Die Wasserschutzpolizei Nordrhein-Westfalen hat eine landesweite Schwerpunktaktion angekündigt, die vom 22. bis zum 26. September 2025 stattfinden wird. Im Mittelpunkt der Kontrollen auf den Binnenwasserstraßen steht die Überprüfung der Arbeits- und Ruhezeiten der Schiffsbesatzungen. Ziel der Maßnahme ist es, die Sicherheit auf den viel befahrenen Routen durch die Prävention von Übermüdung zu erhöhen.
Das Wichtigste in Kürze
- Zeitraum der Aktion: Vom 22. bis 26. September 2025.
- Fokus der Kontrollen: Einhaltung der gesetzlichen Arbeits- und Ruhezeiten der Schiffscrews.
- Ziel: Erhöhung der Sicherheit auf den Wasserstraßen durch Bekämpfung von Übermüdung am Steuer.
- Einsatzgebiet: Das gesamte Binnenschifffahrtsnetz in Nordrhein-Westfalen, koordiniert von Duisburg.
Details der landesweiten Kontrollaktion
In der letzten Septemberwoche müssen Schiffsführer und Besatzungsmitglieder auf den Flüssen und Kanälen in Nordrhein-Westfalen mit verstärkten Kontrollen rechnen. Die Wasserschutzpolizei wird eine fünftägige Schwerpunktaktion durchführen, die sich gezielt einem oft unterschätzten Sicherheitsrisiko widmet: der menschlichen Leistungsfähigkeit.
Anders als bei Routinekontrollen, bei denen oft die Ladungssicherung, technische Ausrüstung oder Umweltvorschriften im Vordergrund stehen, konzentrieren sich die Beamten diesmal ausschließlich auf die Einhaltung der Sozialvorschriften. Konkret bedeutet das, die lückenlose Dokumentation der Arbeits- und Ruhezeiten wird genauestens geprüft. Die Polizei will sicherstellen, dass die gesetzlichen Vorgaben von den Arbeitgebern eingehalten und korrekt erfasst werden.
Präzise Überprüfung der Fahrtenbücher
Die Kontrollen umfassen die Einsicht in die Fahrtenbücher und andere relevante Dokumente an Bord. Die Beamten werden die aufgezeichneten Daten analysieren, um festzustellen, ob die vorgeschriebenen Ruhephasen eingehalten wurden. Verstöße können nicht nur für die Schiffsführer, sondern auch für die verantwortlichen Reedereien Konsequenzen haben.
Gesetzliche Grundlagen der Binnenschifffahrt
Die Arbeitszeiten in der Binnenschifffahrt sind in Deutschland durch die Binnenschifffahrts-Arbeitszeitverordnung (BinSchArbZV) geregelt. Diese Verordnung legt maximale Arbeitszeiten und minimale Ruhezeiten fest, um die Gesundheit der Besatzung zu schützen und die Sicherheit des Schiffsverkehrs zu gewährleisten. Die genaue Dokumentation ist für Arbeitgeber verpflichtend.
Die unterschätzte Gefahr der Übermüdung
Übermüdung am Steuer eines Binnenschiffes ist eine erhebliche Gefahr. Ein Moment der Unaufmerksamkeit kann zu schweren Unfällen führen. Die Folgen reichen von Kollisionen mit anderen Schiffen oder Brückenpfeilern bis hin zu Grundberührungen, die nicht nur das Schiff, sondern auch die Umwelt gefährden können, insbesondere wenn Gefahrgut transportiert wird.
Die Symptome von Übermüdung, wie verlangsamte Reaktionszeiten, Fehleinschätzungen von Geschwindigkeiten und Abständen sowie Konzentrationsschwäche, sind mit denen von Alkoholeinfluss vergleichbar. Auf engen und stark befahrenen Wasserstraßen wie dem Rhein kann dies katastrophale Auswirkungen haben.
„Gerade hier am Niederrhein, wo 70 Prozent des deutschen Wasserstraßenverkehrs abgewickelt werden, ist die Kontrolle von enormer Bedeutung. Wir wollen nachhaltige Sicherheit und Rechtskonformität schaffen.“
Die Aussage von Markus Gietenbruch unterstreicht die Relevanz der Aktion. Die Initiative zielt darauf ab, ein Bewusstsein für das Problem zu schaffen und die Einhaltung der Vorschriften nachhaltig zu verbessern. Es geht nicht nur um die Bestrafung von Verstößen, sondern vor allem um Prävention.
NRW als Drehscheibe des europäischen Güterverkehrs
Nordrhein-Westfalen ist das Herzstück der deutschen Binnenschifffahrt. Mit dem Rhein als wichtigster Wasserstraße Europas und einem dichten Netz an Kanälen spielt die Region eine zentrale Rolle im innereuropäischen Gütertransport. Der Duisburger Hafen ist der größte Binnenhafen der Welt und ein entscheidender Logistikknotenpunkt.
Zahlen zur Binnenschifffahrt in NRW
- Verkehrsaufkommen: Rund 70 % des gesamten deutschen Wasserstraßenverkehrs werden auf dem Rhein in NRW abgewickelt.
- Streckennetz: Deutschland verfügt über ein Schifffahrtsnetz von etwa 6.650 Kilometern Länge, wovon ein wesentlicher Teil durch NRW verläuft.
- Koordination: Das Polizeipräsidium Duisburg ist für die gesamte Wasserschutzpolizei des Landes Nordrhein-Westfalen zuständig und koordiniert die Aktion.
Die hohe Verkehrsdichte erhöht das Risiko von Unfällen. Jede Störung, sei es durch Niedrigwasser, technische Defekte oder menschliches Versagen, kann weitreichende wirtschaftliche Folgen haben. Die Sicherstellung, dass die Schiffsbesatzungen ausgeruht und voll einsatzfähig sind, ist daher ein entscheidender Faktor für die Funktionsfähigkeit dieser wichtigen Verkehrsader.
Verantwortung von Unternehmen und Schiffsführern
Die Kontrollaktion richtet sich sowohl an die Schiffsführer als auch an die Reedereien. Während die Besatzung vor Ort für die Einhaltung der Ruhezeiten verantwortlich ist, stehen die Unternehmen in der Pflicht, die Dienstpläne so zu gestalten, dass die gesetzlichen Vorgaben überhaupt erfüllt werden können. Eine lückenlose und ehrliche Dokumentation ist dabei unerlässlich. Die Polizei will mit der Aktion ein klares Signal senden, dass die Sozialvorschriften ein integraler Bestandteil der Verkehrssicherheit sind und ihre Einhaltung konsequent überwacht wird.
Die Ergebnisse der Kontrollwoche werden nach Abschluss der Aktion ausgewertet und voraussichtlich veröffentlicht. Sie sollen Aufschluss darüber geben, wie es um die Einhaltung der Arbeits- und Ruhezeitvorschriften in der Binnenschifffahrt in NRW bestellt ist und wo möglicherweise weiterer Handlungsbedarf besteht.




