In Köln greift eine beispiellose Welle des Vandalismus um sich. Unbekannte haben in diesem Jahr bereits fast 100 Parkscheinautomaten zerstört oder schwer beschädigt. Die Stadtverwaltung und die Polizei stehen vor einem Rätsel, während der finanzielle Schaden in die Hunderttausende geht.
Die Taten konzentrierten sich zunächst auf einzelne Stadtteile, haben sich aber inzwischen auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Ganze Straßenzüge sind betroffen, was Autofahrer vor Probleme stellt und die Behörden alarmiert.
Das Wichtigste in Kürze
- In Köln wurden seit Jahresbeginn fast 100 Parkscheinautomaten beschädigt.
- Der entstandene Sachschaden beläuft sich bereits auf über 159.000 Euro.
- Die Polizei hat bisher nur einen Tatverdächtigen ermittelt, das Motiv ist unklar.
- Andere deutsche Großstädte mit ähnlichen Parkgebühren verzeichnen kein vergleichbares Problem.
Ein alarmierender Anstieg der Zerstörungen
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Nach Angaben der Kölner Polizei wurden seit Anfang des Jahres fast 100 Fälle von Vandalismus an Parkscheinautomaten registriert. Allein die Hälfte dieser Vorfälle ereignete sich im September, was auf eine massive Eskalation hindeutet.
Die Stadtverwaltung bestätigte, dass sie bereits 54 Anzeigen erstattet hat. Die Täter gehen dabei äußerst rabiat vor: Die Automaten werden aufgebrochen, zertrümmert, mit Farbe besprüht oder auf andere Weise unbrauchbar gemacht. Betroffen sind nicht mehr nur einzelne Bezirke wie anfangs Ehrenfeld, sondern mittlerweile auch die Innenstadt und Lindenthal.
Schaden in Rekordhöhe
Der finanzielle Schaden für die Stadt Köln ist enorm. Bis Ende September summierten sich die Kosten für Reparatur und Ersatz auf 159.000 Euro. Zum Vergleich: Im gesamten Vorjahr 2024 betrug der Schaden durch Vandalismus an Parkautomaten lediglich 41.000 Euro.
Polizei und Stadtverwaltung im Dunkeln
Trotz der hohen Fallzahl tappen die Ermittler weitgehend im Dunkeln. Bisher konnte die Polizei nur in einem einzigen Fall einen Tatverdächtigen ermitteln. Die Ermittlungen zum Motiv in diesem Fall dauern jedoch noch an, wie ein Polizeisprecher erklärte.
Auch die Stadtverwaltung zeigt sich ratlos. Ein Sprecher äußerte die Vermutung, es handle sich um „blinde Zerstörungswut“. Ein Bekennerschreiben oder eine klare Botschaft der Täter gibt es bislang nicht. Diese Ungewissheit macht es schwierig, präventive Maßnahmen zu ergreifen.
Was steckt hinter den Angriffen?
Über die Motive der Täter kann nur spekuliert werden. Mehrere Szenarien werden diskutiert, doch keines scheint die Situation vollständig zu erklären.
Eine Möglichkeit ist der Frust über hohe Parkgebühren. Mit vier Euro pro Stunde gehört Köln bereits zu den teureren Städten, eine Erhöhung auf fünf Euro ist geplant. Gleichzeitig hat die Stadt Hunderte von Parkplätzen gestrichen, was den Druck auf Autofahrer weiter erhöht. Könnte dies eine Form von Protest sein?
„Das ist blinde Zerstörungswut.“ - Ein Sprecher der Stadt Köln zur aktuellen Vandalismus-Serie.
Eine andere Theorie ist die Beschaffungskriminalität. Die Täter könnten es auf das Bargeld in den Automaten abgesehen haben. Die Stadtverwaltung hält dies jedoch für weniger wahrscheinlich, da immer mehr Autofahrer bargeldlos per Karte oder App bezahlen. Der potenzielle Ertrag an Münzgeld steht oft in keinem Verhältnis zum Aufwand und Risiko der Tat.
Allerdings zeigt ein anderer Trend in Köln, dass selbst geringe Beute Täter anlocken kann: In jüngster Zeit wurden vermehrt Ladekabel von E-Auto-Ladesäulen gestohlen, vermutlich um das enthaltene Kupfer zu verkaufen.
Ein Kölner Phänomen? Der Vergleich mit anderen Städten
Der Blick auf andere deutsche Metropolen macht das Kölner Problem noch rätselhafter. Trotz teilweise ähnlicher oder sogar höherer Parkgebühren gibt es dort keine vergleichbare Zerstörungswut.
Parksituation in anderen Großstädten
- München: Hier kostet das Parken in der Altstadt nur 2,50 Euro pro Stunde. Die Stadt meldete für das laufende Jahr lediglich fünf beschädigte Automaten.
- Düsseldorf: Mit 4,50 Euro pro Stunde ist das Parken hier teurer als in Köln. Dennoch sind Vandalismusserien an Parkautomaten dort kein Thema.
- Berlin: Auch in der Hauptstadt, wo die Gebühren teils bei vier Euro liegen, ist das Phänomen unbekannt. Lediglich rund um Silvester kommt es vereinzelt zu Beschädigungen.
Diese Vergleiche legen nahe, dass die Parkgebühren allein nicht der ausschlaggebende Grund für die Zerstörungen in Köln sein können. Es scheint sich um ein spezifisches Problem der Domstadt zu handeln, dessen Ursachen tiefer liegen könnten.
Die Zukunft des Parkens: Sind Automaten ein Auslaufmodell?
Die anhaltenden Probleme werfen die Frage nach der Zukunft der Parkraumbewirtschaftung auf. Während Köln mit den Reparaturen kaum hinterherkommt, geht eine Nachbarstadt einen radikal anderen Weg.
In Bergisch Gladbach werden zum 1. Januar alle Parkscheinautomaten abgebaut. Der Stadtrat hat entschieden, dass die Instandhaltung – auch ohne mutwillige Zerstörungen – wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist. Autofahrer sollen ihre Parkgebühren dort zukünftig ausschließlich per App bezahlen.
Ob ein solches Modell auch für eine Millionenstadt wie Köln eine Lösung sein könnte, ist offen. Es würde zwar das Problem des Vandalismus an Automaten lösen, könnte aber auch Menschen ohne Smartphone oder digitale Zahlungsmittel benachteiligen. Vorerst bleibt die Stadt Köln mit einem Schaden von über 159.000 Euro und einer ungeklärten Serie von Straftaten zurück.




