend zum Verkaufsschlager
Obwohl die Ideenvielfalt groß ist, bleibt der Erfolg im Supermarktregal die größte Hürde. Christoph Minhoff, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), betont, dass der Geschmack letztendlich über den Kauf entscheidet.
„Geschmack ist wichtiger als Inhalt“, erklärt Minhoff mit Blick auf das Kaufverhalten. Er fügt hinzu: „Viele Verbraucher kaufen eben das, was sie kennen.“
Der deutsche Lebensmittelmarkt ist hart umkämpft. Laut BVE gibt es rund 180.000 verschiedene Produkte im Handel. Jährlich verschwinden etwa 40.000 davon und werden durch Neuheiten ersetzt. Für innovative Produkte ist es daher schwierig, sich dauerhaft zu etablieren.
Marktdynamik in Deutschland
Die hohe Zahl an Produktneueinführungen und das gleichzeitig traditionelle Kaufverhalten vieler Konsumenten schaffen ein Spannungsfeld. Nur Produkte, die sowohl geschmacklich überzeugen als auch einen klaren Mehrwert bieten, haben eine Chance, sich langfristig durchzusetzen.
Gesundheit, Regionalität und Transparenz
Neben alternativen Proteinen gewinnen auch andere Aspekte an Bedeutung. Der gesundheitliche Nutzen von Lebensmitteln rückt stärker in den Vordergrund. Produkte wie probiotische Getränke, Proteinbrote oder sogenannte „adaptogene Pilzgetränke“, die Stress reduzieren sollen, bedienen diesen Trend.
Vertrauen durch Herkunft
Eine Studie der BVE zeigt, dass Regionalität für deutsche Verbraucher ein entscheidendes Kriterium ist. 70 Prozent der Befragten gaben an, bevorzugt Lebensmittel aus Deutschland zu kaufen, weil sie der Qualität vertrauen. Minhoff interpretiert dies als den Wunsch nach Kontrolle in unsicheren Zeiten.
Die Industrie reagiert auf den Wunsch nach mehr Transparenz. Immer mehr Hersteller drucken QR-Codes auf ihre Verpackungen. Diese ermöglichen es den Verbrauchern, den Weg eines Produkts vom Feld bis ins Regal lückenlos nachzuvollziehen.
Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Notwendigkeit
Das Leitthema „Sustainable Growth“ spiegelt eine grundlegende Veränderung in der Branche wider. Die Kreislaufwirtschaft ist laut Minhoff „kein Nice-to-have mehr, sondern überlebenswichtig“. Es geht darum, Ressourcen effizienter zu nutzen und Abfallprodukte im Produktionsprozess wiederzuverwerten.
Dabei spielt auch künstliche Intelligenz (KI) eine immer größere Rolle. Eine gemeinsame Publikation von BVE und dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) zeigt, dass KI dabei hilft, die Qualitätssicherung zu verbessern, Prozesse zu steuern und den Ressourceneinsatz zu optimieren. Diese Technologien bilden die Grundlage für mehr Nachhaltigkeit und Produktivität.
Die Anuga 2025 ist somit mehr als nur eine Leistungsschau für exotische Produkte wie blauen Eistee mit Kaugummigeschmack. Sie ist ein Gradmesser dafür, wie eine globale Industrie auf die Herausforderungen von Klimawandel, Ressourcenknappheit und Krisenzeiten reagiert und welche Lösungen sie für die Ernährung der Zukunft entwickelt.




