Necati A., der frühere Anführer der Hells Angels in Köln, wurde am Flughafen in Izmir festgenommen. Die türkischen Behörden werfen dem 53-Jährigen die Gründung einer kriminellen Vereinigung sowie schwere Erpressung vor. Die Festnahme erfolgte bei seiner Einreise aus Belgrad.
Wichtige Informationen
- Necati A., auch bekannt als „Neco“, wurde am 5. Oktober in Izmir, Türkei, festgenommen.
- Ihm werden die Gründung einer kriminellen Vereinigung und schwere Erpressung vorgeworfen.
- In Deutschland wurde er 2004 wegen Menschenhandels zu neun Jahren Haft verurteilt.
- Nach seiner Abschiebung im Jahr 2007 soll er weiterhin Einfluss auf die Kölner Szene ausgeübt haben.
Festnahme am Flughafen Izmir
Die türkischen Sicherheitsbehörden haben am Sonntag, dem 5. Oktober 2025, am Adnan-Menderes-Flughafen in Izmir zugegriffen. Necati A., eine bekannte Größe der internationalen Rockerszene, wurde unmittelbar nach seiner Ankunft aus der serbischen Hauptstadt Belgrad in Gewahrsam genommen. Die Operation wurde Berichten zufolge von spezialisierten Einheiten der türkischen Polizei durchgeführt.
Die Generalstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen offiziell bestätigt. Dem in Köln geborenen Mann wird vorgeworfen, eine Organisation zur Begehung von Straftaten aufgebaut zu haben. Zudem lautet ein weiterer zentraler Vorwurf auf schwere Erpressung. Nach Abschluss der polizeilichen Vernehmungen soll Necati A. einem Haftrichter vorgeführt werden, der über die Anordnung von Untersuchungshaft entscheiden wird.
Internationale Bekanntheit
Necati A. ist in internationalen Sicherheitskreisen auch unter dem Namen „Godfather of Cologne“ bekannt. Sein Einfluss reichte über Jahre von Deutschland bis in die Türkei und andere europäische Länder. Seine Festnahme wird als bedeutender Schlag gegen die organisierte Kriminalität gewertet.
Rückblick auf eine kriminelle Vergangenheit
Die kriminelle Laufbahn von Necati A. ist lang und eng mit der Stadt Köln verbunden. In den 1990er-Jahren stieg er zu einer der einflussreichsten Personen im Kölner Rotlichtmilieu auf. Er kontrollierte mehrere Bordelle, nicht nur in Köln, sondern unterhielt auch Geschäftsbeziehungen bis nach Mallorca.
Im Jahr 2002 endete seine damalige Vormachtstellung abrupt. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei nahm ihn in einer aufsehenerregenden Aktion fest. Es folgte ein langer und komplexer Gerichtsprozess, der die Strukturen der organisierten Kriminalität in der Region beleuchtete.
Verurteilung wegen Menschenhandels
Das Landgericht Köln verurteilte Necati A. im Jahr 2004 zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass er sich des schweren Menschenhandels und der Zwangsprostitution schuldig gemacht hatte. Das Urteil war damals ein klares Signal der Justiz gegen die Ausbeutung von Frauen im Rotlichtmilieu.
Abschiebung und Einreiseverbot
Nachdem Necati A. einen Teil seiner neunjährigen Haftstrafe verbüßt hatte, wurde er 2007 von den deutschen Behörden in die Türkei abgeschoben. Gleichzeitig wurde gegen ihn ein lebenslanges Einreiseverbot für Deutschland verhängt, um eine Rückkehr und eine Fortsetzung seiner kriminellen Aktivitäten zu unterbinden.
Einfluss aus der Ferne
Trotz seiner Abschiebung und des Aufenthalts in der Türkei soll Necati A. seinen Einfluss auf die Kölner Unterwelt nie vollständig verloren haben. Ermittler gehen davon aus, dass er von seinem Wohnsitz in Izmir aus weiterhin die Türsteherszene in Köln und Umgebung über Mittelsmänner und Vertraute steuerte.
In der Türkei baute er seine Machtposition innerhalb der Rockerszene weiter aus. Er wurde zum Präsidenten des Chapters „Hells Angels MC Nomads Türkei“ ernannt, einer überregional agierenden Gruppierung des Motorradclubs. Dies festigte seinen Status als eine Schlüsselfigur im internationalen Netzwerk der Hells Angels.
Frühere Festnahmen und offene Fragen
Die aktuelle Festnahme ist nicht die erste für Necati A. in der Türkei. Bereits in den Jahren 2018 und 2020 wurde er von den türkischen Behörden festgenommen. In beiden Fällen wurde er jedoch nach einiger Zeit aus der Untersuchungshaft entlassen, da die Beweislage für eine Anklageerhebung als nicht ausreichend bewertet wurde.
- 2018: Erste Festnahme in der Türkei, spätere Freilassung.
- 2020: Erneute Festnahme, ebenfalls ohne anschließende Verurteilung.
- 2025: Aktuelle Festnahme nach Einreise aus Serbien.
Vor diesem Hintergrund bleibt die Frage offen, warum Necati A. das Risiko einer erneuten Einreise in die Türkei einging, obwohl ihm klar sein musste, dass er im Visier der Behörden stand. In der Vergangenheit gab es Spekulationen darüber, dass er sich nach seiner Ausweisung aus der Slowakei nach Russland absetzen könnte. Seine Entscheidung, stattdessen nach Izmir zu fliegen, wirft Fragen zu seinen Motiven und Plänen auf, die nun Teil der laufenden Ermittlungen sein dürften.




